Space Dandy Staffel 1
© 2014 BONES/Project SPACE DANDY

(„Space Dandy – Season 1“, 2014)

Space Dandy Staffel 1Nachdem die letzten Ausgaben unseres fortlaufenden Animationsspecials eher düster waren (Kino’s Journey, Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh), wird es in Teil 48 wieder sehr farbenfroh und ungemein albern. Eine große Reise steht aber auch dieses Mal wieder auf dem Programm.

Gibt es etwas Schöneres als den weiblichen Hintern? Nicht wenn es nach Space Dandy geht. Ohne Unterlass jagt der selbstverliebte Pofetischist an Bord seines Raumschiffs Aloha Oe durch die Galaxis auf der Suche nach hübschen Frauen oder unbekannten Aliens, die er der Registrierungsbehörde aushändigt. Sollten sie bei ihren Reisen tatsächlich eine neuartige Rasse entdecken, winkt dafür viel Geld. Klappen tut das jedoch fast nie. Stattdessen geraten  er, sein technisch veralteter Roboter QT und der katzenähnliche Meow vom fernen Stern Beteigeuze in ständig neue chaotische Situationen.

Shinichirô Watanabe ist zurück! Nachdem es hierzulande lange still war um ihn, seine letzte Serie Kids on the Slope es erst gar nicht nach Deutschland schaffte, gibt es jetzt endlich wieder Nachschub vom Regisseur der Kultserien Cowboy Bebop und Samurai Champloo. Ein bisschen zumindest. Tatsächlich begnügt er sich bei Space Dandy mit der Position des Chief Directors, hat zusammen mit Shingo Natsume also quasi die Leitung des Projekts. Die einzelnen Episoden wiederum dürfen ruhig mal mehr, mal weniger bekannte Kollegen inszenieren, darunter Satoshi Saga (Green Legend Ran, Armitage III), Sayo Yamamoto (Michiko to Hatchin) und Hiroshi Hamasaki (Shigurui, Texhnolyze, Steins;Gate).

Und das tut dann jeder auf seine Art: Wie bei Anthologien üblich, gibt es hier keine fortlaufende Geschichte, jede Folge darf für sich stehen und sogar den anderen widersprechen. Figuren sterben und tauchen das nächste Mal wieder auf, Entwicklungen gibt es keine, abgesehen vom Auftakt hat nichts hier bleibenden Einfluss. Gemeinsam haben die dreizehn Episoden deshalb auch nur das Grundgerüst: Bei ihren Versuchen, endlich mal zu Reichtum zu kommen, stolpern die drei von einem absurden Abenteuer ins nächste. Innerhalb desselben gibt es aber keine Einschränkungen. Das erinnert manchmal durchaus an Cowboy Bebop, nur dass hier im Gegensatz zum damaligen Genremix sehr viel konsequenter auf skurrile Figuren und absurde Geschichten gesetzt wird.

Und genau darin liegt eben der Reiz von Space Dandy: Von einer ernsthaften Space Opera ist die Serie Lichtjahre entfernt, hier ist von der ersten Minute an Nonsens angesagt. Das kann wahnsinnig lustig sein, denn die Loslösung von einer etwaigen Rahmenhandlung erlaubt den Drehbuchautoren, in zwanzig Minuten zu packen, was auch immer ihnen einfällt. Nach dem Motto „je verrückter, desto besser“ folgen wir so der Crew auf ihrer Suche nach einer außerirdisch guten Ramen-Suppe oder erleben eine etwas andere Zombieepidemie.

Nachteil der Anthologie: Die Qualität schwankt mitunter recht stark. Nach einem vielversprechenden Auftakt schwächelt die TV-Produktion, der Humor wird zuweilen zu bemüht albern oder lüstern, der zwischenzeitliche Versuch der Ernsthaftigkeit funktioniert auch nicht immer. Doch gerade, wenn man die Serie schon resigniert ins Mittelfeld verbannen will, läuft sie zum Schluss noch mal zur Hochform auf, präsentiert am laufenden Band ungewöhnliche Ideen und fantastische Welten.

Von gleichbleibender und sehr hoher Qualität ist hingegen die Optik aus dem Hause BONES (RahXephon, Fullmetal Alchemist). Sehr clean gehalten, gefallen die Weltraumabenteuer durch flüssige Animationen, schicke Computereffekte und natürlich die vielen grotesken Monster, denen wir unterwegs begegnen. Trotz der gelegentlichen Durchhänger ist Space Dandy daher jedem Animationsfan mit Vorliebe für Nonsens wärmsten zu empfehlen. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die zweite, ebenfalls 13 Folgen lange Staffel noch ihren Weg hierher findet, die dem guten Auftakt laut Meinung eingängiger Foren noch überlegen sein soll.



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Wenn drei Verlierer im All Jagd auf Frauen, Aliens und Essen machen, ist das für die Freunde absurden Humors ein galaktischer Spaß. Zwar hat die Anthologie mit einer mitunter schwankenden Qualität der Folgen zu kämpfen, insgesamt überwiegt der gute Eindruck der optisch hochwertigen Animeserie jedoch.
7
von 10