Inklusive Totenschein
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… inklusive Totenschein

Kritik

Inklusive Totenschein
„… Inklusive Totenschein“ // Deutschland-Start: 20. März 2020 (DVD)

Nach einem längeren Aufenthalt in Mexiko kehrt Henry Berger (Werner Toelcke) nach Hamburg zurück und will seine Mutter besuchen. Doch anstatt ihrer alten Wohnung befindet sich dort nun eine Baustelle und seine Mutter scheint verschwunden, bis Henry endlich die Auskunft erhält, diese hätte sich mit seinem Geld in ein Seniorenheim einquartiert. Als Henry schließlich bei dem Heim vorstellig wird, will man ihm zunächst keine Auskunft geben, doch eine Heimbewohnerin sagt ihm, nachdem Herny von der Heimleitung abgewiesen wurde, dass seine Mutter verstorben sei. Nun will Henry Nachforschungen anstellen und stößt dabei auf die Baufirma Doktor Hubertys (Hermann Hiesgen), die sich durch den Bau der Altenheime hoch verschuldet hat. Darüber hinaus hört er von einer Leibrente der Bewohner, welche ihnen der Konzern vertraglich zusicherte gegen eine hohe Geldzahlung. Henry ist sich sicher, dass etwas faul hinter der sauberen Fassade des Konzerns ist, doch als man Huberty ermordet auffindet, gerät er ins Fadenkreuz der Polizei und immer tiefer in einen Sumpf der Korruption und des Verbrechens.

Der korrupte Westen
In … Inklusive Totenschein sind mit Werner Toelcke und Jurij Kramer zwei der bekanntesten Namen des DDR-Fernsehens vertreten. Toelckes Faible für das Krimigenre kommt an vielen Stellen zu Tragen, war er doch selbst Autor vieler Kriminalromane, die meistens in Westdeutschland spielten.

Auf der einen Seite ist … Inklusive Totenschein ein waschechter DDR-Film, der seine wenig subtile Systemkritik am Westen gar nicht erst zu kaschieren versucht. Die Reichen werden im Film allesamt als zwielichtig, ausbeuterisch und opportunistisch dargestellt, die nicht davor zurückschrecken, selbst die Wehrlosen und die Alten auszubeuten und zu betrügen. Auf den Baustellen der Firma Hubertys herrschen schreckliche Bedingungen, werden Vorschriften nicht beachtet und herrscht ein raues Klima zwischen den Arbeitern und den Bauherren. Mit dem Verweis auf den westdeutschen Regierungssitz verweist Kramers Film zudem mehr als nur einmal auf die etwaigen Verstrickungen der Politik in diesem zutiefst unmoralischen Netz aus Korruption.

Insgesamt wird diese Kritik kaschiert innerhalb der für den Krimi bekannten Rahmenhandlung des vorbelasteten Helden, der in seiner Suche nach der Wahrheit für Werte wie Aufrichtigkeit einsteht, auch wenn seine Vergangenheit ein paar dunkle Flecke aufweist. Werner Toelcke spielt diesen Unschuldigen, der zum Schuldigen gemacht werden soll und sich an einer Stelle gar beinahe auf die Seite der Korrupten stellt, ohne dies zu wissen. Diese Darstellung nimmt man Toelcke durchaus ab, vor allem da seine Figur gerade durch seine Vorgeschichte eine interessante Erdung erhält, die ihn als Gegenspieler der Korruption glaubwürdig macht.

Ein Netz aus Lügen
Man kann … Inklusive Totenschein natürlich als einen ideologischen Film betrachten. Gleichzeitig ist der Krimi – wenn es einem gelingt diese erwähnte Ebene der Geschichte zu ignorieren – immer noch ein ganz unterhaltsamer Fernsehfilm. Gerade der Einstieg in die Handlung wirkt seltsam umständlich und grob, was nicht zuletzt am recht abrupten Schnitt zu liegen scheint. Hierbei verheddert sich der Film in der eigenen Systemkritik sowie in den diversen Fallstricken der Handlung.

Positiv hervorzuheben ist zuletzt noch die Musik Andrzej Korzyńskis, die durch ihre elektronischen Klänge nicht nur typisch für die Entstehungszeit ist, sondern auch die spannenden Momente der Handlung gut hervorhebt.

Credits

OT: „… Inklusive Totenschein“
Land: DDR
Jahr: 1977
Regie: Jurij Kramer
Drehbuch: Jurij Kramer, Werner Toelcke
Musik: Andrzej Korzyński
Kamera: Winfried Kleist
Besetzung: Werner Toelcke, Friederike Aust, Hermann Hiesgen, Petra Hinze, Jürgen Reuter, Ezard Haußmann

Bilder

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"… Inklusive Totenschein" ist ein unterhaltsamer Fernsehkrimi. Die wenig subtilen ideologischen Elemente des Films, eine holprige Exposition sowie die heute recht altbacken wirkende Fernsehoptik sind Schwachstellen in einem ansonsten ganz passablen Film, der besonders durch seinen Hauptdarsteller positiv auffällt.
5
von 10