13 Minutes – Jede Sekunde zählt
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13 Minutes – Jede Sekunde zählt

13 Minutes
„13 Minutes – Jede Sekunde zählt“ // Deutschland-Start: 7. April 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

In Minninnewah bedeutet schon der Alltag oft jede Menge Ärger. Maddy (Sofia Vassilieva) ist beispielsweise schwanger und möchte auch auf Drängen ihres Freundes Eric (James Austin Kerr) das Kind abtreiben, zumal ihre eigene Mutter Jess (Thora Birch) sie davor warnt, zu früh ein Kind zu bekommen. Aber das mit der Abtreibung ist gar nicht so leicht, wenn sich die Krankenschwester Tammy (Anne Heche) als gottesfürchtige Abtreibungsgegnerin herausstellt. Deren Sohn Luke (Will Peltz) würde sich hingegen gern endlich mal als schwul outen, was in dem erzkonservativen Haushalt auf taube Ohren stößt. Außerdem ist der Zeitpunkt unglücklich, da der Ort bald von einem Tornado heimgesucht wird. Das ist keine Seltenheit in der Gegend. Doch dieses Mal steht den Einwohnern und Einwohnerinnen eine wirkliche Katastrophe bevor …

Vorsicht, extremes Wetter!

Auch wenn die Hochphase der Katastrophenfilme schon einige Jahrzehnte zurückliegen, so kommen doch immer mal wieder neue Beispiele heraus. Der Vulkanausbruch in Ashfall oder die Meteorapokalypse Greenland etwa. Relativ selten sind hingegen solche Werke, die im Zusammenhang mit alltäglicheren Naturkatastrophen stehen. Und das obwohl diese in Folge des Klimawandels in Zukunft häufiger werden dürften. Mit 13 Minutes – Jede Sekunde zählt schafft es nun einer dieser seltenen Fälle zu uns. Hier ist es ein Tornado, der die Menschen einer US-amerikanischen Kleinstadt heimsucht – ein ebenso erschreckendes wie gewöhnliches Ereignis. Gewidmet ist der Film dann auch all den Menschen, die unter extremen Wetter zu leiden haben. Das zumindest sagt eine Texttafel zum Schluss.

Tatsächlich liegen Regisseurin und Drehbuchautorin Lindsay Gossling die Menschen wohl ganz besonders am Herzen. Schließlich stehen in 13 Minutes – Jede Sekunde zählt diese im Mittelpunkt und nicht die Katastrophe, die alles auf den Kopf stellt. Bevor es zur Sache geht, werden deshalb auch stellvertretend eine Reihe von Leuten vorgestellt, die von dem Unglück betroffen sein werden. Das ist bei solchen Filmen nicht unüblich. Vielmehr entspricht es dem Standard, das Publikum mit den Figuren ausführlich vertraut zu machen, damit dieses später auch wirklich emotional betroffen ist. Ob der Schiffsunfall Die Höllenfahrt der Poseidon oder die Jahrhundertwelle in The Impossible, das mit der Anteilnahme und dem Mitfiebern funktioniert nun einmal besser, wenn man das Gefühl hat, es mit realen Menschen zu tun zu haben.

Ach ja, Katastrophe gibt es auch

13 Minutes – Jede Sekunde zählt ist in der Hinsicht aber noch einmal eine deutlich verschärfte Variante. Üblich ist, dass vielleicht das erste Drittel des Films, maximal die Hälfte der Etablierung dient, bevor dann die Katastrophe eintritt. Hier geschieht das hingegen so spät, dass man schon völlig vergessen hat, dass es sich ja um einen Katastrophenfilm handeln soll. Natürlich, Tornados sind nicht unbedingt dafür geeignet, daraus längere Szenen zu machen. Während ein Vulkanausbruch, Waldbrände oder Erdbeben ausgedehnte Gefahrenszenarien bedeuten, ist ein Wirbelsturm recht schnell vorbei. Man könnte allenfalls mit den Auswirkungen der Katastrophe kämpfen. Teilweise geschieht das hier, wenn Vermisste unter den Trümmern gesucht werden. Aber auch das dauert nur ein paar Minuten. Wer erwartet, dass es hier richtig zur Sache geht, wie das reißerische Cover es versprechen, der wird enttäuscht.

Natürlich muss ein Film nicht den etablierten Mustern seines Genres folgen. Bei 13 Minutes – Jede Sekunde zählt stellt sich jedoch die Frage: Was genau sollte das Ganze? Das Unglück ist so kurz, dass keine Spannung aufkommt. Der emotionale Effekt hält sich ebenfalls in Grenzen. Es ist nicht einmal so, dass die diversen Handlungsstränge wie die ungewollte Schwangerschaft und das schwierige Coming-out zu einem wirklichen Abschluss kommen. Denn das wird durch den Tornado verhindert, der mitten durch alle Geschichten fegt, bis nichts mehr von diesen übrig ist. Wohlwollend könnte man an der Stelle behaupten, dass der Film zeigt, wie klein die alltäglichen Probleme sind, wenn Mutter Natur austickt. Wie klein die Menschen auch sind.

Viel gewollt und nichts erreicht

Weniger wohlwollend darf man auch richtig frustriert sein bei diesem kaum durchdachten Konzept, das mehr Seifenoper als Katastrophenfilm ist – und nicht einmal das erste richtig macht. Dass Gossling etwas mit ihrem Film aussagen wollte, nimmt man ihr dabei durchaus ab. Die Abtreibungsdebatte, Rassismus, Homophobie, Bigotterie, illegale Einwanderung – der kleine Ort wird zum Kriegsschauplatz eines geteilten Amerikas. Fehlt nur noch irgendein Amoklauf oder auch Polizeigewalt. Mit dem Tornado hat das aber alles nichts zu tun. 13 Minutes – Jede Sekunde zählt besteht aus zwei Elementen, die einfach nicht zusammenfinden und die am Ende ohne Konsequenz bleiben. Zum Schluss mag vieles kaputt am Boden liegen. Unklar ist aber, was damit anzufangen ist: Der Film ist zu Ende, ohne Auflösung, ohne Ausblick und ohne echte Aussage.

Credits

OT: „13 Minutes“
Land: Kanada, USA
Jahr: 2021
Regie: Lindsay Gossling
Drehbuch: Lindsay Gossling
Musik: Ariel Marx
Kamera: Steve Mason
Besetzung: Amy Smart, Thora Birch, Trace Adkins, Anne Heche, Paz Vega, Will Peltz, Sofia Vassilieva, Shaylee Mansfield, James Austin Kerr

Bilder

Trailer

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13 Minutes – Jede Sekunde zählt
Fazit
„13 Minutes – Jede Sekunde zählt“ wird zwar als Katastrophenfilm verkauft, versagt als solcher aber völlig. Der Tornado kommt erst sehr spät, Spannung tritt keine auf. Stattdessen gibt es viel Drama zwischen Seifenoper und Gesellschaftsporträt. Das funktioniert jedoch ebenso wenig, da durch das Unglück nichts davon eine Auflösung bekommt und der Film einfach endet.
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