Royal Corgi
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Royal Corgi – Der Liebling der Queen

Royal Corgi
„Royal Corgi – Der Liebling der Queen“ // Deutschland-Start: 1. Mai 2019 (Kino)

Sie sind das ein und alles von Queen Elizabeth II – sehr zum Missfallen ihres Mannes Prinz Philip: die Corgis. Mehrere Exemplare dieser Hunderasse hat die britische Königin bereits, doch genug hat sie deshalb noch lange nicht. Jüngster Zuwachs im königlichen Haushalt ist Rex, ein kleiner Welpe, der mit seiner Niedlichkeit alle um den Finger wickelt. Fast alle. Die anderen Hunde leiden zunehmend unter dem steigenden Hochmut von Rex, ganz zu schweigen unter der Vernachlässigung der Königin, die plötzlich nur noch für den Neuzugang hat. Das soll sich erst ändern, als sich ein hochrangiger Besuch ankündigt und Rex aufgrund eines unglücklichen Zwischenfalls in Ungnade fällt.

Der weltweite Animationsmarkt wird, wie fast alle Bereiche des Films, von den USA dominiert. Disney, Pixar Studios, DreamWorks Animation, Illumination – die Liste an Studios, die für die umsatzstärksten Filme rund um Animation verantwortlich sind, werden sei jeher von Amerikanern bestimmt. Wunderbare Beispiele europäischer Animationskunst gibt es zwar nicht zu knapp. An den Kinokassen haben diese aber nur selten etwas zu sagen. Viele schaffen es nicht einmal in unsere Lichtspielhäuser. Und wenn doch, werden sie dort gern ignoriert.

Wir wollen auch mitmachen!
Ben Stassen
und Vincent Kesteloot sind zwei der Ausnahmen, die sich dem US-Diktat unbeirrt entgegenstellen, mit leidlichem Erfolg. Die Besucherzahlen der obigen Konkurrenz erreichen zwar auch sie nicht, aber es reicht doch, um sich einen Namen zu machen und ordentlich Geld einzuspielen, das gleich wieder ins nächste Projekt gesteckt wird. Dafür schrecken die beiden Belgier auch nicht davor zurück, sich recht ungeniert an Filmen jenseits des großen Teiches zu orientieren. Die letzten beiden Werke beispielsweise verarbeiteten eine amerikanische Legende (Bigfoot Junior) und einen amerikanischen Literaturklassiker (Robinson Crusoe). Da ist es fast schon ein europäischer Durchbruch, wenn der neue Film immerhin im britischen Königshaus angesiedelt ist – auch wenn die Fixierung auf ein englischsprachiges Publikum bleibt.

Aber auch sonst orientiert sich Royal Corgi sehr eindeutig an dem, was die US-Kollegen so vorgeben. Vor allem der Humor wirkt wie eine billige Kopie der westlichen Massenproduktionen. Nach einem vergnüglichen Einstieg, der sowohl die royale Steifheit wie auch die plumpe US-Übergriffigkeit aufs Korn nimmt, wird der Animationsfilm zu einem Werk unter vielen, der weder eine gute Geschichte zu erzählen hat, noch eine Idee, wie er sie erzählen soll. Stattdessen gibt es eine lose Ansammlung von Slapstick-Gags, ohne Zusammenhang, ohne echten Witz und vor allem ohne Persönlichkeit. Anspruchslose Berieselungsware, die man in dieser oder ähnlicher Form einfach zu oft gesehen hat, um sich hiermit irgendwie für den europäischen Film stark zu machen.

Das Schlechteste aus zwei Welten
Das kann man nun zuliebe der jungen Zielgruppe akzeptieren. Kurios ist jedoch, dass diese harmlose Belanglosigkeit auf eine Reihe von Witzen trifft, die so gar nicht ins Bild passen. Da gibt es drogenabhängige Hunde, mehrere Mordversuche, dazu sexuelle Übergriffe, die in einer bemerkenswert gesellschaftlichen Blindheit als Humor verkauft werden sollen und verharmlost werden. Anders gesagt: In Zeiten von #MeToo sexuelle Nötigung und Pupswitze auf eine Stufe zu stellen, da muss man die letzten Jahre schon irgendwie verpennt haben. Wäre das Ganze immerhin konsequent, als subversiver Angriff auf Werte und Normen, man hätte das noch akzeptieren können. Stattdessen ist Royal Corgi einfach nur ein weiterer dämlicher Film, der billig Kasse machen will, einfach irgendwas zusammenwirft, Kinder werden es schon kaufen. Sind ja Hunde dabei.

Dazu passt dann auch die Optik, die ebenfalls nicht unbedingt Ausdruck von Kreativität und Feinsinnigkeit ist. Die Darstellung der Royals bzw. Trump ist dabei noch erstaunlich gelungen, haben tatsächlich Wiedererkennungswert. Und auch die Corgis gehen für sich genommen in Ordnung. Ansonsten ist aber erwartungsgemäß Sparkurs angesagt. Die Settings sind sowohl in der Anzahl wie auch in ihrer Ausarbeitung beschränkt. An vielen Stellen ist dann doch zu offensichtlich, dass in Europa einfach nicht die notwendigen Budgets existieren, um es mit den Vorgaben aus den USA aufzunehmen. Ungewöhnliche Optiken lassen sich auch auf diese Weise noch erzeugen, wie Beispiele à la The Painting oder Ruben Brandt, Collector demonstrieren. Dafür fehlt hier aber der Mut, Royal Corgi läuft lieber anderen hinterher, anstatt eigene Marker zu setzen.



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Mit „Royal Corgi – Der Liebling der Queen“ zeigen die Belgier einmal mehr ihren Willen, es der US-Konkurrenz gleichzutun. Nur fehlen ihnen dafür neben dem notwendigen Budget auch die Ideen. Gelungen ist an dem Animationsfilm über einen königlichen Hund lediglich der Einstieg, später gibt es eine wenig komische, dafür oft befremdliche Mischung aus Kleinkindwitzen und völlig deplatziertem Humor, so wie auch der Inhalt schwach zusammengeklaut wurde.
4
von 10