Der Pinguin meines Lebens Penguin Lessons
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Der Pinguin meines Lebens

„Der Pinguin meines Lebens“ // Deutschland-Start: 24. April 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Tom Michell (Steve Coogan) tritt 1979 eine Stelle als Englischlehrer an einer argentinischen Eliteschule an – eine turbulentere Zeit für seinen Amtsantritt hätte er sich kaum aussuchen können. Bereits in seiner ersten Woche wird die Regierung unter Isabel Perón durch einen Militärputsch gestürzt. Um den Unruhen zu entgehen, beschließt er gemeinsam mit einem befreundeten Kollegen, ins benachbarte Uruguay zu reisen. Als er während des Urlaubs einer Frau imponieren will, rettet Tom einen Pinguin aus einem Ölfeld, allerdings erweist sich der Vogel als anhänglicher als erwartet und weicht ihm fortan nicht mehr von der Seite. Trotz aller Versuche, den Pinguin loszuwerden, bleibt ihm schließlich nichts anderes übrig, als ihn mit nach Argentinien zu nehmen und in der Schule zu verstecken. Doch bald merkt Tom, dass er durch den Pinguin Juan Salvador einen unerwarteten Zugang zu seinen unmotivierten Schülern findet, was den Beginn einer unkonventionellen Freundschaft markiert.

Pinguine gegen Faschismus

Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Tom Michell erzählt Regisseur Peter Cattaneo (Mrs. Taylor’s Singing Club) die wahre Geschichte eines Lehrers und seines gefiederten Freundes – und dabei noch viel mehr. Mit dem Beginn der argentinischen Militärdiktatur 1979 veränderte sich der Alltag in Argentinien radikal. Repression und Verhaftungen wurden zur Tagesordnung. Bestärkt durch den Schuldirektor (Jonathan Pryce) versucht Tom Michell, sich und seine Schüler weitestgehend von der politischen Realität abzuschirmen. Während er in jungen Jahren noch ein idealistischer Mensch war, der für seine Prinzipien einstand, haben ihn die Jahre zunehmend verbittert und zynisch werden lassen. Doch die Begegnungen, die er im Laufe des Films macht – nicht zuletzt durch sein neues Haustier, das er eher widerwillig aufnimmt –, bringen ihn allmählich dazu, seine ambivalente Haltung zu hinterfragen.

Wichtige Botschaft, herzlich verpackt

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Dieses Zitat von Martin Niemöller bringt die zentrale Botschaft von Der Pinguin meines Lebens auf den Punkt. Die Eliteschule existiert in einer Art abgeschotteter Blase, außerhalb des politischen Systems Argentiniens. Die Maxime lautet, möglichst neutralen Stoff zu unterrichten und die aktuelle politische Situation nicht zu thematisieren. Doch genau diese Haltung verhindert nicht nur kritisches Denken, sondern fördert passiv Gleichgültigkeit und Akzeptanz. Anfangs nimmt Tom Michell diese schuleigene Politik dankend an – er findet keinen wirklichen Zugang zu seinen Schülern und ist nicht bereit, große Anstrengungen zu unternehmen, um ihnen mehr beizubringen als nötig. Doch es ist weniger der Pinguin selbst als vielmehr die Reaktionen seines Umfelds auf das Tier, die ihn allmählich zum Umdenken bewegen. Widerwillig gesteht er sich ein, dass sein Handeln nicht mehr rein egoistisch und berechnend ist – sein neuer tierischer Begleiter wächst ihm tatsächlich ans Herz.

Durch Juan Salvador knüpft Tom erstmals seit langer Zeit engere Bindungen zu den Menschen um sich herum. Die junge, revolutionär gesinnte Tochter seiner Haushälterin weckt in ihm Erinnerungen an seine eigene jugendliche Weltsicht. Die Neugier seiner Schüler eröffnet ihm einen völlig neuen Zugang zu ihnen. All diese Stationen machen Der Pinguin meines Lebens zu einer glaubhaften, inspirierenden Geschichte über einen Mann, der sich einer späten Selbstreflexion stellt und erkennt, wie wichtig es ist, sich nicht in Zynismus und Gleichgültigkeit zu verlieren. Der ursprüngliche Lehransatz der Schule und Michells mindert die Fähigkeit der Schüler kritisch zu hinterfragen und fördert damit Ignoranz. Der Pinguin meines Lebens wird nicht müde zu implizieren, wie wichtig jugendliche Aufklärung und Bildung im Kampf gegen politische Extreme ist.



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Der Pinguin meines Lebens
fazit
„Der Pinguin meines Lebens“ erzählt die Geschichte eines Lehrers, der durch die unerwartete Begegnung mit einem Pinguin Courage, Inspiration und ein Stück weit den Sinn seines Lebens wiederfindet. Trotz gelegentlicher Längen ist der Film – getragen von Steve Coogan und einem charmanten tierischen Protagonisten – ein herzlicher, emotionaler und feinsinniger Film, der kaum einen Zuschauer kalt lassen dürfte. Seine Botschaft ist besonders in der heutigen politischen Landschaft von erschreckender Aktualität.
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