Blade Runner Black Out 2022

Blade Runner Black Out 2022

(OT: „Blade Runner Black Out 2022“, Regie: Shinichirô Watanabe, USA, 2017)

35 Jahre, das ist schon eine richtige lange Zeit, um auf einen Nachfolger zu warten. Selbst wenn es der Nachfolger zu einem absoluten Kultwerk sein soll, so wie es Blade Runner war. Also entschloss man sich zu Werbezwecken, aber auch zum Weiterspinnen der Geschichte, eine Handvoll Kurzfilme zu drehen, welche zwischen dem ersten Teil und Blade Runner 2049 angesiedelt sind. Auch Animefans durften sich über einen eigenen Mini freuen, umso mehr, da dieser von einer absoluten Koryphäe stammt: Regisseur und Drehbuchautor Shinichirô Watanabe hat mit der Serie Cowboy Bebop immerhin selbst Science-Fiction-Geschichte geschrieben. Und auch Space Dandy war in futuristischen Welten angesiedelt.

Wirklich vergleichbar ist das neueste Werk des Filmemachers aber nicht mit den älteren Ausflügen ins Science-Fiction-Genre. Wenn ein Vergleich bemüht werden soll, dann ist der mit Ghost in the Shell deutlich näher. Das liegt zum einen am Thema, da beide von künstlichen Menschen handeln, die von echten kaum noch zu unterscheiden ist. Von der Frage auch, welchen Wert ein solches Wesen hat. Es ist aber auch die düstere Atmosphäre, welche Blade Runner Black Out 2022 an die Comic-Adaption denken lässt. Schick anzusehen ist der Kurzfilm dann auch. Der Einsatz von Computern ist zwar etwas überdeutlich, was zu einer von Technik dominierten Welt aber ganz gut passt.

Kurzes Vergnügen
Inhaltlich ist der Anime ohne größere Ambition, wie zu erwarten bei einem nur 15 Minuten dauernden Zwischenstück. Erzählt wird, wie es drei Jahre nach dem ersten Film zu Unruhen kam und die sogenannten Replikanten in einem etwas größeren Stil versuchten, sich zu emanzipieren. Mit freundlichem Bitten funktioniert so etwas natürlich nicht, da braucht es schon gewaltigen Nachdruck, vielleicht auch den einen oder anderen Anschlag. Schließlich werden sie selbst nicht unbedingt mit Samthandschuhen angefasst: Seit der Verlängerung ihrer Lebensspanne machen die Menschen auf sie Jagd. Nur wenn die Replikanten nicht mehr als solche zu erkennen sind, haben sie eine Chance auf ein „normales“ Leben.

Es ist also eine vergleichsweise konventionelle Geschichte, die Watanabe da erzählt. Dass diesmal von vornherein die Replikanten zu Protagonisten werden, ist reizvoll. Die Zeit reicht aber nicht aus, um wirklich etwas aus dem Stoff oder den Figuren zu machen. Mehr als einen Prolog für das, was kommt. Gesehen haben muss man den Film daher nicht, selbst als Fan des Science-Fiction-Klassikers nicht. Als Appetithappen, der einen zusammen mit 2036: Nexus Dawn und 2048: Nowhere to Run auf die Ereignisse in Blade Runner 2049 vorbereitet, erfüllt er aber seinen Zweck. Er lässt einen sogar etwas bedauern, dass das Konzept nicht zu einer Serie ausgebaut wurde und man auf diese Weise noch etwas tiefer in diese Welt hätte eintauchen dürfen.



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„Blade Runner Black Out 2022“ spielt drei Jahre nach dem Kultklassiker und erzählt, wie es in dessen Anschluss mit den Replikanten weiterging. Aufgrund der Kürze des Films kann der Anime natürlich nicht in die Tiefe gehen. Als Appetizer ist die düstere Zukunftsvision jedoch gut zu gebrauchen.
6
von 10