Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit
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Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit

Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit
„Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit“ // Deutschland-Start: 20. Juni 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

In Wally Pfisters Science-Fiction-Film Transcendence warfen wir einen Blick auf das Potenzial künstlicher Intelligenz auf unsere Welt und unser Zusammenleben. Ein gefeierter Wissenschaftler, gespielt von Johnny Depp, transferiert sein Bewusstsein auf eine Künstliche Intelligenz, mit deren Hilfe er immer mehr Kontrolle über die Welt erhält und diese in seinem Sinne manipuliert. Darüber hinaus spielen die Interaktionen mit seiner Witwe, gespielt von Rebecca Hall, eine wichtige Rolle, die sich mit ihren verstorbenen Mann unterhalten kann, obwohl sie mit der Zeit die Frage verfolgt, ob es tatsächlich ihr Mann ist oder doch mehr eine Maschine, die ihre ganz eigene Agenda verfolgt. Was in Hollywood noch dystopische Zukunftsmusik war, ist schon lange Realität geworden, wenn man sich die Entwicklung künstlicher Intelligenzen ansieht und wie diese den Weg in unser Leben gefunden hat. Mit dem Aufkommen und der Diskussion um beispielsweise ChatGPT haben wir einen ersten Vorgeschmack auf eine Debatte bekommen, die schon längst hätte geführt werden müssen und die nur langsam mehr Aufmerksamkeit in Politik und Gesellschaft erhält.

In ihrer zweiten Dokumentation Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit wagen die Regisseure Moritz Riesewieck und Hans Block einen Blick auf solche Entwicklungen und wie diese schon jetzt die Welt verändern, zum Guten wie auch zum Schlechten. Dabei wird deutlich, dass ChatGPT nur die Spitze des Eisbergs ist und man sich um weit mehr Gedanken machen sollte als um Fragen des Urheberrechts. Anhand verschiedener Programme, Start-Ups und Apps sowie unterschiedlicher Fallbeispiele zeigen Block und Riesewieck, wie schon heute digitale Avatare das Ende eines Menschen in gewisser Weise aufheben und es Menschen ermöglichen, über den Tod ihrer Lieben hinaus, mit diesen zu kommunizieren und teils zu interagieren. Dabei kommen nicht nur Firmengründer und Programmierer zu Wort, sondern auch Psychiater, welche die Entwicklungen aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Der Film ist damit nicht nur informativ, er gibt auch einen Einblick in eine Debatte, die gesellschaftlich wie auch politisch geführt werden muss, bevor sie in die Hände von Konzernen übergeben wird.

Das Ende der Kontrolle

Die Grundlagen für künstliche Intelligenz kann der Mensch legen, durch entsprechenden Dateninput sowie seine Programmierkünste, doch dann sieht man schnell, wo die Kontrolle des Menschen aufhört. Ein solches Statement hört man aus dem Munde Sam Altmans, dem Mann hinter ChatGPT, der bei einer Anhörung vor dem US-Senat zugibt, dass es solche Grenzen gibt und noch nicht einmal er gänzlich versteht, wie K.I. funktioniert. Dies ist nur einer von vielen Momenten in Eternal You, die Zuschauer zum Nachdenken anregen und wahrscheinlich provozieren werden. Anhand unterschiedlicher Fallbeispiele von Menschen, die ihre Angehörigen verloren haben, wird gezeigt, wie K.I. ihnen die Möglichkeit eröffnet, weiter mit ihnen zu sprechen und vielleicht einen Abschluss zu finden. Block und Riesewieck zeigen keinesfalls nur die negative Seiten dieser Entwicklung, speziell vor dem Hintergrund einer Gesellschaft, in der Trauer und der Umgang mit dieser nach wie vor ein Tabu darstellen. Jedoch fragt man sich auch, wie es weitergeht, spätestens dann, wenn Großkonzerne die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Technik kennenlernen.

Wie schon in ihrer letzten Regiearbeit The Cleaners spiegelt sich die Angst vor der problematischen Synthese von Kommerz und Technologie in der Form der Dokumentation wider. Die Musik von Gregor Keienburg und Raffael Seyfried beispielsweise ist düster, abgehackt und wirkt wie von einer seelenlosen Maschine konzipiert, was immer wieder evoziert, welches Potenzial hinter den Bildern steckt, wenn eine trauernde Frau durch einen Avatar mit ihrer verstorbenen Tochter wiedervereint wird.

Credits

OT: „Eternal You“
Land: Deutschland, USA
Jahr: 2024
Regie: Hans Block, Moritz Riesewieck
Musik: Gregor Keienburg, Raffael Seyfried
Kamera: Tom Bergmann, Konrad Waldmann

Bilder

Trailer

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Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit
fazit
„Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit“ ist eine nachdenklich machende Dokumentation über die Entwicklung künstlicher Intelligenz und welche Auswirkungen dies auf unser Leben und unsere Welt hat. Hans Block und Moritz Riesewick gelingt nach „The Cleaners“ abermals eine informative und provokante Dokumentation, der dem Zuschauer die Chance neuer Technologie zeigt, aber auch kritisch darauf schaut, wie diese kommerziell ausgebeutet werden können.
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