
Als im Jahr 20XX eine seltsame, riesige Blume in Japan auftaucht, weiß niemand so recht, was von dieser zu halten ist. Wie viele andere auch erhält Rita die Aufgabe, anzupacken und das Chaos aufzuräumen, welche die Darol genannte Pflanze hinterlassen hat. Dabei ahnt sie nicht, dass das Schlimmste noch bevorsteht: Eine Vielzahl von Kreaturen entspringt Darol und beginnt, alle Menschen zu töten, die in Reichweite sind. Rita versucht noch, dem Massaker zu entkommen, schafft es aber nicht mehr rechtzeitig. Umso größer ist ihre Verwunderung, als sie wieder in ihrem Bett zu sich kommt, so als wäre nichts geschehen. Schnell merkt sie, dass sie dazu verdammt ist, den Tag des Angriffs wieder und wieder zu erleben. Während sie so Dutzende Male stirbt bei dem Versuch, das Unglück zu verhindern, macht sie die Bekanntschaft von Keiji, einem jungen schüchternen Mann, der neben ihr der Einzige ist, der diese Zeitschleife bewusst wahrnimmt …
Neu-Adaption der Light Novel
Aller guten Dinge sind drei. Oder vielleicht doch vier? Eigentlich ist die Geschichte um eine Zeitschleife und den wiederkehrenden Kampf gegen brutale Wesen ein alter Hut. Schließlich ist die Light Novel All You Need Is Kill von Hiroshi Sakurazaka bereits 2004 erschienen. Einem weltweiten Publikum wurde das Science-Fiction-Abenteuer aber erst zehn Jahre später bekannt. Nicht nur, dass 2014 eine Manga-Adaption des Romans erschien. Vor allem die Live-Action-Verfilmung Edge of Tomorrow mit Tom Cruise und Emily Blunt erfreute sich größerer Beliebtheit. Insofern dürften nicht wenige gestaunt haben, als ein rundes Jahrzehnt später eine weitere Version ein Publikum sucht, dieses Mal in Gestalt eines Animefilms. Braucht es wirklich noch eine weitere Variante?
Wobei man bei All You Need Is Kill schon versucht, einen etwas anderen Weg zu gehen. Die größte Neuerung der nunmehr vierten Variante ist, dass die Perspektive gewechselt wurde. Bislang wurde der Kampf gegen die Monster aus Sicht des Mannes erzählt, der zum Helden wird. Dieses Mal rückt die Frau in den Mittelpunkt, die bislang als Mentorin diente, dabei nur die zweite Geige spielen durfte. Wobei der Film mehr ist als ein bloßer Geschlechtertausch. Zwar steht auch in dieser Variante zwischendurch der wiederkehrende Kampf gegen die Invasoren im Fokus, bei dem per Trial-and-Error-Verfahren versucht wird, irgendwie aus der Sache heil herauszukommen. Der Film nimmt sich aber auch die Zeit, die Protagonistin vorzustellen, ihre Lebenssituation und was diese Ausnahmesituation mit ihr macht.
Bekannt, aber sehenswert
Klar, Déjà-vu-Erlebnisse darf man trotzdem haben. Selbst wer nicht die Vorlage oder die erste Verfilmung kennt, wird bei All You Need Is Kill das Gefühl haben, einiges schon mal gesehen zu haben. Schließlich gab es im Laufe der Zeit zahlreiche Filme, die auf dem Zeitschleifenprinzip basieren. Einiges, was hier geschieht, findet man seit Und täglich grüßt das Murmeltier in praktisch allen Beiträgen, die dieses Motiv verwenden. Der Hang zu existenziellem Fragen gehört ebenfalls fest dazu. Die Figuren müssen sich immer bewusst werden, wer sie sind, was sie wollen und wie ihr Leben einen Sinn haben kann – hier dann eben im wiederkehrenden Anblick des Todes.
Aber auch wenn sich All You Need Is Kill ein bisschen schwer damit tut, sich von anderen thematisch ähnlichen Werken abzuheben, sehenswert ist auch diese Variante geworden. So hat der Film einen emotionalen Kern, gerade gegen Ende hin, wenn die beiden Figuren zusammenkommen. Aber auch visuell macht der Anime, der beim Annecy Festival 2025 zu sehen war, vieles richtig. Das bekannte Studio 4 °C (Fortune Favors Lady Nikuko, Poupelle und die andere Seite des Himmels) wird seinem Ruf gerecht, eines der aktuell spannendsten Animationsstudios Japans zu sein. Ungewöhnliche Designs und der Einsatz von Farben heben diesen Anime von den vielen zu ähnlich aussehenden ab, die einem oft vorgesetzt werden. Ob man unbedingt eine weitere Adaption gebraucht hätte, darüber lässt sich zwar streiten. Für sich genommen ist diese aber gelungen.
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