Have a Nice Dog!
© Jalal Maghout & Karsten Matern

Kritik

Have a Nice Dog!
„Have A Nice Dog!“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Während in Deutschland immer noch Flüchtlinge aus dem vom Krieg gebeutelten Syrien kommen und sich hier einfinden, kommt auch die Konfrontation mit dem Erlebten zum Vorschein. In den letzten Jahren haben sich beispielsweise Spielfilme wie Innen Leben von Philippe Van Leeuw oder die erschütternde Dokumentation Für Sama von Waad Al-Kateab und Edward Watts mit dem Syrienkonflikt auseinandergesetzt, dem Ausmaß der menschlichen Katastrophe sowie dem psychologischen Trauma, welches noch viele Generationen beschäftigen wird. Gerade über die Kunst findet sich die Möglichkeit etwas auszudrücken, zu dem Worte nicht in der Lage sind, weshalb diese wie auch viele andere kreative Herangehensweisen ihren kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Verarbeitung leisten.

In diesem Kontext ist auch der Animationskurzfilm Have A Nice Dog! des Syrers Jalal Maghout zu verstehen. Der Film, der auf dem diesjährigen Filmfestival Max Ophüls Preis gezeigt wird, erzählt die Geschichte eines Mannes, der in seinem einsamen Apartment in Damaskus den Krieg erlebt. Nur sein Hund ist ihm geblieben als sein ständiger Begleiter und Leidensgenosse, der genau wie er in der Wohnung festsitzt, aus Angst vor dem Kriegstreiben draußen und aus einer stillen Wut über diejenigen, die es geschafft haben, das Land zu verlassen. Die Wohnung bleibt für den Mann eine letzte Schutzzone, die er nicht aufgeben will, welche aber immer mehr in Gefahr gerät.

Die Letzten unserer Art

Auch wenn die Situation in Damaskus noch eine vergleichsweise sichere Stadt im Film Maghouts zu sein scheint, bemerkt man die Auswirkungen des Krieges in jedem Detail des öffentlichen Lebens. Die Art der Animation wie auch die Farbgebung verbleiben in einem Schwarz-Weiß, stellen eine Umwelt dar, in der es keinerlei Farbe mehr gibt, die, wie auch in der Wahrnehmung des Protagonisten, in einer ähnlichen Depression versinkt wie er selbst. Feindlich wirkt diese Welt, bedrohlich und aggressiv, sodass man gewillt ist zu verstehen, warum die Hauptfigur es nicht abwarten kann, in die vermeintlich sicheren vier Wände zu kommen, wo die Gefahren zwar auch da sind, aber berechenbar bleiben.

In Maghouts knapp dreizehnminütigem Film ist der Krieg nicht nur außen, präsent durch einen Geräuschteppich und die Atmosphäre auf den Straßen, sondern findet vor allem im Privaten wie auch im Psychologischen statt. Die Beziehung des Protagonisten zu seinem Hund wird zu einer Art Projektionsfläche, bei der die Wut und die Frustration über die verfahrene Lage zum Ausdruck kommt. Immer mehr wundert er sich über dieses vertraute Haustier, welches auf einmal zu überraschend aggressivem Verhalten neigt, wie dem Zerstören des eigenen Spielzeugs.

Credits

OT: „Have A Nice Dog!“
Land: Deutschland, Syrien
Jahr: 2020
Regie: Jalal Maghout
Drehbuch: Jalal Maghout
Musik: Dascha Dauenhauer
Stimmen: Lucas Englander, Hoda El Sharkawy, Karsten Matern

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„Have A Nice Dog!“ ist ein nachdenklicher, sehr bedrückender Film über das Trauma des Krieges. Über den Umweg der Animation zeigt Jalal Maghout das düstere, deprimierende Innenleben seines Hauptcharakters, der entkommen will, aber nicht kann.
8
von 10