Unter Nachbarn TV Fernsehen Mediathek DVD
© ZDF/BR/SWR/Felix Cramer

Unter Nachbarn

„Unter Nachbarn“ // Deutschland-Start: 30. Mai 2012 (Das Erste) // 1. Juni 2012 (DVD)

Inhalt / Kritik

Für David Ahrens (Maxim Mehmet) beginnt ein neuer Lebensabschnitt, als er von Berlin nach Karlsruhe zieht, um dort bei einer Zeitung anzufangen. Dabei freundet er sich rasch mit seinem Nachbarn an, dem Krankenpfleger Robert Graetz (Charly Hübner). Diese Freundschaft wird aber bald auf eine harte Probe gestellt, als es bei einer gemeinsamen Fahrt zu einem tödlichen Unfall kommt. Auf Drängen von Robert lässt David Janine Rafael liegen, die er kurz zuvor in einer Disco kennengelernt hatte. Niemand soll davon erfahren. Doch damit ist die Sache noch nicht ausgestanden. Schlimm genug, dass ausgerechnet David von seinem Arbeitgeber beauftragt wird, über den besagten Unfall zu berichten. Er lernt dabei auch noch Vanessa Rafael (Petra Schmidt-Schaller) kennen, die Schwester der Verstorbenen, und kommt ihr dabei rasch näher …

Der Psycho hinter der netten Fassade

Dass erste Eindrücke trügen können, ist keine besonders originelle Erkenntnis. Wer hat nicht schon die Erfahrung gemacht, dass ein Mensch sich mit der Zeit als anders herausstellt, als man zunächst dachte? In Filmen wird diese Erkenntnis dennoch gern immer wieder angewendet, im Positiven wie im Negativen. Da werden in Buddy Movies ungleiche Protagonisten plötzlich zu besten Freunden. Filme wie Eine verhängnisvolle Affäre oder Die Hand an der Wiege wiederum erzählen jeweils, wie sich eine nach außen hin völlig normale Frau als absolute Psychopathin herausstellt. Wer mal wieder einen solchen Thriller sehen möchte, der kann es mit Unter Nachbarn versuchen. Denn auch hier eskaliert eine Situation und eine Figur zeigt mit der Zeit recht unheimliche Seiten von sich.

Dabei sieht das anfangs noch alles ganz nett aus. Aber wie das so nun einmal so ist mit den Menschen, das wahre Gesicht zeigt sich in Krisensituationen. Solche können Leute zusammenschweißen. Das ist es auch, was Robert möchte, der eine offensichtlich recht eigene Vorstellung von Freundschaft pflegt. Eine Vorstellung, die mit eindeutig obsessiven Zügen einhergeht. Wobei es Unter Nachbarn offen lässt, ob es dabei wirklich nur um eine Freundschaft geht. Der Film bleibt bewusst vage bei der Beschreibung von dem, was Robert da verfolgt. Klar ist nur, dass er seine neue Bekanntschaft ganz für sich haben will, weswegen die Begegnung mit Vanessa gleich doppelt schwierig ist. Nicht nur dass die Geschichte aufzufliegen droht. Robert befürchtet auch, dass er David verlieren könnte.

Gut gespielt, inhaltlich durchwachsen

So etwas könnte schnell lächerlich wirken. Dass die Figur dennoch funktioniert, ist der Verdienst von Charly Hübner (Das Verhör in der Nacht, Hausen). Ihm gelingt es auf eine vermutlich unnachahmliche Weise, gleichzeitig gutmütiges Helferlein und brutaler Psychopath zu sein. Ein putziger Brummbär, der dich in Stücke reißen kann. Ein Teil der Spannung besteht dann auch darin, dass man wissen will, wie weit er gehen wird in seinem Kampf um David. Aber auch die Frage, ob und in welchem Kontext die Wahrheit ans Licht kommt, bringt einen dazu, bei Unter Nachbarn bis ans Ende dranzubleiben. Dafür braucht es weder große Action noch eine komplexe, wendungsreiche Geschichte. Die TV-Produktion zeigt, dass weniger mehr sein kann.

Im Gegenzug ist David aber keine besonders interessante Figur. Bei Vanessa wurde gleich ganz auf eine Charakterisierung verzichtet. Sie hat eine Doppelfunktion als Schwester der Toten und Love Interest des Protagonisten. Eine Persönlichkeit hat sie nicht. Und auch bei den Dialogen wäre mehr drin gewesen. Dafür legte Regisseur und Co-Autor Stephan Rick (Die Heimsuchung, Die dunkle Seite des Mondes) nicht so wahnsinnig viel Wert auf Plausibilität oder nachvollziehbare Handlungen, machte da mehr als nötig. Viel nachdenken sollte das Publikum an der Stelle nicht. In der Summe reicht es aber für einen soliden und atmosphärischen Psychothriller, wie man ihn im deutschen Fernsehen eher selten sieht.

Credits

OT: „Unter Nachbarn“
Land: Deutschland
Jahr: 2011
Regie: Stephan Rick
Drehbuch: Stephan Rick, Silja Clemens
Musik: Stefan Schulzki
Kamera: Felix Cramer
Besetzung: Maxim Mehmet, Charly Hübner, Petra Schmidt-Schaller, Helmut Rühl

Bilder

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Unter Nachbarn
Fazit
„Unter Nachbarn“ ist ein insgesamt solider Psychothriller über einen Mann, der nach einer Fahrerflucht seinem zunehmend irren Nachbarn ausgeliefert ist. Sehenswert ist das in erster Linie für Charly Hübner, der hier als gutmütiger Psychopath begeistert. Geschichte und Figurenzeichnung sind hingegen nur zweckmäßig.
Leserwertung25 Bewertungen
4.3
6
von 10