Der Herr der Ringe Die Gefährten The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring
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Der Herr der Ringe: Die Gefährten

Kritik

Herr der Ringe Hobbit
„Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ // Deutschland-Start: 19. Dezember 2001 (Kino) // 3. November 2016 (DVD, Blu-ray – Collection)

Alle waren sie zusammengekommen, um den 111. Geburtstag des Hobbits Bilbo Beutlin (Ian Holm) zu feiern. Dabei ahnte keiner, dass der langjährige Abenteurer die Gelegenheit nutzen würde, um sich mittels eines Rings aus dem Staub zu machen. Ein magischer, sehr mächtiger Ring. Und ein gefährlicher: Mit diesem hatte eins der Magier Sauron Mittelerde unterworfen, bis er besiegt wurde. Nun liegt es an Bilbos Frodo (Elijah Wood), das zuvor in Vergessenheit geratene Artefakt zu zerstören, bevor es in falsche Hände gerät und Sauron wiederaufersteht. Zu seinem Glück ist er bei dieser Reise nicht allein: Der weise Zauberer Gandalf (Ian McKellen), die Hobbits Samwise (Sean Astin), Peregrin (Billy Boyd) und Meriadoc (Dominic Monaghan), die Menschen Aragorn (Viggo Mortensen) und Boromir (Sean Bean), der Elb Legolas (Orlando Bloom) und Zwerg Gimli (John Rhys-Davies) schließen sich dem hoffnungslosen Unterfangen an, das für alle den sicheren Tod bedeutet …

Eine große Herausforderung
Gute Gründe gab es natürlich, schon weshalb man Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien verfilmen wollte. Es gab sogar sehr viele Gründe: Kaum ein Roman hat sich im 20. Jahrhundert häufiger verkauft als das Abenteuer von neun Gefährten, die ausziehen, um einen allesbeherrschenden Ring zu vernichten. Und wenn ein Buch erfolgreich ist, dann liegt der Gedanke natürlich schon nahe, dieses für die große Leinwand zu adaptieren und damit noch ein zweites Mal abzusahnen. Allerdings ist das ein bisschen schwierig bei einem derart umfangreichen Brocken – die aktuelle deutsche Buchausgabe umfasst 1300 Seiten. Tolkien selbst hielt das Werk für unverfilmbar, weshalb er die Rechte ohne große Bedenken verkaufte. Tatsächlich scheiterte die erste Version, der 1978 veröffentlichte Zeichentrickfilm, obwohl mit Ralph Bakshi (Fritz the Cat) einer der bekanntesten Animationsregisseure für erwachsene Stoffe gewonnen werden konnte.

Aber es sollte dann eben doch noch mehr als zwei weitere Jahrzehnte dauern, bis die nächste und für viele ultimative Version der Ereignisse erschien. Peter Jackson, dessen Karriere mit grotesken Genrebeiträgen wie Bad Taste und Braindead begann, war vielleicht nicht der naheliegendste Regisseur. Aber das Wagnis zahlte sich aus, obwohl – oder weil – er sich extrem viel Zeit für die Geschichte nahm. Drei Teile machte er aus dem Buch, jeder knapp drei Stunden lang, in der extended edition noch länger. Und selbst diese enorme Laufzeit reichte nicht aus, um wirklich alles umzusetzen. Also schrieb der Neuseeländer zusammen mit seiner Partnerin Fran Walsh und Philippa Boyens alles ein bisschen um, schob manche Ereignisse an eine andere Stelle, strich andere, fügte zum Teil neue hinzu.

Schnell, wir müssen weiter!
In Die Gefährten macht sich die Zeitnot vor allem in der zweiten Hälfte bemerkbar. Lässt Jackson in der ersten noch viel Raum dafür, die Beziehungen zwischen Frodo und Gandalf zu etablieren und ein bisschen was über die Hobbits zu erzählen, da geht es später sehr schnell. Etwas zu schnell: Trotz des Titels entsteht kaum das Gefühl, dass hier eine gemeinsame Gruppe unterwegs ist, da nicht die Gelegenheit bleibt, um entsprechende Bindungen aufzubauen. Stattdessen wird von einem Schauplatz zum nächsten gehetzt, die Figuren sind so sehr damit beschäftigt, sich ständig neuer Gefahren zu erwehren, dass kein entsprechender Raum für Entwicklungen entsteht.

Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass in Der Herr der Ringe: Die Gefährten keine Zeit zum Langweilen ist, dafür passiert schlicht zu viel. Zudem sind die einzelnen Orte sehr abwechslungsreich: Ob die Reisenden in windiger Höhe unterwegs sind oder tief unter der Erde, in verwunschen Wäldern ihren Weg suchen oder an majestätischen Zeugnissen der Vergangenheit vorbeikommen, dem Auge wird schon sehr viel geboten. Teilweise sieht man dem Film sein Alter dabei durchaus an. Was vor zwanzig Jahren noch sündhaft teurer State of the Art war, das ist inzwischen zu offensichtlich künstlich, gerade bei den Fernaufnahmen. Auch bei den am Computer entstandenen Figuren mag man heute nicht mehr ganz so genau hinschauen. Doch diese gelegentlichen Schatten werden durch die detailverliebten, geradezu verschwenderischen Settings wieder ausgeglichen.

