The Second Life
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The Second Life

The Second Life Das zweite Leben
„The Second Life“ // Deutschland-Start: 21. April 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Es gibt ja so Berufe, bei denen man sich fragt: Was für ein Mensch muss man sein, um diese auszuüben? Der des Tier-Präparatoren fällt sicherlich darunter. Die Vorstellung, tote Tiere so zu staffieren, dass sie doch wieder lebendig aussehen, die ist schon ein wenig unheimlich. Außerdem weckt das Thema Assoziationen an Leute, die aus Spaß irgendwelche Tiere töten und als Trophäen bei sich zu Hause aufstellen. Ein bisschen Skepsis ist bei The Second Life daher schon angesagt, umso mehr, wenn es dabei auch noch um Leute geht, die an einer Europameisterschaft teilnehmen. Dass es tatsächlich Menschen geben soll, die darum wetteifern, wer am besten tote Tiere zur Schau stellen kann, das ist schon befremdlich bis verstörend. Vielleicht sogar ein bisschen geschmacklos. Tiere zu töten, das ist das eine. Sich an deren Leichen zu ergötzen etwas anderes.

Appell für Tierschutz

Und doch ist The Second Life kein Dokumentarfilm über ein paar Gestörte, die irgendwelchen blutigen Gelüsten nachgeben. So handelt es sich bei Maurizio Gattabria, Robert Stein und Christophe de Mey, den drei Protagonisten des Filmes, nicht um irgendwelche Privatleute, die zum eigenen Vergnügen an solchen Objekten arbeiten. Stattdessen sind sie für Museen unterwegs. Ihr Ziel ist es nicht, den Tod der Tiere zu feiern, sondern sie einem Publikum näherzubringen, welches diese Tiere nicht aus eigener Erfahrung kennt. Der Auftrag ähnelt dadurch mehr dem von Zoos, die sich ebenfalls dem Bewahren des Andenkens verschrieben haben. Die Tiere sollen nicht vergessen werden nach dem Tod, und sei es durch die Ausstellung der präparierten Exemplare.

Der Film, der unter anderem auf dem DOK.fest München 2020 lief, verbindet das Porträt der drei daher auch mit einem Appell Tiere zu schützen. Das klingt womöglich erst einmal absurd, ergibt in dem Fall aber durchaus Sinn. Zu den Tieren, welche die drei beschäftigen, gehören auch seltene Exemplare wie der Orang-Utan. Nur rund 70.000 davon gibt es weltweit noch, viele davon in Zoos oder anderen Formen der Gefangenschaft. Als eines der Tiere stirbt, soll die Bewahrung des Körpers an die noch lebenden Exemplare erinnern und für die Schönheit und den Wert derselben sensibilisieren. The Second Life hat deshalb auch immer einen recht mahnenden Ton, was nicht unbedingt allen gefallen wird. Anstatt aus neutraler Distanz heraus das Publikum über die Arbeit als solche zu informieren, hebt Regisseur Davide Gambino (Vendetta: Wahrheit, Lügen und die Mafia) unentwegt den Zeigefinger – was auf Dauer etwas penetrant ist.

Die Suche nach realistischen Details

Spannend ist dafür, wenn die drei tatsächlich aus dem Nähkästchen plaudern und verraten, wie genau diese Arbeit aussieht. Eine wirkliche Vorstellung davon dürften dann doch die wenigsten von uns haben. Vor allem der Aufwand, der betrieben wird, um die Pose möglichst natürlich erscheinen zu lassen, beeindruckt. Da werden Zoos besucht oder mithilfe von Computern simuliert, damit auf diese Weise das Ergebnis den realen Tieren nahekommt. Die Besucher und Besucherinnen werden diesen Aufwand natürlich nicht erkennen, würden vielleicht relevante Unterschiede gar nicht merken. Aber da geht es doch auch um Berufsethos: Man will den Tieren gerecht werden. Und natürlich nach Möglichkeit den Wettbewerb gewinnen, der bei The Second Life immer so ein bisschen das Ziel darstellt.

Verbunden werden diese beruflichen Ausführungen immer mal wieder auch mit privaten Geschichten der drei. Gambino sucht in dem gewöhnungsbedürftigen Beruf dann eben doch auch das Menschliche. Er selbst ist neugierig, wer die Leute sind, die sich mit den toten Tieren befassen. Wer diese Neugierde teilt, dem sei The Second Life empfohlen: Der Dokumentarfilm ist, von den besagten wiederkehrenden Appellen einmal abgesehen, recht abwechslungsreich und ausgewogen. Zu empfindlich sollte man dabei natürlich nicht sein, wenn einige der Aufnahmen rund um die Präparation deutlich zeigen, was Sache ist und mit den abgezogenen Pelzen hantiert wird.

Credits

OT: „The Second Life“
Land: Deutschland, Belgien, Italien
Jahr: 2020
Regie: Davide Gambino
Drehbuch: Davide Gambino
Musik: Jan Swerts
Kamera: Dieter Stürmer

Bilder

Trailer

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The Second Life
Fazit
„The Second Life“ begleitet drei Männer, die tote Tiere präparieren und bei einem speziellen Wettbewerb gewinnen wollen. Das ist als Thema nicht ganz einfach, aber durchaus spannend, wenn Berufliches wie Privates erläutert wird. Die Mahnungen, die Tierwelt zu schützen, sind auf Dauer aber schon recht penetrant.
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