Sieger sein
© Stephan Burchardt / DCM

Sieger Sein

„Sieger sein“ // Deutschland-Start: 11. April 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Mona (Dileyla Agirman) ist neu in Berlin. Sie musste mit ihren Eltern und Geschwistern aus dem kurdischen Teil Syriens fliehen. Sie hat oft Heimweh, sehnt sich nach ihrer geliebten Tante, einer Widerstandskämpferin, und nach den Fußballspielen auf freiem Feld mit den Jungs. Ihre neue Schule im Bezirk Wedding ist für sie ein Albtraum: Das Chaos regiert, die Schüler*innen aus überwiegend migrantischen Elternhäusern zeigen der Neuen die kalte Schulter.

Nur der idealistische Klassenlehrer Chepovsky (Andreas Döhler), kurz Che genannt, kümmert sich um Mona. Als er erfährt, dass sie gern Fußball spielt, nimmt er sie in die Mädchenmannschaft auf, die er für die kommende Meisterschaft der Berliner Schulen trainiert. Weil die zu Wutausbrüchen neigende Torhüterin Jasmin (Sherine Ciara Merai) aus dem Team ausgeschlossen wird, steht fortan Mona im Tor. Jasmin und ihre Freundinnen rächen sich mit bösen Streichen, welche auch die Jungenmannschaft auf den Plan rufen. Bald sieht die Schule wie ein Schlachtfeld aus und die Direktorin verbietet die Teilnahme am Turnier. Alle sind am Boden zerstört. Da hat Mona eine Idee …

Neue Schülerin mit Sportsgeist

In diesem auf der Berlinale 2024 uraufgeführten Kinder- und Jugendfilm spielt der Fußball eine große Rolle, aber nicht die einzige. Das übergeordnete Thema ist nämlich, wie es einer aus Syrien geflüchteten Schülerin gelingt, in ihre neue, komplizierte Heimat in Berlin-Wedding hineinzuwachsen. Gemobbt und ausgegrenzt in ihrer neuen Klasse, könnte Mona leicht ihr Selbstvertrauen verlieren. Aber da gibt es ja noch ihr mitgebrachtes Fußballtalent und ihren Teamgeist, den auch die Mitschüler*innen dringend nötig hätten. Die kurdisch-deutsche Regisseurin und Drehbuchautorin Soleen Yusef (Haus ohne Dach) hat eigene schulische Erfahrungen in die Geschichte der jungen Kurdin Mona einfließen lassen. Die Handlung wirkt daher nicht nur frisch und energiegeladen, sondern auch sehr realitätsnah.

Wenn sie in der Klasse aufgerufen wird, steht Mona auf. So war das in ihrer Heimat üblich. Aber in der Schule in Wedding wähnt sie sich mitten im Chaos. Die anderen Schüler*innen sind laut, stören den Unterricht, zeigen keinerlei Respekt. Sie wird als Streberin ausgegrenzt. Aber Mona ist hart im Nehmen, und im Fußballteam erkennen immer mehr Mädchen an, dass sie gut spielt. Dileyla Agirman verleiht der sehr präsent wirkenden Mona, die sich aber nicht in den Vordergrund drängt, eine coole, ernste Aura. Ihr Spiel kommt dem ganzen Film zugute und verwirklicht seinen Anspruch, Nüchternheit mit ironisch gefärbtem Humor zu verbinden.

Am Puls des jungen Zielpublikums

Vieles an der Geschichte wirkt sehr zeitgemäß. So gibt es den queeren Mitschüler Harry (Rankin Duffy), der Monas bester Freund wird. Die Mädchen spielen nicht schlechter Fußball als die Jungen. Im Gegenteil entfaltet das Mädchenteam seine Talente sogar besser, je mehr dort die Bereitschaft wächst, zusammen zu spielen. Den frischen Schwung des Films befördert die raue, von migrantischen Akzenten durchsetzte Sprache der Schüler*innen. Jugendaffin und witzig wirkt es, wenn Mona die vierte Wand durchbricht. Sie tritt öfter aus der Handlung heraus, um das Wort direkt an das Publikum zu richten.

Eine echte Bereicherung sind die Rückblenden, die zeigen, dass Migrant*innen wie Mona ihren eigenen, wertvollen Erfahrungsschatz mitbringen. Pädagogisch eher dick aufgetragen wirkt es jedoch, wenn sich Schüler*innen für Missetaten reumütig entschuldigen und plötzlich gut benehmen. Auch zieht sich der Film etwas in die Länge, aber seine gute Laune und Spannkraft hinterlassen dennoch einen bleibenden Eindruck.

Credits

OT: „Sieger Sein“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Soleen Yusef
Drehbuch: Soleen Yusef
Musik: David Menke, Boris Rogowski
Kamera: Stephan Burchardt
Besetzung: Dileyla Agirman, Andreas Döhler, Sherine Ciara Merai, Tamira Bwibo, Halima Ilter, Rankin James Duffy, Hêvîn Tekin, Peri Baumeister, Carina Wiese, Alireza Ahmadi

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Sieger Sein
fazit
Die kurdisch-deutsche Regisseurin Soleen Yusef hat Erfahrungen aus ihrer Schulzeit in diesen Kinderfilm über ein Mädchenfußballteam in Berlin-Wedding einfließen lassen. Die aus Syrien geflüchtete neue Schülerin, mit cooler Präsenz von Dileyla Agirman gespielt, wird von den anderen in ihrer chaotischen Klasse nicht willkommen geheißen. Doch bei einem Fußballturnier kann sie zeigen, was sie draufhat. Ihr Teamgeist kommt der ganzen Klasse zugute in dieser mit viel frischem Schwung, Humor und Realitätsnähe erzählten Geschichte.
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