Sture Boecke
© Arsenal Filmverleih

Sture Böcke

(„Hrútar“ directed by Grímur Hákonarson, 2015)

Sture Boecke
„Sture Böcke“ läuft ab 31. Dezember im Kino

An Gemeinsamkeiten mangelt es Gummi (Sigurður Sigurjónsson) und Kiddi (Theodór Júlíusson) nicht: Beide lieben ihre Schafherden, werden regelmäßig für ihre Böcke ausgezeichnet, sie leben sogar nebeneinander. Nur das Miteinander, das will bei den beiden Brüdern einfach nicht funktionieren, seit 40 Jahren schon schweigen sie sich an. Erst als eine Krankheit die Schafe der Region befällt, nach und nach alle Tiere getötet werden müssen und die beiden unmittelbar vor dem Nichts stehen, finden sie wieder zueinander.

Weite, karge Landschaften, verschrobene, wortkarge Protagonisten und die große Liebe zu Tieren – der isländische Film Sture Böcke hat zunächst eine ganze Menge mit seinem Landsmann Von Menschen und Pferden gemeinsam. Während bei Letzterem der skurrile Ton aber bis zum Schluss weitestgehend beigehalten wird, täuscht hier der erste Eindruck. Denn auch wenn der Film nicht ganz ohne Humor auskommt, spielt er doch eine recht beiläufige Rolle, gelacht wird bei Sture Böcke eher selten.

Stattdessen gewinnen die dramatischen Elemente mit der Zeit die Oberhand, vor allem das schwierige Verhältnis zwischen den Brüdern rückt zunehmend in den Fokus. Dabei ist es nicht so, als würden die Gründe für das Zerwürfnis groß breitgetreten und in theatralischen Szenen aufgearbeitet. Eigentlich weiß man auch gar nicht so genau, was da wirklich vorgefallen ist. Vermutlich spielt es auch keine große Rolle, denn wie der treffende deutsche Titel schon sagt, die isländische Provinz ist von sturen Böcken bewohnt – tierischen wie menschlichen –, die Bevölkerung macht das, was es schon immer gemacht hat. Warum also etwas erklären?

Allgemein nimmt sich der isländische Regisseur und Drehbuchautor Grímur Hákonarson bei seinem Film sehr zurück, lässt lieber Bilder sprechen als Menschen, vertraut mehr auf Atmosphäre denn auf Handlung. Genau genommen passiert im Laufe der gut anderthalb Stunden nämlich kaum etwas, abgesehen von dem etwas unpassend dramatischen Ende ist Sture Böcke eine äußerst ruhige Angelegenheit. Langweilig ist das Drama deshalb aber nicht, gerade die zunehmend ausweglose Situation der Brüder und der anderen Herdenbesitzer geht einem nahe, die gemeinsamen von Groll erfüllten Auftritte der zwei entwickeln eine rohe, emotionale Kraft, die sich in den Aufnahmen der ursprünglichen Landschaft wiederspiegelt. Feel-Good-Kino haben die Isländer also nicht im Gepäck, hier geht es mehr um das Existenzielle: der Mensch und die Natur, der Mensch und der Mensch, der Mensch mit sich selbst. Das ist vielleicht nicht immer schön oder unterhaltsam, aber doch so naheliegend, als wäre man selbst dabei, in dem fernen Inselstaat.



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Zwei Brüder, ein alter Streit und viele, viele Schafe: „Sture Böcke“ erzählt ruhig, ohne viele Worte oder große Handlung, dafür mit schönen Landschaftsaufnahmen die Geschichte eines zerstrittenen Brüderpaars, das ein Unglück wieder zusammenbringt.
7
von 10