Final Fantasy 1987 Videospiel
© Square Enix

Final Fantasy

Final Fantasy 1987 Videospiel

Inhalt / Kritik

Ein bisschen ironisch ist es ja schon, dass 1987 der Titel Final Fantasy für das Rollenspiel gewählt wurde. Schließlich legte man seinerzeit den Grundstein für ein Franchise, das zu den bekanntesten Japans zählen sollte. 16 offizielle Teile gibt es derzeit, dazu unzählige Spin-offs wie Final Fantasy Tactics oder diverse Spiele um den Laufvogel Chocobo. Es gab auch einige Film- und Serien-Adaptionen, darunter der sündhafte teure und böse gefloppte CGI-Film Final Fantasy: Die Mächte in dir, der Square an den Rand des Bankrotts brachte. Das war in den 1980ern auch der Fall gewesen, der Videospielgigant hatte mit großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Dass Hironobu Sakaguchi überhaupt seine Vision eines Rollenspiels für das Nintendo Entertainment System umsetzen durfte, hatte er dann auch mehr der Konkurrenz zu verdanken. Schließlich hatte Enix mit Dragon Quest ein Jahr zuvor einen großen Erfolg gefeiert.

Komplexer, aber geradliniger

Die beiden sind sich dann auch in mehrfacher Hinsicht sehr ähnlich. So setzen beide Titel auf rundenbasierte Kämpfe in einer Fantasy-Welt und legten damit den Grundstein für das, was man später als J-RPG ansah: japanische Rollenspiele, bei denen mithilfe von Menüs gekämpft wird. Dabei waren die Inspirationen eher im Westen zu suchen, genauer bei Wizardry und Ultima. So wie dort gab es in Final Fantasy dann auch eine ganze Gruppe, welche die Spieler und Spielerinnen befehligten. Man durfte sich dabei unter mehreren archetypischen Berufen vier aussuchen, etwa Krieger oder Magier, die je nach Ausrichtung heilende bzw. unterstützende (Weißmagier) oder offensive (Schwarzmagier) Zauber anwendeten. Das hatte auch Auswirkungen auf die möglichen Ausrüstungen. Wo man in Dragon Quest jede Waffe und jede Rüstung verwenden konnte, die man fand, hing die Nützlichkeit hier davon ab, ob man der richtigen Klasse angehörte.

Auch anderweitig war das Spiel komplexer als der Hit im Jahr zuvor. Das betraf gerade auch die Fortbewegungsmittel: Im Laufe der Geschichte werden hier unter anderem ein Schiff und ein Floß freigespielt, mit dem sich neue Teile der Welt erkunden lassen. Auf diese Weise war Final Fantasy aber auch weniger offen als Dragon Quest. Bei Letzterem konnte man von Anfang an praktisch alle Orte erkunden, nur der stark schwanke Schwierigkeitsgrad zwischen den einzelnen Landstrichen wies einen darauf hin, dass man gerade falsch war. Das ist hier anders, der Ablauf ist stärker vorgegeben. Das heißt aber nicht, dass immer klar ist, was als nächstes zu tun ist. Oft ist es bei japanischen Rollenspielen so, dass man eine Art Mission erhält, die erfüllt werden muss. Hier hat man manchmal die Mission schon erfüllt und den entsprechenden Schatz eingeheimst, bevor man die Figur getroffen hat, die diesen braucht.

Ein charmantes Produkt seiner Zeit

Das ist nicht der einzige Punkt, bei dem das Spiel nicht so ganz durchdacht ist. So kommt es beispielsweise regelmäßig vor, dass man mit Mühe und Not eine neue Stadt erreicht und voller Vorfreude die dort verkaufte Ausrüstung begutachtet, nur um dabei festzustellen, dass diese schlechter ist als die, die man zuvor in Dungeons gefunden hat. Über weite Strecken ist Geld dann auch eher nutzlos, lediglich für die Heilgegenstände braucht man es. Und dann wäre da noch die Sache mit dem Endgegner. Final Fantasy wurde im Laufe der Jahre auf unzählige Plattformen portiert und dabei regelmäßig abgewandelt. So gibt es bei der aktuellen Pixel Remaster Reihe zwar diverse Punkte, die einem das Leben erleichtern, etwa das automatische Speichern. Beim besagten Endgegner hat man hingegen Mist gebaut, so dass es einen Sprung beim Schwierigkeitsgrad gibt, der einem die Lust nimmt.

Insgesamt ist der Auftakt der Reihe dann auch eher etwas für ein nostalgisch veranlagtes Publikum. Die Kämpfe und Gegner sind eher eintönig, die Geschichte um den Kampf gegen das Böse ist bis auf einen späten Twist wenig erwähnenswert. Die Heldentruppe setzt sich, wie in den 1980ern üblich, aus namenlosen Figuren ohne Persönlichkeit und Hintergrundgeschichte zusammen. Das ist aber nicht ohne Charme. Bei einer Spielzeit von 15 bis 20 Stunden ist man auch vergleichsweise schnell durch. Außerdem ist es schön, dass das Rollenspiel, das damals wie die meisten Genrevertreter nicht in Europa veröffentlicht wurde, für Neugierige zur Verfügung steht. Dennoch, im Laufe der Zeit sind bei dem Franchise derart viele originelle Interpretationen entstanden, dass das ursprüngliche Final Fantasy zwangsläufig recht primitiv ist.

Credits

OT: „Final Fantasy“
Land: Japan
Jahr: 1987
Director: Hironobu Sakaguchi
Producer: Masafumi Miyamoto
Designer: Hiromichi Tanaka, Akitoshi Kawazu, Koichi Ishii
Artist: Yoshitaka Amano
Musik: Nobuo Uematsu
Publisher: Square
Entwickler: Square
Plattformen: Browser, Game Boy Advance, Mobile, NES, Nintendo 3DS, Nintendo Switch, PC, PlayStation, PlayStation 4, PlayStation Portable, WonderSwan

Bilder

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Final Fantasy
fazit
„Final Fantasy“ war seinerzeit neben „Dragon Quest“ maßgeblich für den Boom an japanischen Rollenspielen verantwortlich. Aus heutiger Sicht ist das Werk aber natürlich ziemlich primitiv. Die Geschichte ist dünn, die rundenbasierten Kämpfe sind abwechslungsarm. Aber es hat seinen Charme, wenn wir uns hier auf ein großes Fantasyabenteuer wagen.
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2.5