Mein Freund, das Ekel ZDF
© ZDF/Conny Klein/Mathias Nickel

Mein Freund, das Ekel – Die Serie

Inhalt / Kritik

„Mein Freund, das Ekel – Die Serie“ // Deutschland-Start: 30. September 2021 (ZDF) // 10. Dezember 2021 (DVD/Blu-ray)

Vom Regen in die Traufe. Einerseits ist Olaf Hintz (Dieter Hallervorden) nicht unglücklich darüber, dass er seine unfreiwillige Mitbewohnerin Trixie Kunze (Alwara Höfels) und deren Kinder Afia (Latisha Kohrs), Murat (Julius Gabriel Göze) und Sean (Lior Kudrjawizki) wieder los ist. Doch der Preis ist hoch. Schließlich muss er sich dafür mit seiner zurückgekehrten Schwester Elfie (Ursela Monn) und deren nervigen Hippie-Freund Waldemar (Horst Günter Marx) herumplagen. Als es dabei zu einem sehr unschönen Zwischenfall kommt und Hintz aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen muss, bleibt ihm nur eins übrig: Er muss jetzt seinerseits bei Familie Kunze unterkommen. Dabei hat die selbst genügend Probleme, darunter Trixies neue Ausbildung zur Konditorin …

Wiedersehen mit den beliebten Figuren

Kürzlich lief im ZDF der Film Um die 50, der mehr als zwei Jahrzehnte nach der Serie Um die 30 deren Geschichte fortsetzte. Nun geht der Sender bei Mein Freund, das Ekel den umgekehrten Weg. Dieses Mal wird ein TV-Film in Serienform fortgesetzt. Während man sich bei dem ersten Beispiel schon ein wenig fragen konnte, was der Sinn des Projekts war, leuchtet der zweite Nachschlag schon deutlich mehr ein. So war der Film mit knapp acht Millionen Zuschauern und Zuschauerinnen sehr erfolgreich. Außerdem folgt die Serie knapp zweieinhalb Jahre später, womit die Chaos-WG noch deutlich frischer im Gedächtnis ist und die Chance besteht, an den Erfolg anzuknüpfen. Umso mehr, da der Sender der Fortsetzung einen Prime-Time-Platz eingeräumt hat.

Aber auch inhaltlich bietet sich der Stoff für ein serielles Erzählen an. Schließlich steht im Mittelpunkt, trotz des Titels, nicht zwangsläufig der grimmige alte Mann. Mindestens ebenso wichtig ist die Familie Kunze, bei der irgendwie gar nichts funktioniert. Nachdem beim Film noch die Schwierigkeiten von Murat beleuchtet wurden, dürfen dieses Mal alle anderen mit Problemen kämpfen. Der Kampf von Trixie, sich als alleinerziehende Mutter und Analphabetin in der Welt zu behaupten, zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die sechs Folgen. Aber auch die beiden jüngeren Kinder dürfen in Mein Freund, das Ekel zu einem Problemfall werden. Von diversen Nebenfiguren ganz zu schweigen, die im Laufe der Zeit auftauchen und eigene Geschichten mitbringen.

Komische Konflikte im Sekundentakt

Der Tonfall ist dabei schon heiter. Obwohl Mein Freund, das Ekel eine ganze Reihe schwerer Themen anspricht, vom besagten Analphabetismus über Armut im Alter bis zu Alkoholsucht und mangelnden Aufstiegschancen, die Serie wird nie zu einem reinen Sozialdrama. Dafür sorgen schon die kauzigen, teils recht überzeichneten Figuren. Das titelgebende Ekel Hintz zum Beispiel zitiert bei jeder passenden – und auch unpassenden – Situation irgendwelche lateinischen Sinnsprüche. Auch Carmen-Maja Antoni in einer Nebenrolle als Imbissverkäuferin nutzt mal wieder voller Lust ihre Schnodderschnauze dazu, alle möglichen Leute anzublaffen – darunter mit Vorliebe eben den rollstuhlfahrenden Miesepeter.

Überhaupt ist die Serie nicht gerade arm an zwischenmenschlichen Konflikten. Eigentlich wird hier ununterbrochen gestritten. Sobald zwei Personen im selben Raum sind, ist die Chance groß, dass es irgendwann kracht. Das kann innerhalb der Familie stattfinden. Es gibt Stress mit dem Hausmeister Nowak (Thorsten Merten) oder der Nachbarschaft. Die Szenen beim Bäcker, bei dem Trixie ihre Lehre machen will, sind von Anfang an sehr konfrontativ. Oft ist dabei das Problem, dass die Leute zwar streiten können, aber nicht wirklich kommunizieren. Mein Freund, das Ekel ist deshalb auch eine Art Plädoyer dafür, Probleme offen anzusprechen, anstatt alles nur zu verschleppen. Fast immer ließen sich Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, wenn offen damit umgegangen ist.

Alles beim Alten

Klar, sonderlich originell ist das nicht. Die Erkenntnis, dass die Leute zu wenig oder falsch miteinander reden, kommt in gefühlt jedem zweiten Film vor. Und auch sonst ruhte man sich bei Mein Freund, das Ekel schon ziemlich auf bewährten Elementen aus. Das Prinzip der ungewollten Chaos-WG steht natürlich in der Tradition des Klassikers Ein seltsames Paar. Auch das Motiv des grimmigen alten Mannes, der dank äußerer Einflüsse seinen inneren Menschen wiederentdeckt, wurde wieder und wieder verwendet. Aber es funktioniert. Das Komik-Urgestein Dieter Hallervorden ist für solche Rollen immer wieder gut, es macht schon Spaß, ihm dabei zuzusehen, wie er alle und jeden zurechtweist, die das Pech haben, in seine Nähe zu geraten. Auf Dauer bietet das jedoch nicht so wahnsinnig viel Abwechslung, da wiederholen sich die Witze schon sehr. In der Summe ist das deshalb dann zwar nett, mehr aber auch nicht.

Credits

OT: „Mein Freund, das Ekel“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Wolfgang Groos, Winfried Oelsner
Drehbuch: Daniel Scotti-Rosin, Viktoria Assenov, Julia Drache, Klaus Rohne, Dennis Eick
Musik: Riad Abdel-Nabi
Kamera: Gerhard Schirlo, Jonathan Ibeka
Besetzung: Dieter Hallervorden, Alwara Höfels, Latisha Kohrs, Julius Gabriel Göze, Lior Kudrjawizki, Thorsten Merten, Franziska Troegner

Bilder

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Die Serie „Mein Freund, das Ekel“ knüpft an den gleichnamigen Film an und erzählt, wie die unfreiwillige WG um einen grimmigen alten Mann und eine Chaos-Familie weitergeht. Das ist insgesamt nett, auch weil es Spaß macht, Hallervorden beim Schimpfen und Meckern zuzusehen. Originell ist das hingegen kaum, auf Dauer mangelt es auch an Abwechslung.
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