Jungs bleiben Jungs Les Beaux Gosses
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Jungs bleiben Jungs

Jungs bleiben Jungs Les Beaux Gosses
„Jungs bleiben Jungs“ // Deutschland-Start: 1. Juli 2010 (Kino) // 29. Oktober 2010 (DVD)

Inhalt / Kritik

In ihrer Vorstellungskraft, da sind Hervé (Vincent Lacoste) und Camel (Anthony Sonigo) schon alte Hasen, haben so ziemlich jede Frau in ihrem Umfeld schon ins Bett bekommen. In der Realität ist die Erfolgsquote der beiden 14-Jährigen jedoch überschaubar. Genauer haben die beiden bislang noch so gar keine Erfahrungen sammeln können, abseits ihrer häufigen Masturbationsfantasien. Als ausgerechnet die schöne Mitschülerin Aurore (Alice Trémolière) Hervé auserwählt, kann dieser sein Glück dann auch kaum fassen. Eine Freundin, endlich! Nur, wie geht das eigentlich? Mit seiner Mutter (Noémie Lvovsky) kann er über das Thema natürlich nicht reden, viel zu peinlich. Und so schlingert er von einem Tag zum nächsten, ohne genau zu wissen, was er da tut …

Sie haben ihren festen Platz im Filmgeschäft: Komödien über Jugendliche und ihre peinlichen ersten sexuellen Erfahrungen. Kein Wunder, sammeln die doch dabei Erfahrungen, durch die wir alle mehr oder weniger mal durch mussten und denen wir mit ein wenig zeitlichem Abstand auch wieder mit Humor begegnen können. Anders als der Coming-of-Age-Bereich, der sich allgemein mehr mit der mentalen Entwicklung und der Suche einer eigenen Identität auseinandersetzt, geht es bei diesen Komödien in der Regel um den rein körperlichen Aspekt. Das schränkt die Thematik zwar ein, kann aber ebenfalls sehr unterhaltsam sein – und erfolgreich, wie etwa die beiden Endlosreihen American Pie und Eis am Stiel bewiesen.

Ein Hit bei Kritikern und dem Publikum

Im Fall von Jungs bleiben Jungs blieb es bei diesem einmaligen Ausflug, Hervé und Camel haben wir seither nicht mehr wiedergesehen. Dabei war die Resonanz seinerzeit sogar ziemlich gut. Rund 900.000 Besucher lockte der französische Film damals in die heimischen Kinos, Vincent Lacoste (Saint Amour – Drei gute Jahrgänge) avancierte zum Star und gehört heute zu den gefragtesten Jungschauspielern seines Landes. Selbst die Kritiker konnten sich für das Werk erwärmen, es gab eine Reihe von Filmpreisen und Nominierungen – was bei dieser Art Komödie nun wirklich keine Selbstverständlichkeit ist. Das liegt aber auch daran, dass der Film eben keine der üblichen derben Klamotten ist, in denen alles auf peinliche Situationen und groben Humor zugeschnitten ist.

Letzteren gibt es hier natürlich schon, ganz ohne kommt eine solche Komödie nicht aus. Regisseur und Co-Autor Riad Sattouf, der sich zuvor mit Comics einen Namen gemacht hatte und hier sein Filmdebüt ablieferte, legt seinen Schwerpunkt aber woanders. Ihm ist es wichtiger, die Unsicherheit und die Unbeholfenheit junger Menschen aufzuzeigen, deren Triebe zwar ganz genau wissen, was sie wollen, die damit aber noch nicht umgehen können. Da wird nicht einfach zum Verspritzen von Körperflüssigkeiten gegrölt. Der Humor von Jungs bleiben Jungs besteht eher darin, dass es eben diese Diskrepanz gibt zwischen den Fantasien und der Realität, dass da von einem Fettnäpfchen ins nächste getappt wird, ohne jemals so richtig im Ziel anzukommen.

Mit Verständnis fürs Peinliche

Hervé und Camel machen dabei natürlich keine besonders gute Figur. Man müsste die beiden Jungs nicht einmal zwangsläufig liebenswürdig nennen. Wo andere Filme dann doch mit eindeutigen Sympathieträgern arbeiten, da sind die zwei irgendwie schrecklich gewöhnlich, würden allenfalls durch nicht immer ganz vorteilhafte Frisuren auffallen. Doch das macht den Film eben auch sympathisch: Selbst wenn einiges hier zum humoristischen Zweck überspitzt ist, grundsätzlich ist das alles doch recht nah am Alltag. Anders als bei seinem zweiten Film Jacky im Königreich der Frauen, eine bissige Religionssatire, ebenfalls mit Lacoste in der Hauptrolle, hält sich Sattouf noch zurück, begegnet seinen Figuren mit mehr Wärme.

Dabei lässt er sie nicht nur ziellos auf der Suche nach Sex durchs Leben stolpern, der Film selbst weiß ebenfalls nicht immer so genau, wohin er will. Eine eigentliche Geschichte hat Sattouf nicht zu erzählen, da bleibt er wohl noch stärker in dem Comicmodus verhaftet, wenn er eine episodische Struktur verwendet. Aber es macht Spaß, ihm und seinen Jungs dabei zuzusehen und sich insgeheim zu freuen, dass man diesen Abschnitt im Leben hinter sich hat, wenn man sich mit kaum zu bändigenden Gefühlen, aufdringlichen Eltern und demütigenden Erfahrungen auseinandersetzen muss, nach denen man ganz bestimmt niemals wieder raus in die Welt will. Bis man es dann doch wieder tut.

Credits

OT: „Les Beaux Gosses“
IT: „The French Kissers“
Land: Frankreich
Jahr: 2009
Regie: Riad Sattouf
Drehbuch: Riad Sattouf, Marc Syrigas
Musik: Flairs
Kamera: Dominique Colin
Besetzung: Vincent Lacoste, Anthony Sonigo, Alice Trémolières, Noémie Lvovsky

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Cannes 2009 Goldene Kamera Nominierung
César 2010 Bester Debüt-Film Sieg
Beste Nebendarstellerin Noémie Lvovsky Nominierung
Bester Nachwuchsdarsteller Vincent Lacoste Nominierung
Prix Lumières 2010 Bester Nachwuchsdarsteller Vincent Lacoste, Anthony Sonigo Nominierung

Filmfeste

Cannes 2009

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Jungs bleiben Jungs
fazit
In „Jungs bleiben Jungs“ träumen zwei Freunde davon, endlich einmal Sex zu haben. Die episodenhaft angelegte Komödie setzt zwar ebenfalls auf die in dem Bereich üblichen eher derberen Späße, ist aber ein deutlich warmherzigeres Porträt einer sexuellen Selbstsuche, die mit vielen peinlichen Erfahrungen und demütigenden Momenten einhergeht.
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