Krampus
© Universal Pictures

Krampus

(„Krampus“ directed by Michael Dougherty, 2015)

Krampus DVD
„Krampus“ ist seit 28. April auf DVD und Blu-ray erhältlich

Weihnachten, das Fest der Liebe? Nicht bei Familie Engel. So sehr sich Tom (Adam Scott) und Sarah (Toni Collette) auch bemühen, eigentlich sind die Feiertage nur von Stress und Streit geprägt, weniger von Besinnlichkeit – vor allem wenn Sarahs Schwester Linda (Allison Tolman) und deren Mann Howard (David Koechner) hinzukommen. Als sich Max Engel (Emjay Anthony) auch noch von seinen Cousins und Cousinen verspotten lassen muss, immer noch an Santa Claus zu glauben, reißt der seinen Brief an Santa in Stücke – mit fatalen Folgen. Der Strom in der Nachbarschaft fällt aus, Max’ Schwester Beth (Stefania LaVie Owen) ist plötzlich verschwunden und im Vorgarten stehen lauter gruselige Schneemänner. Aber das ist erst der Anfang, denn mit der Anti-Weihnachtsstimmung wurde etwas sehr sehr Böses geweckt.

Weihnachten und Filme, das bedeutete früher einmal unsäglicher Kitsch, der die zeitweilige Gefühlsduseligkeit schamlos ausnutzte. Und auch wenn neuerdings die Feiertage gern filmisch genutzt werden, um verkorkste Familien (Alle Jahre Wieder – Weihnachten mit den Coopers) oder zerbrechende Freundschaften (Die Highligen Drei Könige) humorvoll zu thematisieren, am Ende steht dann doch immer eine positive Aussage und die Aufforderung zum Zusammenhalt. Krampus ist da keine Ausnahme, die Streitigkeiten und die Missachtung klassischer Werte ist hier ebenfalls die Quelle allen Übels. Nur dass das Übel eben deutlich krasser ausfällt als normal.

Wenn ein Vergleich ansteht – der auch in zu ziemlich jeder Kritik zu Krampus bemüht wird – dann ist es der zu Gremlins, der vor über 30 Jahren ebenfalls die Feiertage mit skurrilem Creature Horror verknüpfte. Und wie auch in so ziemlich jeder Kritik steht: Nein, mit dem Übervater kann es der späte Nachkomme nicht aufnehmen. Dabei macht Regisseur und Drehbuchautor Michael Dougherty, der mit Trick ’r Treat schon Halloween auseinandergenommen hatte, bei seinem neuesten Werk einiges richtig. Eine tief eingeschneite Straße ist natürlich ein dankbares Umfeld für Horrorgeschichten. Wenn die armen Opfer außerhalb der eigenen vier Wände kaum die Hand vor dem Auge sehen können, wir die Bedrohung nur akustisch zu spüren bekommen, dann läuft es einem auch Ende April noch kalt den Rücken hinunter.

Und auch die Bedrohung selbst ist eine willkommene Abwechslung im Horroreinerlei: Der nur in Teilen Europas bekannte dämonische Helfer des Weihnachtsmannes ist mit seiner Mischung aus Unverbrauchtheit und jahrhundertealter Tradition eine echte Bereicherung für das Genrekabinett. Gleiches gilt für seine Helferlein, die aus traditionellem Spielzeug à la The Nightmare Before Christmas wahre Hölleninstrumente machen. Die grotesken Widersacher, die in bester Home-Invasion-Manier das Anwesen der Engel unsicher machen, gehören sogar zu den Höhepunkten des Films. Die menschlichen Protagonisten stehen dem jedoch kaum nach, das hochkarätig besetzte Ensemble – unter anderem Conchata Ferrell (Two and a Half Man) als griesgrämige Alki-Tante und Krista Stadler als deutsche Oma und Krampusexpertin – sorgt selbst dann schon für spaßige Horrormomente, wenn noch gar nichts passiert.

Und doch, der vielen guten oder zumindest vielversprechenden Bestandteile zum Trotz, so richtig in Fahrt kommt Krampus nicht. Der tatsächlich spannende Einstieg in die Horrornacht verliert sich, die witzigen Auseinandersetzungen der Familienmitglieder spielen keine Rolle mehr, die sonderbaren, schön in Handarbeit gefertigten Monster haben nur Kurzauftritte – in der Horrorkomödie wird alles in den Ring geworfen, nur um anschließend gleich wieder fallen gelassen zu werden, Dougherty verpasst es, die einzelnen Elemente wirklich aufzubauen. Nett ist das Ergebnis, gerade in einer Gruppe unterhaltsamer Stoff für den nächsten Videoabend. Ein Dauerbrenner, der jedes Jahr zu Weihnachten ausgekramt würde, sieht aber anders aus, dafür ist der Film am Ende weder witzig noch aufregend genug.



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Die Besetzung ist hochkarätig, die Figuren witzig, die Monster ungewohnt und grotesk. Doch die vielen guten Bestandteile fügen sich nicht zu einem guten Film zusammen, „Krampus“ ist ein letztendlich nur nettes Horrormärchen für die Feiertage.
5
von 10