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Barnaby Metschurat als KommissarRupert in "Ostfriesenwut" (© ZDF/Sandra Hoever/Doro Götz)

Barnaby Metschurat [Interview]

Seit einigen Jahren schon spielt Barnaby Metschurat in den Ostfrieslandkrimis Kommissar Rupert, der seinem Team mit Rat und Tat und so manch bissigem Spruch zur Seite steht. Auch im neunten Teil Ostfriesenwut ist er mit von der Partie und steht plötzlich zwischen den Fronten. Anlässlich der Ausstrahlung am 30. Dezember 2023 im ZDF haben wir uns mit dem Schauspieler über seine Rolle, die bisherigen Erfahrungen, aber auch zukünftige Pläne unterhalten.

Die Ostfrieslandkrimis laufen seit 2017, Ostfriesenwut ist bereits der neunte Teil der Reihe. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit. Was zeichnet sie in deinen Augen aus?

Das ist keine Selbstverständlichkeit, stimmt. Für mich ist die Reihe eine ganz besondere Mischung aus Blut, Sex und Humor. Da werden die Romane von Klaus-Peter Wolf schon gut umgesetzt.

Kennst du diese Romane denn selbst? Hast du sie gelesen?

Immer mal wieder. Ich komme aber kaum hinterher, er schreibt ja so viel. Er hat einen Output, das ist der Wahnsinn.

Sind diese Bücher für die Filme relevant? Lässt du dich von ihnen beeinflussen?

Das nicht. Ich hatte das Glück, relativ viel Freiheit zu haben und Rupert anders zu spielen, als er geschrieben war, gerade in den ersten Büchern. Teilweise machen wir es auch so, dass wir mehrere Bücher zu einem Drehbuch machen, also Ideen aus mehreren Romanen nehmen. So ein Film ist dann doch noch mal etwas anderes, das kannst du nicht einfach eins zu eins abfilmen. Ich würde es auch gar nicht schaffen, alle Bücher rechtzeitig zu lesen vor dem Dreh. Dafür sind es jetzt einfach zu viele. Und dann gab es ja noch die Reihe über Rupert. Wolf hat eine Trilogie geschrieben, in denen Rupert im Mittelpunkt steht.

Gab es denn mal Pläne, diese Bücher auch zu verfilmen als eine Art Spin-off?

Oh ja! Das schwirrt immer noch so rum beim ZDF. Vermutlich liegt es nicht ganz oben auf den entsprechenden Tischen. Aber vielleicht kommt es noch mal zum Vorschein. Es gibt auf jeden Fall den Wunsch vom Autor, der Produktion und mir, auch einmal mehr an den Rupert heranzugehen.

Du wärst also mit dabei?

Auf jeden Fall, Rupert macht mir schon eine Menge Spaß.

Dann kommen wir doch auf Rupert zu sprechen. Wie würdest du ihn beschreiben?

Charmant, direkt, Provokateur, loyal und ein großer Frauenfreund. Das würde mir jetzt spontan zu ihm einfallen. Er eckt schon viel an und nimmt sich viel raus.

In Ostfriesenwut knallt es aber ganz schön zwischen ihm und den beiden anderen Figuren. Wie würdest du das Verhältnis der drei beschreiben?

Gegensätze ziehen sich an, würde ich sagen. Da herrschen schon Loyalität und Respekt auf einer tiefen Ebene. Aber das wird im täglichen Miteinander schon immer wieder auf die Probe gestellt. Es ist auch ganz befruchtend, sich aufs Blut streiten zu können, ohne sich dabei ans Messer zu liefern. Die Konflikte sollen schon ein bisschen auf die Spitze getrieben werden, gerade die zwischen Anne und Rupert, weil sie doch sehr unterschiedliche Ermittlungsmethoden haben. Das kann mal mehr humorig sein, mal wird es ziemlich heftig.

Bei Rupert ist es auch so, dass er unbedingt zum BKA möchte und deshalb immer ein bisschen auf dem Sprung ist. Was macht das mit ihm und dem Team?

Selbstüberschätzung gehört bei ihm dazu wie der Kaffee am Morgen. Das muss bei ihm einfach so sein, er hat schon ein sehr gesundes Urvertrauen und diese plakative Coolness. Diese BKA-Geschichte war in den ersten Büchern sehr stark, weil er sich für überqualifiziert hält. Aber das hat schon nachgelassen. In dieser Trilogie, die ich vorhin erwähnt habe, wird er auch zum Undercover-Ermittler im Drogen-Milieu und geht in dieser Rolle völlig auf.

Wie unterscheiden sich diese Bücher denn von den regulären?

Sie spielen zum einen woanders. Rupert ist viel in NRW unterwegs. Und auch die Tonalität ist etwas anders, mehr Humor, aber auch heftiger. So in Richtung Tarantino.