Glanzauftritte der Stars
Oft sind es sogar die ruhigen Momente, die den stärksten Eindruck hinterlassen – auch dank des Ensembles. Ian McKellen (The Good Liar – Das alte Böse), der einzige aus dem Cast, der eine Oscar-Nominierung erhielt, steht als weiser und doch gütiger Meisterzauberer neben dem damals noch unbekannten Elijah Wood (Come to Daddy) im Mittelpunkt, der den freundlichen, etwas naiven Frodo spielt. Doch gerade die – leider nur kurzen – Auftritte von Christopher Lee als finsterer Magier und Cate Blanchett als betörend-geheimnisvolle Elbenkönigin stellen die Höhepunkt des Auftakts dar. Der ist für viele gleichzeitig der beste Film der Reihe, wohl auch wegen des ungeschlagenen Abenteuergefühls. Von der im Vorspann erzählten Vorgeschichte an werden die Ereignisse immer größer, man sieht mehr und mehr vom Land, wird Teil der umfangreichen Mythologie, die sich immer wieder andeutet. Ähnlich zu den Hobbits, die eine sehr viel größere und gefährlichere Welt entdecken, als sie sie vorher kannten, werden wir eine epische Geschichte hineingezogen.

Das kann ausgesprochen düster sein. Gerade der Auftritt der unheimlichen Nazgûl hätte aus einem Horrorfilm stammen können, andere Wesen sind ebenfalls prädestiniert, den einen oder anderen Albtraum auszulösen. Und auch die Abgründe der Figuren führen dazu, dass Die Gefährten mehr ist als die typische Heldensaga. An anderen Stellen verlässt sich Jackson hingegen schon auf Klischees, sei es weil die Vorlage so oft kopiert wurde, dass einzelne Bestandteile nichts Besonderes mehr sind, teils weil der Filmemacher die Gesetze des Films angewendet hat. Doch die Mischung aus Fantastischem und Konventionellem geht auf, bis heute ist der Teil sehenswert und gut geeignet, für ein paar Stunden das hier und jetzt zu verlassen – zumal sich der Pathos, der in den beiden Nachfolgern immer ausgeprägter wurde, hier noch in Grenzen hält.

Credits

OT: „The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring“
Land: Neuseeland, USA
Jahr: 2001
Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson
Vorlage: J. R. R. Tolkien
Musik: Howard Shore
Besetzung: Elijah Wood, Ian McKellen, Sean Astin, Viggo Mortensen, Billy Boyd, Dominic Monaghan, John Rhys-Davies, Orlando Bloom, Sean Bean, Ian Holm, Liv Tyler, Cate Blanchett, Christopher Lee, Hugo Weaving

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2002 Bester Film Nominierung
Beste Regie Peter Jackson Nominierung
Bester Nebendarsteller Ian McKellen Nominierung
Bestes adaptiertes Drehbuch Fran Walsh, Philippa Boyens Peter Jackson Nominierung
Bestes Szenenbild Nominierung
Beste Kostüme Nominierung
Bestes Make-up Sieg
Beste Kamera Andrew Lesnie Sieg
Beste Musik Howard Shore Sieg
Bester Song May It Be Nominierung
Bester Schnitt Nominierung
Beste Spezialeffekte Sieg
BAFTA Awards 2002 Bester Film Sieg
Beste Regie Peter Jackson Sieg
Bestes adaptiertes Drehbuch Fran Walsh, Philippa Boyens Peter Jackson Nominierung
Bester Hauptdarsteller Ian McKellen Nominierung
Beste Kamera Andrew Lesnie Nominierung
Beste Kostüme Nominierung
Bester Schnitt Nominierung
Beste Musik Howard Shore Nominierung
Bestes Make-up Sieg
Bestes Szenenbild Nominierung
Bester Ton Nominierung
Beste Spezialeffekte Nominierung
Orange Film of the Year Award Sieg
Golden Globe Awards 2002 Bester Film – Drama Nominierung
Bester Regisseur Peter Jackson Nominierung
Beste Musik Nominierung
Bestes Lied May It Be Nominierung

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„Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ war der Auftakt zu einem Fantasy-Abenteuer, wie es die Welt zuvor nicht auf der großen Leinwand kannte. Inzwischen ist die Optik teils natürlich in die Jahre gekommen, einzelne Probleme wie die sehr gehetzte zweite Hälfte und das fehlende Bonding der Figuren sind ohnehin geblieben. Die Geschichte um eine gefährliche Reise durch eine an Mythologien reiche Welt macht aber noch immer Spaß und lässt einen prima die Zeit vergessen.
9
von 10