Destiny The Tale of Kamakura

Destiny: The Tale of Kamakura

„Destiny: Kamakura Monogatari“, Japan, 2017
Regie: Takashi Yamazaki; Drehbuch: Takashi Yamazaki; Vorlage: Ryôhei Saigan
Darsteller: Masato Sakai, Mitsuki Takahata, Shinichi Tsutsumi, Sakura Ando

Destiny The Tale of Kamakura
„Destiny: The Tale of Kamakura“ läuft im Rahmen der 18. Nippon Connection in Frankfurt a. Main (29. Mai bis 3. Juni 2018)

Als der Autor Masakazu Isshiki (Masato Sakai) und seine junge Frau Akiko (Mitsuki Takahata) nach Kamakura ziehen, dann mit dem Ziel, ein beschauliches Leben zu führen und in Ruhe schreiben zu können. Doch mit der Ruhe ist es bald vorbei. Immer wieder werden die beiden in seltsame Geschichten hineingezogen, in denen Geister, Götter und andere übernatürliche Kreaturen ihre Finger im Spiel haben. Masakazu macht sich dabei dank seiner Kenntnisse der jenseitigen Welt sogar bald einen Namen als hilfreicher Berater bei polizeilichen Ermittlungen. Als aber auch sein eigenes Leben von solchen Wesen heimgesucht wird, stößt er an Grenzen – vor allem, wenn es dabei auch noch um Akiko geht.

Knapp 30 Millionen Dollar hat Destiny: The Tale of Kamakura daheim in Japan Anfang des Jahres eingespielt, ein mehr als beachtliches Ergebnis. Und leider eins, das sich kaum außerhalb des Inselreiches wiederholen lässt. Das liegt zum einen daran, dass der zugrundeliegende, in den 1980ern veröffentlichte Manga von Ryohei Saigan im Westen so gut wie niemandem etwas sagen dürfte. Zudem greift der Film auf zahlreiche Legende und Fabelwesen zurück, die in der östlichen Kultur verankert sind und deshalb erst einmal schwerer verkäuflich sind.

Ein Tipp für Japanfans
Ein Wunder ist es daher nicht, dass sich bislang kein deutscher Verleih gefunden hat. Glücklicherweise haben aber immerhin die Besucher des japanischen Filmfests Nippon Connection in Frankfurt a. Main die Gelegenheit, ihn im Mai 2018 zu sehen. Denn wer ein Faible für die Kultur des Landes der aufgehenden Sonne hat, der wird sich hier schnell zu Hause fühlen, wenn die geschichtsträchtige Stadt, die für zahlreiche Schreine und Tempel sowie eine riesige Buddhafigur bekannt ist, zum Schauplatz allerlei seltsamer Begegnungen wird.

Das erinnert ein wenig an Chihiros Reise ins Zauberland, wo ebenfalls Menschen etwas ungewollt die Bekanntschaft zahlreicher Fabelwesen machen. Destiny: The Tale of Kamakura geht dabei jedoch etwas eigene Wege. Vor allem geht es sehr viele unterschiedliche Wege, die eigentlich gar nicht zusammengehören. Fantasy verbindet die einzelnen Episoden, die manchmal sogar ein bisschen Richtung Horror schielen. Die Bedrohung hält sich jedoch meistens eher in Grenzen, dafür sind die Figuren zu skurril, der Film gleicht in solchen Momenten eher versponnenen Komödien à la Die fabelhafte Welt der Amélie. Aber auch das Drama schaut hin und wieder vorbei, schließlich handelt der Film auch von verstorbenen Menschen und der Frage, wie die Angehörigen damit umgehen. Ach ja, auch Krimi wäre nicht ganz verkehrt. Denn Masakazu ist immer mal wieder an der Lösung kniffliger Fälle beteiligt.

Mehr und mehr und mehr
Langeweile sollte hier deshalb nur bei den wenigsten aufkommen, mangelnde Abwechslung lässt sich dem Genremix kaum vorwerfen. Wenn Destiny: The Tale of Kamakura mit Problemen zu kämpfen hat, dann gehen diese in die entgegengesetzte Richtung. Regisseur und Drehbuchautor Takashi Yamazaki (Parasyte, Eternal Zero – Flight of No Return) stopft bei seiner Adaption so viele Episoden, Figuren und Stimmungen in seinen Film, dass kaum etwas je Raum zur Entfaltung bekommt. Vieles ist schon vorbei, noch bevor es richtig angefangen hat, ein ums andere Mal würde man sich wünschen, doch noch ein klein bisschen mehr erfahren zu dürfen, sehen zu dürfen. An der Stelle wird dann doch das episodische Mangaerbe deutlich, das stärker auf Einzelsituationen denn auf eine fortlaufende Geschichte setzt.

Gleichzeitig spricht es natürlich für den Film, dass man eher noch mehr von ihm sehen will, trotz einer beachtlichen Laufzeit von rund 130 Minuten. Unverdient ist der große Erfolg nicht, Destiny: The Tale of Kamakura überzeugt durch Witz und Charme, Geschichten, die mal klassisch, aber auch wieder exzentrisch sind. Sehr erheiternd ist beispielsweise Sakura Ando (100 Yen Love) in der Rolle einer Totengöttin, die gerade zum Ende hin einiges zu tun bekommt. Und auch visuell ist das hier alles gefällig. Mit den Hollywood-Kollegen kann es die Spezialeffekte-Abteilung natürlich nicht aufnehmen. Ob es die herumlaufenden Fabelwesen sind oder die Kulissen, das sieht schon alles ziemlich künstlich aus. Aber das passt zu dem Film und seiner märchenhaften Stimmung. Zu dem Gefühl, hier in eine ganz andere Welt gestolpert zu sein, die unserer zwar ähnelt, aber doch nach ganz eigenen Regeln funktioniert.



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„Destiny: The Tale of Kamakura“ erzählt davon, wie ein Autor und seine junge Frau immer wieder in kurios-fantastische Geschichten verwickelt werden. Die Mangaverfilmung leidet ein wenig darunter, dass sie nicht die Zeit hat, die vielen Episoden und Figuren zu vertiefen. Dafür ist der kunterbunte Genremix sehr unterhaltsam, abwechslungsreich, gefällt durch skurrile Figuren und eine märchenhafte Stimmung.
7
von 10