The Most Beautiful Boy in the World
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The Most Beautiful Boy in the World

„The Most Beautiful Boy in the World“ // Deutschland-Start: 29. Dezember 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Schönheit und Ruhm sind zwei Dinge, die, wenn sie zusammen auftreten, einem Menschen einen Status verleihen, der dem eines Stars sehr nahekommt. Nicht umsonst spricht man von den „Schönen und Reichen“ als einer Art Menschengruppe, die irgendwo über einem selbst stehen, ähnlich dem Olymp der Götter in der Antike, und sich das Leben der einfachen Leute von einer erhöhten Position ansehen, ohne jemals selbst sich mit den weltlichen Angelegenheiten zu befassen, die unseren Alltag bestimmen. Beide Dinge empfinden viele Menschen als erstrebenswert, doch zugleich werden sie von denjenigen, die sich für sich beanspruchen, oft weniger als ein Segen gesehen und mehr als ein Fluch. Besonders, wenn jemand aufgrund seiner Schönheit und seines Status früh Berühmtheit erfährt, kann dies sehr verstörend wirken, wie man an den Biografien vieler Jungstars wie beispielsweise Macaulay Culkin oder Edward Furlong sieht. Ein ähnliches Schicksal erfuhr der Schwede Björn Johan Andrésen, der im Alter von 15 Jahren für die Rolle des Tadzio in Luchino Viscontis Verfilmung von Thomas Manns Der Tod in Venedig besetzt wurde und im Rahmen der Pressetour des Filmes vom Regisseur als der „schönste Junge der Welt“ angepriesen wurde, was ein Label war, welches dem Teenager schnellen Ruhm einbrachte, aber seinem weiteren Leben auch nachhaltig schadete.

In ihrer Dokumentation The Most Beautiful Boy in the World erzählen die Regisseure Kristina Lindström und Kristian Petri vom Leben Andrésens aus zwei Perspektiven. Zum einen beleuchten sie die Jugend des Schweden, angefangen bei jenem Casting im Jahre 1970, welches ihm die Rolle in der Romanverfilmung einbrachte, sowie sein späteres Leben, wobei der mittlerweile fast 70-jährige Andrésen selbst zu Wort kommt, er alte Weggefährten trifft sowie Stationen seines Lebens besucht. Die Dokumentation, die auf dem Sundance Festival 2021 für den renommierten World Cinema Documentary Grand Jury Prize nominiert war, erzählt dabei vom Leben eines Menschen, welches keinesfalls mehr normal war nach den Dreharbeiten von Tod in Venedig, der weiter schnellen Ruhm in Japan fand, als Popikone und später versuchte eine Familie zu gründen, was mit vielen Tragödien verknüpft war. Dabei erhält der Zuschauer Einblick in ein Leben, das, ernüchtert von Ruhm und der Schönheit, nun versucht, sich selbst in den Griff zu bekommen.

Eine surreale Membran

Der heutige Andrésen hat nicht mehr allzu viel mit jenem Jüngelchen gemein, was man in Viscontis Film sehen kann. Lange, graue Haare und ein ebenso langer Bart sind der Rahmen eines hageren, scheuen Gesichts, dessen Züge anzeigen, dass der Mensch dahinter sich nie so recht sicher ist, wie er sich verhalten soll und was er sagen soll. Immer wieder kommt er zu der Vermischung der beiden Zeitebenen und deren Begegnung, wenn die Dokumentation beispielsweise über Andrésens in Japan, als Sänger und später als Inspiration für Mangazeichner, spricht, und er selbst diese Orte aufsucht, auf der Suche nach jenen Menschen, die sein Leben damals prägten, doch irgendwie auch nach diesem jungen Mann, der ihn (wie auch den Zuschauer) so herausfordernd anschaut in den Musikvideos.

Andrésen, im Zwiegespräch mit den Regisseuren wie auch den Menschen, denen er begegnet, gibt den Bildern mehr Kontext und verweist auf deren Bedeutung für sein Leben, welches durch das Attribut des „schönsten Jungen auf der Erde“ nicht mehr dasselbe war und dessen Kontrolle er bis heute versucht wiederzuerlangen. Petri und Lindström scheinen ästhetisch die Ernüchterung des Musikers und Schauspieler, der zuletzt noch in Ari Asters Midsommar zu sehen war, zu reflektieren, durch den bereits erwähnten Kontrast oder eben die Perspektive eines Menschen, der geprägt ist von den Entscheidungen, die andere für ihn trafen und der erst spät einsah, wie fatal dies war.

Credits

OT: „The Most Beautiful Boy in the World“ Världens vackraste pojke
Land: Schweden
Jahr: 2021
Regie: Kristina Lindström, Kristian Petri
Drehbuch: Kristina Lindström, Kristian Petri
Musik: Filip Leyman, Anna von Hausswolff
Kamera: Erik Vallsten

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Europäischer Filmpreis 2021 Beste Dokumentation Nominiert

Filmfeste

Sundance 2021
Hofer Filmtage 2021
Braunschweig International Film Festival 2021
Nordische Filmtage Lübeck 2021

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The Most Beautiful Boy in the World
fazit
„The Most Beautiful Boy“ in the World ist eine Dokumentation über einen Menschen, der früh Ruhm und Schönheit für sich beanspruchen konnte, doch dafür die Kontrolle über sein Leben verlor. Im Kontext der Biografien vieler ehemaliger oder heutiger Kinderstars erscheint die Dokumentation Kristina Lindströms und Kristian Petri wie eine Mahnung, aus der sehr viel Ernüchterung und Traurigkeit spricht.
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