Hey Bunny
© Hot Couple

Hey Bunny

(„Hey Bunny“ directed by Barnaby Metschurat and Lavinia Wilson, 2017)

Hey Bunny
„Hey Bunny“ läuft ab 27. April 2017 im Kino

Adam (Barnaby Metschurat) ist ein begnadeter und erfolgreicher IT-Spezialist. Er könnte es zumindest sein, wenn er Interesse daran hätte. Oder überhaupt Interessen. Stattdessen lebt er aber noch daheim bei seinen Brüdern Alen (Harald Schrott) und Toni (Sabin Tambrea) sowie ihrem geistig verwirrten Vater Heinrich (Patrice-Luc Doumeyrou). Und so wäre es wohl auch weitergegangen, hätte Freund Mirko (Edin Hasanovic) nicht irgendwann einen Auftrag für ihn an Land gezogen. Er soll sich um die Sicherheitssoftware des von Hannah (Marie Gruber) geleiteten Forschungslabors einer Uni kümmern. Kein Problem, was soll da schon schiefgehen? Eine Menge, wie sich kurze Zeit später herausstellt. Denn jemand hat das Labor gehackt, alle Unterlagen gelöscht und zudem sämtliche Versuchskaninchen mitgehen lassen. Für Hannahs Tochter Helen (Lavinia Wilson), die ebenfalls dort arbeitet, ist die Sache klar: Adam war’s!

Ach so, hmm, so so. Ein Mann also, der zu Unrecht verdächtigt wird, auf der Flucht ist und nun seine Unschuld beweisen muss. Kennen wir, kleines Thriller-Einmaleins. Das ist wie bei Hitchcock, nur eben hier auf Deutsch und damit billig und schlecht – so wird die Erwartung bei dem einen oder anderen vielleicht aussehen. Bis Adam einer Sicherheitsbeamtin mit einer gelbgrünen Plastikpistole gegenübersteht und ihr eine Hartwurst entgegenwirft, um ihr zu entkommen. Die schaut entsprechend verwirrt, der Zuschauer auch, sofern er nicht gerade angesichts der Absurdität laut auflacht.

Wer suchet, der findet … vielleicht
Und so geht es dann weiter. Gleichzeitig aber auch nicht. Nein, Hey Bunny ist keine Thriller-Verulkung. Es ist aber genauso wenig eine gezielt surreale Komödie à la Wrong, auch wenn es immer wieder mal surreale Elemente gibt. Eigentlich weiß man lange Zeit gar nicht so recht, was hier nun wirklich gespielt wird. Die Suche nach dem wahren Hacker und dem Geheimnis hinter den verschwundenen Flauschfellen, die ist recht nebensächlich. Man bekommt ja nicht einmal einen sichtbaren Beweis dafür, dass Adam tatsächlich ein Experte ist. Aufgeklärt wird das Rätsel zum Schluss – wohl aber nur, um dem Publikum zumindest hier etwas Greifbares mit auf den Weg nach Hause zu geben. Denn gesucht wird hier ja anderthalb Stunden durchaus, von allen irgendwie. Nur das mit dem Finden ist so eine Sache. Zumindest mit dem Finden von dem, was man gesucht hat.

Dafür lässt uns das Schauspiel-Paar Barnaby Metschurat (L’auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr, Solino) und Lavinia Wilson (Männertag, Outside the Box), welches hier sein Regie-Debüt feiert, vieles andere finden. Kuriose Familienbande beispielsweise, in denen viel Unausgesprochenes rumort. Skurrile Aktivisten, die sich an den Tierversuchen im Labor stören. Und dann wären da noch die diversen Damen, welche Alen an den unmöglichsten Orten findet und mit nach Hause nimmt – was wiederum die eine oder andere Überraschung mit sich bringt. Und eben auch den einen oder anderen Lacher, wenn man sich darauf einlässt, dass hier mal nicht den üblichen Pfaden gefolgt wird.

Das Ungewöhnliche im Gewöhnlichen
Nein, einen Film für die Massen hat das Duo hier sicher nicht produziert, wollte es wohl auch gar nicht. Das soll aber nicht bedeuten, dass Hey Bunny krampfhaft anders oder kunstvoll sein will. Vieles kommt einem schließlich bekannt vor, wie etwa die familiären Konflikte sowohl bei Adam wie auch bei Helen. Dass die beiden anfänglichen Widersacher sich mit der Zeit doch noch näherkommen, die Drama- und Komödienteile mit ein bisschen Romantik umwickelt werden, auch das ist dem Publikum recht vertraut. Und letztendlich geht es bei aller Skurrilität und Kaninchenzauber um die Suche nach dem Glück – wer kann sich nicht damit identifizieren? So wurde am Ende ein sympathischer und charmanter Film daraus. Einer, der Bekanntes mit Unerwartetem verknüpft, sich bei der orientierungslosen Sinnsuche auch gern mal um sich selbst dreht. So wie es einem eben selbst auch hin und wieder passiert, wenn wir dem weißen Kaninchen folgen und uns in dem Wunderland Leben wiederfinden, das sich manchmal an Regeln hält. Und manchmal eben nicht.



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„Hey Bunny“ beginnt wie ein Thriller, ist manchmal absurd komisch, dann wieder nachdenklich. Oder auch nur surreal. Die Suche nach dem Glück mag universell sein und auch bekannte Elemente enthalten, sucht aber auf ganz eigenen Wegen. Die erkennt man vielleicht nicht immer, sympathisch und charmant ist der kleine Film aber auch dann.
6
von 10