
Als Riya Ortis (Eiza González) zu sich kommt, hat sie keinerlei Erinnerungen mehr. Weder weiß sie, wer sie ist, noch was sie an diesem seltsamen Ort zu suchen hat. Offensichtlich war sie an Bord einer Raumstation, die auf einen Planeten abgestürzt ist, der Rest der Besatzung ist tot. Aber sie hat keine Ahnung, was genau dabei geschehen ist und welche Rolle sie selbst dabei spielt. Als noch ein Mann namens Brion (Aaron Paul) auftaucht, scheint sich das Blatt zu wenden, denn er ist gekommen, um sie zu retten. Doch das Misstrauen auf beiden Seiten ist groß, da sie nicht wissen, was sie voneinander halten sollen – und ob das überhaupt stimmt, was sie sagen …
Versteckter Science-Fiction-Horror
Dass die Streamingdienste nicht besonders gut darin sind, die eigenen Titel zu promoten, ist kein Geheimnis. Da erscheinen ständig irgendwelche Filme und Serien, für die keinerlei Werbung gemacht. Der vielleicht extremste Fall ist jedoch Amazon Prime Video, bei denen regelmäßig irgendwelche Sachen erscheinen, die nicht in den monatlichen Ankündigungslisten auftauchen. Bei kleineren Produktionen ließe sich das noch erklären. Warum aber The Order und Tyler Perry’s Doppelspiel nicht mal in den Pressemitteilungen erwähnt werden, verwundert dann schon angesichts der großen Namen. Nun kommt mit Ash ein weiterer solcher Film, der irgendwie vom Himmel gefallen ist, obwohl man durchaus marketingtechnisch einiges draus hätte machen können.
Wobei der Horror-Science-Fiction-Mix sehr kontrovers aufgenommen wird, ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist das hier aufgrund der surrealen Ausrichtung schon. Das wiederum sollte niemanden überraschen, der 2017 Kuso gesehen hat. Dabei handelte es sich um eine ausgiebig mit Körperflüssigkeiten hantierende Horrorkomödie, mit denen der Rapper Flying Lotus sein Regiedebüt feierte. Anschließend lieferte er einen Beitrag für die Horroranthologie V/H/S/99 (2022). Mit Ash kommt nun sein zweiter Langfilm, der ebenfalls dem Genre treubleibt. Im Gegensatz zu seinem Erstlingswerk ist das hier aber deutlich ernster, was auch damit zusammenhängen könnte, dass er dieses Mal mit dem Drehbuch nichts zu tun hatte und er deshalb inhaltlich nichts beizutragen hatte.
Surrealer Trip
Drehbuchautor Jonni Remmler, den man hierzulande durch seine Beiträge zum Fernsehkrimi Das Quartett kennt, orientiert sich bei seinem Werk an bekannten Genregrößen. An Filmen über tödliche Bedrohungen im Weltall mangelt es nicht unbedingt. Auch die Idee, dass die Hauptfigur zu Beginn der Geschichte ohne Erinnerung zu sich kommt, ist alles andere als originell. Grundsätzlich funktioniert das hier dann schon, man will schließlich wissen, was da vorgefallen ist. Warum sind all diese Leute tot? Was hat Riya dazu beigetragen? Und was hat es mit Brion auf sich? Dennoch, für den Inhalt wird sich niemand an Ash erinnern. Einzelne nette Elemente wie der japanisch sprechende Roboter sind nicht genug, um den generischen Inhalt auszugleichen.
Und doch ist der Sci-Fi-Horror-Mix, der auf dem South by Southwest Festival 2024 Premiere feierte, durchaus sehenswert. Der starke Einsatz von Farben, die Verfremdungselemente, der Hang zum Surrealen: Ash wird zu einem ganz eigenen Trip, der durchaus faszinierend sein kann. Und verstörend, man verschmilzt hier mit einem Alptraum, der für die bekannten Geschichten ungewöhnliche Bilder findet. Dafür muss man natürlich empfänglich sein. Wer sich nicht auf diese visuellen Abgründe einlassen kann, wird von diesem rotgetränkten Bewusstseinsstrom verwirrt sein, vielleicht auch gelangweilt. Inmitten der oft austauschbaren Beiträge auf den Streamingdiensten sticht dieser hier aber durchaus hervor, weshalb es dem atmosphärischen Film zu wünschen wäre, dass er ein bisschen mehr Aufmerksamkeit bekommt.
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