
Als Profischarfschütze Sam Lorde (Scott Adkins) bei einem Auftrag versehentlich eine Unschuldige verwundet, bevor er die Zielperson ausschaltet, will er aus dem Geschäft aussteigen. Doch seine Auftraggeberin Tamara (Alice Eve) überredet ihn zu einem letzten Einsatz. So findet sich Sam mit seinem Partner Ken (Jack Parr) bald in einem luxuriösen Penthouse wieder, das sich als tödliche Falle entpuppt: Ein feindlicher Scharfschütze nimmt sie ins Visier. Mit minimaler Deckung und begrenzten Ressourcen muss Sam ums Überleben kämpfen und erkennt, dass er selbst zur Zielscheibe geworden ist. Doch wer könnte es auf ihn abgesehen haben?
Vom Stunt zur Regie
Seit einer ganzen Weile scheint sich ein spannender Trend im Actionkino abzuzeichnen: Immer mehr Stuntmänner wechseln hinter die Kamera und nehmen auf dem Regiestuhl Platz. Was früher hauptsächlich Schauspielern und in geringerem Maße Kameraleuten vorbehalten schien, macht mittlerweile wohl auch bei Stuntprofis Schule. Bekanntestes Beispiel dürfte Chad Stahelski sein, der früher Keanu Reeves als Stuntdouble vertraut und später mit John Wick eine der prägendsten Actionreihen der letzten Dekade geschaffen hat. David Leitch, Stuntman für unter anderem Brad Pitt, inszenierte Filme wie Bullet Train und The Fall Guy und bewies dabei sein Gespür für physisches Erzählen, dynamische Bildsprache und handgemachte Action. Ihre Karrieren zeigen, dass ein tiefes Verständnis für Bewegung und Körperlichkeit eine eigene, oft unterschätzte Handschrift sowohl hinter als auch vor der Kamera erzeugen kann – eine Handschrift, die dem modernen Actionkino spürbar frisches Leben einhaucht.
Mit Take Cover gibt nun auch Stuntman Nick McKinless sein Regiedebüt im Spielfilmbereich. Nach einer langen Karriere, in der er in zahlreichen internationalen Produktionen für spektakuläre Stunts und präzise Actionsequenzen verantwortlich war, übernimmt er jetzt selbst die kreative Kontrolle. Der Anfang von Take Cover hinterlässt zunächst einen eher holprigen Eindruck. Zwei vermeintlich erfahrene Auftragskiller, die offenbar schon etliche Jobs hinter sich haben sollen, scheinen sich ausgerechnet für diesen Auftrag keinerlei durchdachte Fluchtroute überlegt zu haben. Als der Anschlag schließlich ausgeführt wird, wirken auch die Bodyguards der Zielperson seltsam planlos. Anstatt sofort zu reagieren, Deckung zu suchen, die Zielperson in Sicherheit zu bringen oder zumindest in irgendeiner Art und Weise abzuschirmen, bleiben sie nahezu regungslos stehen, als die Begleitperson der Zielperson getroffen zu Boden geht. Das wirkt nicht wie ein fataler Fehler im Eifer des Gefechts, sondern schlicht wie eine inszenatorische Schwäche, die in Kauf genommen wurde, damit die Story passieren kann. Das sorgt dafür, dass der Einstieg des Films nicht das Niveau hält, an das sich das Publikum während der letzten Dekade bei von Stuntmännern inszenierten Streifen gewöhnen konnte.
Spannend mit Logiklücken
Sobald Take Cover das chaotische Auftaktgeballer hinter sich lässt und den Schauplatz ins abgelegene Hotelzimmer verlagert, gewinnt der Film deutlich an Profil. Rund 70% der Handlung spielen in diesem einen Raum, wodurch der Film fast schon zum Kammerspiel wird. In dieser reduzierten Situation zeigt sich, dass McKinless inszenatorisch alles aus dem überschaubaren Budget herausholt. Allerdings bleiben auch hier Logiklücken nicht aus: Viele Abläufe, Gegebenheiten und Entscheidungen der Figuren wirken konstruiert oder bewusst ignoriert, damit die Handlung in Gang bleibt. Doch gerade durch die räumliche Begrenzung und das konzentrierte Spiel der Darsteller entsteht eine Spannung, die den Film in seinen besten Momenten über seine Schwächen hinwegträgt.
Das ist insbesondere Scott Adkins (One Shot – Mission außer Kontrolle) zu verdanken. Der restliche Cast macht seine Sache sicher schon nicht schlecht, aber die Dialoge in Take Cover sind nun eben auch nicht immer die besten. Aufgrund der Rolle als Scharfschütze und der Gesamtsituation bekommen Adkins-Fans hier leider nicht allzu viele Kampfszenen mit ihm kredenzt, aber der Film vernachlässigt sie keinesfalls und weiß in dieser Hinsicht zum Glück ein gewisses Grundbedürfnis zu befriedigen. Das Pacing hat hier und da ein paar kleinere Hänger, insgesamt wird die normale Laufzeit von etwa 90 Minuten aber mit ansprechender Unterhaltung gefüllt, über die nicht zu viel nachgedacht werden sollte und die wohl auch tatsächlich nicht die längste Zeit im Gedächtnis bleiben wird.
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