Fighting With My Family

Fighting with My Family

Fighting with My Family
„Fighting with My Family“ // 1. Mai 2019 (Kino)

In dem kleinen englischen Ort Norwich gibt es eigentlich nicht viel zu sehen, wäre da nicht die Familie um den ehemaligen Häftling Ricky Knight (Nick Frost). Zusammen mit seiner Frau Julia (Lena Headey) und seinen beiden Kindern Zak (Jack Lowden) und Paige (Florence Pugh) mischen sie die Stadt mit ihrer Liebe zum Wrestling auf. Immer wieder veranstalten sie Events, bei denen sie ganz nach dem Vorbild des WWE (World Wrestling Entertainment) gemeinsam im Ring stehen. Das Geschwisterpaar träumt seit Jahren von einer Karriere beim WWE, und als sich die Chance bietet, einen Platz im Ausbildungscamp zu ergattern, sind beide Feuer und Flamme. Als allerdings nur Paige die Möglichkeit auf die Ausbildung erhält, wird nicht nur die Beziehung zu ihrem Bruder auf eine harte Probe gestellt. Auch sie muss sich in einer ihr noch fremden Welt zurechtfinden und beweisen, dass sie den Biss hat, es mit den ganz Großen des Sports aufzunehmen.

Inspiriert von Saraya-Jade Bevis (Künstlername Paige) Leben, welches bereits in der 2012 erschienen Dokumentation The Wrestler zu sehen war, kommt jetzt mit Fighting with My Family der passende Spielfilm ins Kino. Angestoßen hatte die Idee dazu kein geringerer als Dwayne „The Rock“ Johnson (Jumanji: Willkommen im Dschungel, Fast and the Furious. Als Autoren konnte Johnson Stephan Merchant gewinnen, mit dem er bereits in Zahnfee auf Bewährung zusammen arbeitete. Merchant, bekannt als Urheber und Autor von The Office, eine der erfolgreichsten britischen Comedy-Serien, brachte damit merklich einschlägige Erfahrung mit. Die Pointen sitzen und der Humor wirkt nie fehl am Platz. Stattdessen kreiert Merchant hier ein sehr charmant naives Familienporträt mit dem Herz am rechten Fleck.

Wie viel muss ich wissen?
Schwierigkeiten bereitete dem Autor bisweilen aber die Frage, wie viel Hintergrundwissen das Publikum braucht und dem Film gut tut, ohne dabei zu sehr in die technischen Details des Wrestlings einzutauchen. Insgesamt hat Merchant dieses Problem, wie sich herausstellt, sehr gut gelöst. Es ist gerade genug, um auch als absoluter Neuling zu verstehen, was den Sport ausmacht, mit welchen Anforderungen die Wrestler konfrontiert werden und was ihnen bei den Auftritten abverlangt wird. Dass ihn das allerdings mehr als sechs Monate Arbeit im Schnitt kostete, hatte er so nicht erwartet, da die Dreharbeiten hingegen in knapp zwei Monaten abgeschlossen waren.

Johnson sowie Merchant lassen es sich dann aber auch nicht nehmen für den Film selbst vor die Kamera zutreten. The Rock spielt in dem Fall einfach sich selbst und spult in seinen kurzen Auftritten seine üblichen Motivationspredigten ab, die aber dennoch für den ein oder anderen Lacher sorgen. Grundsätzlich funktioniert Fighting with My Family, das auf dem Sundance Film Festival 2019 Weltpremiere feierte, an dieser Stelle auch sehr gut ohne ihn.

Sympathieträger für Fans und Neulinge
Wirklich bemerkenswert sind Florence Pugh (Malevolent – Und das Böse existiert doch, Lady Macbeth) und Jack Lowden (Dunkirk, Maria Stuart, Königin von Schottland), die für den Film auch Wrestlingtraining absolvierten und in den entsprechenden Szenen damit glänzen können. Hier bewährt sich auch der Stilmix, von Film sowie WWEfilmqualität. Die Kämpfe können dadurch für Fans des Wrestlings durchaus gerecht werden, verlieren aber nicht den Bezug zu denjenigen, die sich noch nie mit dem Sport beschäftigt haben. Zudem ist die Darstellung der Geschwister durch Florence und Jack absolut überzeugend und die beide Hauptdarsteller werden schnell zu den Sympathieträgern, mit denen man mitfiebert und mitfühlt, auch wenn die Geschichte vergleichsweise wenig neu ist. Dazu folgt die Erzählweise dann doch zu schablonenartig der Dramaturgie einer Familienkomödie.

Jedoch muss man dem Film zugestehen, dass gerade das für einen kurzweiligen, leichten, aber sehr unterhaltsamen Kinobesuch sorgt. Abschließend noch der Hinweis an diejenigen, die die Dokumentation nicht gesehen haben: Man kann sich zumindest in den Post-credit-Szenen noch davon überzeugen, dass für den Film zweifelsfrei perfekt passende Schauspieler gefunden worden sind.



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"Fighting with my Family" bietet kurzweiliges Wohlfühlkino für die ganze Familie, welches zwar relativ einfach gestrickt ist, aber Herz beweist und einen starken Cast zu bieten hat. Stilistisch würdigt der Film den Sport des WWE, beschränkt sich aber zum Verständnis auf das Notwendigste, sodass auch Nicht-Wrestling-Fans auf ihre Kosten kommen.
7
von 10