Down Terrace

Down Terrace

Inhalt / Kritik

Down Terrace
„Down Terrace“ // Deutschland-Start: 30. Dezember 2021 (MUBI)

Gerade erst sind Bill (Robert Hill) und sein Sohn Karl (Robin Hill) aus dem Gefängnis entlassen worden, da droht schon der nächste Ärger. So ist Karl ziemlich sauer darüber, was die anderen über Valda (Kerry Peacock) erzählen. Klar ist sie von ihm schwanger! Sie wollen ja sogar heiraten – sehr zum Missfallen von Bill und seiner Frau Maggie (Julia Deakin), die Karl ständig reinreden wollen. Aber auch beruflich läuft es gerade nicht so wirklich bei der Gangsterfamilie. Irgendjemand in ihrem Umfeld ist ein Verräter, so viel haben sie schon festgestellt. Nur wer? Während sie darüber diskutieren, wer der Schuldige sein könnte, eskaliert die Situation. Denn wenn einmal das Morden angefangen hat, dann kann das niemand so leicht wieder aufhalten …

Die bescheidenen Anfänge eines eigenwilligen Regisseurs

Inzwischen ist Ben Wheatley klar in Hollywood angekommen. Ob bei High-Rise, Free Fire oder Rebecca, er hat in den letzten Jahren mit einen großen Schauspielnamen zusammengearbeitet. Mit Meg 2 steht sogar der Wechsel zum Big-Budget-Blockbuster an. Dabei wurde der britische Regisseur eigentlich durch sehr eigenwillige kleine Filme bekannt, die kaum etwas kosteten, dafür aber reich mit schwarzem Humor waren. So auch bei seinem Debütfilm Down Terrace. Das Indiewerk wurde in nur wenigen Tagen gedreht, ein großer Teil der Handlung spielt in ein und derselben Wohnung. Und auch das Ensemble dürfte kein nennenswerter Kostenfaktor gewesen sein. Co-Autor Robin Hill übernahm die Hauptrolle, dessen Sohn spielt auch im Film den Sohn. Dessen Freundin spielte die Freundin. Man blieb also unter sich.

Das bedeutet aber nicht, dass alles ganz harmonisch ablief. Zumindest vor der Kamera ist das genaue Gegenteil der Fall. Kaum sind Vater und Sohn zu Hause sind erste Spannung spürbar, die sich weiter steigern, sobald jemand anderes den Raum betritt. Wobei Letzteres noch nicht mal physisch geschehen muss. Manchmal reicht es, einfach nur jemanden zu erwähnen und da knallen irgendwo die Sicherungen durch. Down Terrace ist das Porträt einer komplett dysfunktionalen Familie, bei der eigentlich jeder gegen jeden kämpft. Wie das Ganze angefangen hat, wird dabei nicht verraten, wohl aber dass sich im Laufe der Jahre Verhaltensweisen eingeschliffen haben, die freundlich ausgedrückt toxisch sind. Eine hohe Meinung hat man hier nicht voneinander. Das mit dem Gefühlen ist auch so eine Sache. Aber zum Wohle des Familienbetriebs macht man eben weiter.

Skrupellos und absurd

Nur dass dieser Betrieb eben Verbrechen sind. Dabei wird nie so wirklich klar, was genau diese Verbrechen sind und womit die ihr Geld verdienen. Der Film spielt zwar in einem kriminellen Milieu, handelt aber kaum von den damit verbundenen Geschäften. Wie auch? Die Figuren sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um eine Außenwelt auch nur wahrzunehmen. Und wenn doch mal jemand von außen eine Rolle spielt, dann nimmt das seinen Ursprung in den internen Querelen. Tatsächlich eskalieren die Konflikte in Down Terrace mit der Zeit so sehr, dass alles und jeder, der in den Einflussbereich der Familie gerät, um sein Leben fürchten muss. Skrupel hat dort schließlich niemand. Oder auch irgendeine positive Charaktereigenschaft: Die Figuren sind ebenso grotesk wie gefährlich.

Wheatley erzählt davon mit viel Humor. Der ist aber, wie so oft bei dem Briten, von einer äußerst dunklen Färbung. Er macht sich über seine eigenen Figuren lustig, die sich wie knallharte Gangster aufführen wollen, sich dabei aber zuweilen kräftig überschätzen oder anderweitig lächerlich machen. In der ersten Hälfte braucht Down Terrace dafür noch nicht mal eine Handlung. Es reicht, wenn die Leute zusammensitzen und sich unterhalten. Später schaltet der Autorenfilmer dann doch noch einen Gang höher, tut dies aber erneut auf eine komische, weil absurd übertriebene Weise. Das macht Spaß, sofern man Spaß an einem blutigen Treiben hat, das gleichzeitig total bescheuert und todernst ist. Gleichzeitig hat der Film aber auch immer etwas Tragisches, wenn das ganze Unglück so völlig unnötig ist und das Ergebnis jahrelanger Verletzungen. Wer solche Familienmitglieder und Freunde hat, der braucht dann auch schon keine Feinde mehr.

Credits

OT: „Down Terrace“
Land: UK
Jahr: 2009
Regie: Ben Wheatley
Drehbuch: Ben Wheatley, Robin Hill
Musik: Jim Williams
Kamera: Laurie Rose
Besetzung: Robin Hill, Robert Hill, Julia Deakin, David Schaal, Kerry Peacock, Tony Way, Michael Smiley, Kali Peacock

Trailer

Filmfeste

Fantastic Fest 2009
International Film Festival Rotterdam 2010
Fantasie Film Festival 2010
Locarno 2012

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„Down Terrace“ begleitet eine dysfunktionale Familie und deren nicht minder bescheuertes Umfeld, die allesamt in kriminelle Machenschaften verwickelt sind, aber viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um den Geschäften nachzugehen. Das Ergebnis ist ein schwarzhumoriges und zugleich tragisches Massaker, absurd und unnötig.
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