The Huntsman & The Ice Queen
© Universal Pictures

The Huntsman & The Ice Queen

(„The Huntsman: Winter’s War“ directed by Cedric Nicolas-Troyan, 2016)

The Huntsman & the Ice Queen DVD
„The Huntsman & The Ice Queen“ ist seit 18. August auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray erhältlich

Die böse Königin Ravenna (Charlize Theron) ist tot, Schneewittchen auf ihrem rechtmäßigen Thron und der Jägersmann Eric (Chris Hemsworth) an einem neuen Kapitel seines Lebens angelangt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann … Wäre da nicht die Eiskönigin Freya (Emily Blunt), welche nach dem Tod ihrer Schwester die Macht des magischen Spiegels für sich beanspruchen will. Seitdem ihr in der Jugend das Herz gebrochen wurde und ihr Kind im Feuer umkam, lebt sie in ihrer eisigen Festung nördlich der Grenzen – Wo der Winter niemals endet. Dort züchtet sie ihre eigene Armee heran, bestehend aus Waisenkindern, die von klein auf in Jagd und Kampf trainiert werden. Auch Eric gehörte zur Armee der Eiskönigin, bis er sich vor einigen Jahren in die Jägerin Sara (Jessica Chastain) verliebte und damit gegen Freyas Regel verstoß. Daraufhin versuchte diese die Liebe zu entzweihen. Sara wurde ermordet und er in den reißenden Fluss geschmissen. Jahre später sieht sich der Jägersmann gezwungen, der frostigen Herrscherin ein weiteres Mal die Stirn zu bieten und trifft dabei auf seine tot geglaubte Liebe.

Das Märchen geht in die zweite Runde und legte bereits bei den Vorbereitungen eine Vollbremsung hin. Schuld war die viel diskutierte Affäre zwischen Rupert Sanders und Kristen Stewart, welche die Produktion zu einem abrupten Stillstand brachte. Die Folgen: Während er seinen Hut als Regisseur für den zweiten Part an den Nagel hängen musste, durfte sie ihre Koffer packen und wurde aus dem Drehbuch geschrieben. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. In diesem Fall bleibt von dem eigentlichen Stück Filmholz nicht mehr viel übrig. Das Drehbuch wurde gleich mehrfach überarbeitet, umgeschrieben und über den Haufen geworfen. David Koepp (Premium Rush) wurde für die erste Fassung verpflichtet; für die nächste zeichnete sich Craig Mazin (Hangover 3) verantwortlich, der bereits am ersten Teil mitwirkte; als neuer Regisseur folgte Frank Darabont (The Walking Dead), der ebenfalls ein Version vorschlug, bevor er wieder ausstieg. Schlussendlich bekam Regisseur Cedric Nicolas-Troyan den Zuschlag und beendete das jahrelange Heckmeck. Schauspielerisch darf sich Chris Hemsworth, aufgrund der fehlenden Kristen Stewart, auf mehr Dialog freuen, während Charlize Theron bis auf das große Finale leer ausgeht. Neu im filmischen Boot: Emily Blunt als Königin Freya und Jessica Chastain als Sara.

Wie auch schon beim zuletzt erschienenen Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln (2016), dem Nachfolger zum 2010 erschienenen Alice im Wunderland, wandert man bei der Fortsetzung auf eigenen kreativen Pfaden und lässt die Wurzeln des Originals weitgehend hinter sich. Neuer Regisseur, Schauspielerwechsel, gleich mehrere Drehbuchvarianten und ein erster Teil, dessen Kritiken einen Nachfolger nicht unbedingt rechtfertigen würden. Snow White & The Huntsman war sicherlich kein schlechter Film, die Stimmung intensiv, die künstlerisch inszenierten Bilder hervorragend und die Antagonistin zum Fürchten gut. Am Ende waren es die Vielzahl an charakterlosen Figuren und das mangelhaft dargestellte Schneewittchen, die aus dem märchenhaften Potential ein durchschnittliches Actiondrama machten. Jahre später ist Schneewittchen weit und breit nicht zu sehen, die sieben Zwerge bis auf zwei wegrationalisiert und der imposanten Charlize Theron wird eine talentierte Emily Blunt an die Seite gestellt, während Jessica Chastain dem nun filmführenden Chris Hemsworth eine emotionale Tiefe verleihen soll. Hut ab, man hat dazu gelernt, jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass Drehbuch und Umsetzung dem Vorgänger in nichts nachstehen und alle sind glücklich.

Mit Nichten. Es grenzt beinahe an Ironie, dass Nicolas-Troyan im ersten Teil für die visuellen Effekte zuständig war, zählten diese doch zu dessen Stärken und weichen bei seinem Filmdebüt billigen CGI Fahrten und Spezialeffekten. Zwar wird die Vorgeschichte zur Etablierung der Zeitspanne erwähnt, ist abgesehen davon aber vollkommen autark. Die weiterhin großartige Ravenna wird bis auf das große Finale vollkommen außen vor gelassen. Ihren Bruder Finn hat es wohl nie gegeben oder findet zumindest keine Erwähnung und ist deshalb auch nicht für Saras Tod verantwortlich, sondern Freya. Der einst so tugendhafte Eric ist urplötzlich ein mit One-Linern um sich schlagender Romeo. Anstatt Habgier und Neid ist das übergeordnete Thema des Films Liebe und deren Verlust. Das hätte auch funktionieren können, würde man die Thematik nicht alle fünf Sekunden mit dem Eishammer eingeprügelt bekommen. Zwergenmänner die plötzlich zwei Zwergenfrauen finden und sich verlieben, eine verlorene Frau die zu ihrem geliebten Ehemann zurückkehrt und eine Königin deren Herz gebrochen wurde und sich in eine Festung aus Eis zurückzieht. Elsa lässt grüßen.

The Huntsman & The Ice Queen ist eine kalt servierte Enttäuschung. Die Geschichte stimmt vorne und hinten nicht, die Handlung ist genauso vorhersehbar wie langweilig, die Charaktere mal unterhaltsam, dann wieder apathisch. Die Schwächen des Vorgängers wurden zwar behoben, dessen Stärken jedoch im eisigen Sturm der Einfallslosigkeit vergessen. Einziger Lichtblick ist eine durchweg emotionale Emily Blunt, die im großen Finale von Charlize Theron komplementiert wird. Sollte man sich für einen dritten Teil entscheiden, darf man hoffen, dass die Jahre der Vorbereitung mit weniger Drama und mehr kreativem Hirnschmalz verbracht werden, ansonsten droht uns allen eine filmische Eiszeit.



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Der Nachfolger zu Snow White & The Huntsman ist nicht nur geschichtlich meilenweit von der des ersten Teils entfernt, sondern auch qualitativ auf einem anderen Kontinent. Einer starken Emily Blunt, einer viel zu kurz kommenden, aber erneut überzeugenden Charlize Theron und einigen seltenen Momenten der Unterhaltung haben die Macher es dann zu verdanken, dass die Kritik dem Fass nicht den Boden ausschlägt.
4
von 10