Wir können auch anders

Wir können auch anders…

Wir können auch anders
„Wir können auch anders…“ // Deutschland-Start: 1. April 1993 (Kino) // 1. August 2001 (DVD)

Inhalt / Kritik

Kipp (Joachim Król) und Most (Horst Krause) haben eine Menge gemeinsam. Nicht nur dass die beiden Brüder sind. Sie können auch beide weder lesen noch schreiben. Normalerweise ist das kein Problem für sie, den Alltag kriegen sie auch ohne gut genug hin. Als sie jedoch von ihrer Großmutter ein Haus erben, wäre es doch praktisch, etwas mit dem Buchstabensalat anfangen zu können. Schließlich können sie so auch keine Straßenschilder entziffern. Und als wäre das nicht alles schon schrecklich kompliziert, macht ihr altes Auto Zicken und sie laufen dem desertierten Rotarmisten Viktor (Konstantin Kotljarov) über den Weg, der sie mit vorgehaltener Waffe dazu zwingt, ihn mitzunehmen. Andererseits ist seine Anwesenheit nicht verkehrt, geraten sie doch im Anschluss immer wieder in brenzlige Situationen, bei denen sie Hilfe gut gebrauchen können …

Der Humor liegt auf der Straße

Heute gehört Detlev Buck natürlich zu den großen Namen des deutschen Kinos. Er trat in zahlreichen Filmen auf und führte bei so manchem Publikumserfolg Regie, darunter etwa Rubbeldiekatz und diversen Bibi & Tina Filmen. Es dauerte aber eine Weile, bis seine Karriere mal Fahrt aufnahm. So drehte er in den 1980ern eine Reihe von Kurzfilmen. Einem größeren Publikum wurde er aber erst durch Wir können auch anders… bekannt. Der feierte nicht nur im Wettbewerb der Berlinale 1993 Premiere und erhielt später mehrere Deutsche Filmpreise. Der Film war zudem an den Kinokassen erfolgreich und bedeutete für Buck, aber auch für seine beiden Hauptdarsteller Joachim Król und Horst Krause den Durchbruch. Beide wurden sie später zu größeren Stars. Hier hielt sich ihr Bekanntheitsgrad aber noch ziemlich in Grenzen.

Ein Grund für den Erfolg dürfte auch gewesen sein, dass Wir können auch anders… eine Lücke in der deutschen Kinolandschaft schloss. Roadmovies sind nun wirklich kein Genre, welches hierzulande allzu oft gedreht wird. Beispiele gibt es natürlich, etwa Tschick oder 25 km/h. Sie sind aber selten. Und auch das mit dem Humor ist hierzulande so eine Sache. Zwar werden immer mal wieder Filme veröffentlicht, die für sich in Anspruch nehmen, Komödien sein zu wollen. Diesem Anspruch werden aber nicht alle gerecht, gerade im Fernsehen wimmelt es von Filmen, bei denen nicht klar wird, warum die irgendjemand komisch finden sollte. Und wenn dann doch mal irgendwo ein Witz untergebracht wird, der als solcher zu erkennen ist, dann sind die oft so frei von Persönlichkeit und Eigenheit, dass man sie im Anschluss wieder vergessen hat.

Eine Welt voll schräger Figuren

Bei Wir können auch anders… ist das etwas anders. Buck verwendet hier einen Humor, der deutlich ins Skurrile geht. So bevölkert er seinen Film mit lauter schrägen Figuren, die alle irgendwie eine Macke haben. Schon das mit dem Analphabetismus der Brüder sorgt für eine eigene Note und die eine oder andere kuriose Situation. Dann haben wir den desertierten Soldaten, die wie ein völliger Fremdkörper in der Gegend herumsteht. Aber auch die Zufallsbegegnungen, die in einem Roadmovie fast nie fehlen dürfen, stehen unter dem Motto: Je schrulliger desto besser. Das bedeutet nicht, dass deswegen alles harmlos sein muss. Im Laufe der anderthalb Stunden muss da schon die eine oder andere Figur dran glauben. Der anfangs vermeintlich harmlose Familientrip eskaliert mit der Zeit immer mehr.

Dennoch, ein bisschen geht dem Film dann doch irgendwann die Luft aus. Das Ende enttäuscht auch ein wenig: Angesicht der besagten Eskalation würde man einen richtigen Knaller zum Abschluss erwarten. Der bleibt aber aus. Das mag dazu beigetragen haben, dass Wir können auch anders… heute doch eher in Vergessenheit geraten ist und der Kultstatus, von dem manchmal die Rede ist, nicht so wirklich viel zu spüren ist. Wer beides aber nicht braucht, sondern „nur“ eine unterhaltsame Komödie sehen möchte, der ist hier knapp drei Jahrzehnte später nach wie vor an einer guten Adresse. Es ist doch amüsant zu sehen, wie die zwei eher simpel gestrickten Brüder bei der Suche nach ihrem Glück sich und andere ins Unglück stürzen.

Credits

OT: „Wir können auch anders…“
Land: Deutschland
Jahr: 1993
Regie: Detlev Buck
Drehbuch: Detlev Buck, Ernst Kahl
Musik: Detlef F. Petersen
Kamera: Roger Heereman
Besetzung: Joachim Król, Horst Krause, Konstantin Kotljarov, Sophie Rois, Heinrich Giskes, Lutz Weidlich

Trailer

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Wir können auch anders…
fazit
„Wir können auch anders...“ begleitet zwei simpel gestrickte Brüder, die von der großen Erbschaft träumen und damit sich und andere ins Unglück stürzen. Das ist über weite Strecken ganz amüsant, weil die Welt des humorvollen Roadmovies mit vielen schrägen Gestalten gefüllt ist. Irgendwann geht dann aber doch ein bisschen die Luft aus.
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