Jagdsaison
© Tobis

Jagdsaison

Jagdsaison
„Jagdsaison“ // Deutschland-Start: 18. August 2022 (Kino) // 23. Dezember 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Auch wenn es mittlerweile schon eine ganze Weile her ist, dass Eva (Rosalie Thomass) von ihrem Mann Steffen (Tobias Licht) verlassen wurde, sie kommt einfach nicht darüber hinweg. Das liegt auch daran, dass seine Neue, die ebenso schöne wie gefragte Influencerin Bella (Almila Bagriacik), sehr erfolgreich Evas Tochter Olivia (Lyn Stucht) umgarnt. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, verfällt nun selbst ihre beste Freundin Marlene (Marie Burchard) dem Charme ihrer Nachfolgerin. Bella ist es auch, die Marlene dazu überreden will, mit Peter (August Wittgenstein) ins Bett zu gehen, obwohl diese seit Jahren verheiratet ist und ein Kind hat. Für Eva steht fest, dass sie dies verhindern muss. Und so schließt sie sich den beiden an, als sie das Wochenende in einem Wellness-Hotel verbringen und dort den Seitensprung angehen wollen …

Ein Remake mit schwachem Humor

Wenn dringend ein Hit her muss, verlassen sich Studios und Verleihe gern auf Bewährtes. Das können Fortsetzungen sein, Adaptionen bekannter Vorlage – oder auch Remakes. Das ist in Deutschland nicht anders als in Hollywood. Warum auch nicht? Filme wie Das perfekte Geheimnis oder Der Vorname haben bewiesen, dass das hiesige Publikum durchaus für Neuverfilmungen europäischer Produktionen zu haben sind. Darauf setzt man wohl auch bei Jagdsaison. Dieses Mal wurde aus Dänemark importiert. Genauer nahm man das 2019 veröffentlichte Jagtsæson und bereitete dies für deutsche Zuschauer und Zuschauerinnen auf. Konkurrenz braucht man dabei nicht zu fürchten: Im Gegensatz zu den obigen Titeln, deren Originale ebenfalls hierzulande veröffentlicht wurden, schaffte es die dänische Fassung nie zu uns.

Ein zu großer Verlust scheint das nicht zu sein, zumindest wenn man Jagdsaison als Maßstab nimmt. Stattdessen ist der Film der Beweis, dass nicht alles, was im Ausland erfolgreich ist, unbedingt eine deutsche Version braucht. Das Problem ist dabei weniger, dass das anfängliche Szenario um einen geplanten Ehebruch fragwürdig ist. Auch daraus ließe sich etwas Unterhaltsames machen. Schlimmer ist, dass viele Gags einfach nicht zünden. Offensichtlich waren Regisseur Aron Lehmann und seine Co-Autorinnen der Ansicht, dass peinliche Situationen Grund genug sind, um ein bisschen zu lachen. Doch ob es nun ungelenke Yoga-Übungen sind, schmerzhafte Wachs-Experimente oder ein Stranddebakel – das ist schon ziemlich langweilig hier. Dann und wann findet sich zwar tatsächlich mal ein amüsanter Einfall, etwa die Szenen mit Golo Euler, der hier einen Clown spielt. Aber es lohnt sich nicht, auf diese zu warten.

Viel Energie und Talent verschwendet

Die Geschichte um zwei grundverschiedene Frauen, die um die Aufmerksamkeit derselben Menschen buhlen – erst der Mann, dann die Tochter, schließlich die beste Freundin –, könnte dabei einem Psychothriller entnommen worden sein. Jagdsaison sucht stattdessen aber die Komik darin, bevor es dann später in die obligatorisch-versöhnliche Wohlfühlrichtung geht. Auch das ist nicht übermäßig spannend. Vor allem wurde es aber schwach vorbereitet: Die Annäherung der Kontrahentinnen erfolgt schon ziemlich plötzlich, ohne dass zuvor viel dafür getan wurde. Im besten Fall gab es Feuerpausen zwischen den zweien, was aber kaum als Entwicklung durchgeht. Die findet hier nur spontan statt, wenn es das Drehbuch gerade eben braucht.

Diese diversen Mängel sind auch deshalb bedauerlich, weil hier eigentlich eine Reihe talentierter Menschen mitgearbeitet haben. Lehmann, der mit ungewöhnlichen Indie-Filmen wie Die letzte Sau auf sich aufmerksam machte, scheint nach Das schönste Mädchen der Welt endgültig im Mainstream angekommen zu sein und dabei seine Handschrift verloren zu haben. Dessen Lebensgefährtin Rosalie Thomass, die schon bei seinen ersten Filmen mitspielte und hier am Drehbuch beteiligt war, bringt zwar jede Menge Energie mit, wenn Eva wie eine Dampfwalze über alles und jeden hinwegrollt. Durch das schwache Drehbuch verpufft diese Energie jedoch zu oft wirkungslos. Schlecht ist die Komödie, die auf dem Filmfest München 2022 Premiere feierte, damit nicht. Aber eben überflüssig, egal ob man nun die dänische Vorlage kennt oder nicht.

Credits

OT: „Jagdsaison“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Aron Lehmann
Drehbuch: Lea Schmidbauer, Rosalie Thomass, Aron Lehmann
Musik: Annette Focks
Kamera: Andreas Berger
Besetzung: Rosalie Thomass, Marie Burchard, Almila Bagriacik, Tobias Licht, Golo Euler, August Wittgenstein, Michael Klammer, Thorsten Merten, Lyn Stucht

Bilder

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Fazit
Drei Frauen starten einen Wochenendtrip zu einem Wellnesshotel, wo neben Massagen und einem Jagdausflug vor allem ein Seitensprung lockt. Auch wenn diverse talentierte Leute an „Jagdsaison“ gearbeitet haben: Die Komödie enttäuscht durch schwache Gags und eine Geschichte, die zu wenig Wert auf tatsächliche Entwicklung legt.
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