Summer of 84

Summer of 84

Inhalt / Kritik

Summer of 84
„Summer of 84“ // Deutschland-Start: 26. Oktober 2018 (DVD/Blu-ray)

Im Sommer 1984 gibt es wohl kein Thema, welches den kleinen Vorort Cape May mehr beschäftigt als dieses: Ein mysteriöser Serienmörder treibt sein Unwesen und hat es auf Kinder und Jugendliche abgesehen. Als erneut ein Junge verschwindet, meint Davey (Graham Verchere), ihn ausgerechnet bei Wayne Mackey (Rich Sommer) gesehen zu haben. Denn der ist nicht nur ein Nachbar von Davey, sondern auch noch Polizist. Klar, dass ihm das niemand glauben würde. Also muss der Teenager selbst aktiv werden und begibt sich mit seinen Freunden Woody (Caleb Emery), Eats (Judah Lewis) und Curtis (Cory Gruter-Andrew) auf Spurensuche. Und tatsächlich stolpern sie bei ihren Ermittlungen über jede Menge verdächtige Hinweise.

Retro ist in! Immer und immer wieder. Vor allem die 80er waren zuletzt mächtig im Trend, gerne im Zusammenhang mit etwas düsteren Geschichten. Die bekanntesten Beispiele waren sicher Stranger Things und die Stephen-King-Verfilmung Es, die Nostalgie mit einer schaurigen Atmosphäre verbinden. Summer of 84 passt da natürlich wunderbar hinein, wird sich auch viele Vergleiche gefallen lassen müssen. Dabei waren die Macher dahinter schon längst auf dem fahrenden 80s-Revival-Zug aufgesprungen, noch bevor es diesen wirklich gab.

Zurück auf der Erde

Denn schon 2015 huldigte das Künstlerkollektiv RKSS aus Québec, bestehend aus François Simard, Anouk Whissell und Yoann-Karl Whissell, diesem Jahrzehnt mit seinem Debüt Turbo Kid. Gemeinsamkeiten zwischen diesem Film und dem lang erwarteten Zweitwerk gibt es natürlich, so sind beide Streifen fest im Genrekino verwurzelt und untermalen das Geschehen mit Synthieklängen. Wenn nicht gerade Bananarama zu hören ist. Und doch, wer hier ein Turbo Kid 2.0 erwartet, der wird enttäuscht. Dafür ist der diesmal nicht von dem Trio geschriebene Film doch zu unterschiedlich, sowohl inhaltlich wie auch in Hinblick auf die Atmosphäre.

Setzte das Endzeitabenteuer auf viel Humor, blutige Auseinandersetzung, liebte gleichermaßen das Absurde wie den Trash, da ist Summer of 84 – trotz des Titels – sehr viel düsterer. Nicht das gut gelaunte Spiel mit Science-Fiction-Blödsinn und B-Movie-Ästhetik steht im Vordergrund. Es gibt blaugetränkte Bilder, eine melancholische Sehnsucht nach einem früher sowie der schmerzhafte Einstieg ins Erwachsenenleben. Noch tollen sie herum, die vier Freunde. Aber das Ende ihrer Kindheit folgt ihnen auf Schritt und Tritt, wirft unheilvolle Schatten voraus, Erinnerungen an Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers werden dabei wach.

Die Gefahr ist irgendwo da draußen

Summer of 84, das beim Sundance Filmfestival 2018 Premiere feierte, beschränkt sich dabei auffallend stark auf eben diese etwas ominöse Gefühl. Wirklich zur Sache geht es hier, anders als eben bei Turbo Kid, nicht. Das Tempo ist recht gemächlich, die spaßige Verfolgung des verdächtigen Nachbars muss immer wieder unterbrochen werden, um doch über die vier Freunde zu sprechen. Über Sorgen daheim, Streit mit der Familie. Oder über Nikki (Tiera Skovbye), der große Schwarm von Davey, Coming of Age ohne Liebe ist schließlich immer nur eine halbe Sache. Erst zum Ende hin zieht der Thriller deutlich an, wird das, was er lange Zeit andeutet.

Das wird nicht jedem gefallen, ein Crowdpleaser ist das hier definitiv nicht. Summer of 84 ist deutlich frostiger als die Kollegen, unnahbarer, auf seine Weise auch böser als die rein übernatürlichen Retro-Grusler. Ein Film, der nicht mit einem breiten Grinsen im Gesicht endet, sondern einem Schauer, der sich den Rücken entlangschleicht und dort auch nach den Credits noch zu finden ist. So ganz passt das mit der Balance hier nicht, wer nicht für Nostalgie empfänglich ist, wird ohnehin weniger glücklich sein. Aber trotz der Einschränkungen, RKSS beweist hiermit, dass sie keine Eintagsfliege sind und auch mehr können als Trash. Umso neugieriger darf man sein, wohin es die Kanadier dann beim nächsten Mal verschlagen wird.

Credits

OT: „Summer of 84“
Land: Kanada
Jahr: 2018
Regie: François Simard, Anouk Whissell, Yoann-Karl Whissell
Drehbuch: Matt Leslie, Stephen J. Smith
Musik: Le Matos
Kamera: Jean-Philippe Bernier
Besetzung: Graham Verchere, Judah Lewis, Caleb Emery, Cory Gruter-Andrew, Tiera Skovbye, Rich Sommer, Jason Gray-Stanford, Shauna Johannesen

Bilder

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Summer of 84
Fazit
Nostalgietrip der zweite: Bei „Summer of 84“ zeigt das kanadische Künstlerkollektiv RKSS erneut eine Vorliebe für die 80er. Dieses Mal erzählen sie jedoch eine Geschichte irgendwo zwischen melancholischem Coming of Age und düsterem Thriller. Die Balance stimmt nicht so ganz, gelungen ist der neue Film aber auch so.
7
von 10