Die Sache mit dem BKA führt auch dazu, dass er zwischen den Fronten steht und sich zwischen der Arbeit und der Freundschaft zu den anderen entscheiden muss, Kannst du diese Schwierigkeit von ihm nachempfinden?

Für den Film bzw. die Figur kann ich das sehr gut nachvollziehen. Aber es ist natürlich ein sehr literarischer Konflikt, der das Ganze auf die Spitze treibt und den man so nicht eins zu eins auf alle übertragen kann. Ich bin so sehr in meine Familie und meinen Freundeskreis eingebunden, dass ich mich gar nicht entscheiden muss. Vielleicht gibt es mal den Konflikt, dass ich mich zwischen einem Urlaub und einem Rollenangebot entscheiden muss. Aber das war es schon. Ich war nie in einer vergleichbaren Situation wie Rupert.

Ein anderer Konflikt in Ostfriesenwut ist, wie die Polizei mit einem Mörder zusammenarbeiten muss, um andere Todesfälle zu verhindern. Da wird im Film viel drüber diskutiert, ob das richtig ist. Hast du selbst darüber nachgedacht?

Im Grunde ist das nicht in Ordnung. Aber im Alltag bist du oft in Situationen, in denen du schwierige Entscheidungen treffen musst und abwägen musst zwischen deinen Überzeugungen und Pragmatismus. Sollten wir zum Beispiel wirklich Erdgas aus Katar kaufen? Du musst da oft Kompromisse eingehen, die echt nicht einfach sind, und ich bin froh, dass ich diese Entscheidungen nicht selbst treffen muss. Wir sehen das oft alles ziemlich schwarzweiß und schließen vieles von vornherein aus. Dabei ist das Leben oft kompliziert, du bist da schnell in Grauzonen drin.

Eingespieltes Team: In „Ostfriesenwut“ müssen Ann Kathrin Klaasen (Picco von Groote), Rupert (Barnaby Metschurat) und Frank Weller (Christian Erdmann) das Rätsel um eine Frauenleiche auflösen (© ZDF/Sandra Hoever)

Eine Frage noch allgemein zu der Reihe: Im Laufe der Zeit gab es eine Menge von Umbesetzungen. Wie schwierig war das für dich und das Ensemble?

Bei Filmen ist es allgemein so, dass du für kurze Zeit mit anderen Menschen zusammenkommst und eine intensive Zeit mit ihnen erlebst, nur um dich dann wieder zu trennen. Insofern bist du es da einfach gewohnt, dauernd mit neuen Leuten zu arbeiten. Klar ist es entspannend, wenn du bei einem Film Leute um dich hast, mit denen du schon gedreht hast. Deswegen war es mit mehr Aufwand verbunden, dass die Rolle der Ann Kathrin mehrfach neu besetzt wurde. Aber es hat insgesamt doch gut mit allen geklappt. Die Figur ist auch so gut und prägnant geschrieben, dass es gar nicht so viele Unterschiede gab. Ein paar Aspekte waren vielleicht anders. Aber es war am Ende doch immer dieselbe Figur, weshalb sich gar nicht so viel geändert hat.

Aber eine weitere Neubesetzung ist nicht geplant, oder? Bislang war es so, dass immer nach drei Filmen Schluss war, es wäre jetzt also wieder so weit.

Nein, nicht, dass ich wüsste. Aber das liegt nicht in meinem Verantwortungsbereich. Erst einmal geht es mit Picco von Groote weiter. Wir haben sogar schon die nächsten Teile abgedreht, bei denen sie auch dabei war. Im Januar geht es weiter mit dem Dreh.

Es bleibt dann also bei der höheren Frequenz? Es war lange so, dass ein neuer Teil pro Jahr gesendet wurde, 2023 waren es gleich drei Stück.

Da ging es schon etwas hin und her. Grundsätzlich soll es aber auf etwa zwei Filme pro Jahr hinauslaufen.

Und abgesehen von den Ostfrieslandkrimis, woran arbeitest du so?

Ich bin noch in einer zweiten Reihe dabei, Die Eifelpraxis, wo ich einen schwulen Apotheker spiele. Das ist schon ein krasser Kontrast. Ansonsten liegen noch ein paar andere Projekte auf dem Tisch, wo auch Gelder beantragt sind. Aber das ist alles noch nicht spruchreif.

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person
Barnaby Metschurat wurde am 22. September 1974 in West-Berlin geboren. 1994 absolvierte er seine Schauspielausbildung an der Schauspielschule Die Etage in Berlin. 1998 gab er sein Kinodebüt in dem Drama Angel Express. Seither war er in zahlreichen Filmen und Serien zu sehen und spielte zudem Theater. International bekannt wurde er durch die WG-Komödie L’auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr (2002). 2016 gab er sein Regiedebüt mit der Tragikomödie Hey Bunny.



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