Lockdown Tower La Tour DVD kaufen Film Streamen online Mediathek TV Fernsehen
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Lockdown Tower

Lockdown Tower La Tour DVD kaufen Film Streamen online Mediathek TV Fernsehen
„Lockdown Tower“ // Deutschland-Start: 25. August 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als die Bewohner eines HLM-Hochhauses (frz. für Sozialwohnungsbau) eines Morgens erwachen, haben sie ein Problem: Die Fassade des Hauses ist von einem dichten, schwarzen Schleier umhüllt, der jedes Objekt oder jede Person, die sich hindurchwagt, aufsaugt. Es gibt kein Entkommen! In ihrem Gebäude festsitzend, schließen sich die Bewohner zusammen und entwickeln rudimentäre Systeme für das Zusammenleben. Doch während die Tage zu Wochen und die Wochen zu Jahren werden und ihre missliche Lage andauert, wird diese neue Gesellschaftsordnung allmählich durch rohe menschliche Instinkte ersetzt. Für die einst „zivilisierten“ Bewohner zählt nur noch das Überleben …

Französische Sozialkritik mit dem Vorschlaghammer

Im Laufe des Films bilden sich im Hochhaus vor allem drei Gruppen heraus, die jeweils verschiedene Etagen des Gebäudes beherrschen: die Schwarzen (Frankreichs eingewanderte Schwarzafrikaner), die Araber (Frankreichs Immigranten aus dem Maghreb) sowie die Weißen („klassische“, aber deklassierte Franzosen). Spätestens hier ist eindeutig, was der Film verfolgt. Es geht um reine Sozial- und Gesellschaftskritik. Er möchte das Leben der Menschen in den Banlieues zeigen, möchte die bestehenden Rassenkonflikte thematisieren. Wie geht es zu in solchen HLM-Türmen?

Der schwarze Todesvorhang kann für eine Politik stehen, die es nicht schafft, diesen Menschen eine bessere Zukunft zu bieten. Für sie bleibt nur der Status Quo. Und dieser verschlechtert sich zunehmend, engt die Bewohner ein, bis es keine Zukunft mehr gibt.

Von allem ein wenig

Jedenfalls wird Lockdown Tower von Regisseur und Drehbuchautor Guillaume Nicloux (To the Ends of the World, Valley of Love – Tal der Liebe) dadurch zu einem dieser französischen Filme, die die soziale Misere zum Thema haben und dem Zuschauer direkt und stolz vor die Nase halten. Die ersten Einstellungen des Films machen dies sofort deutlich – was dazu führt, dass man glaubt, in einem Sozialdrama gelandet zu sein. Wenn anschließend nach und nach das Leben der Schwarzafrikaner, Araber und verarmten „weißen“ Franzosen gezeigt wird, dann drängt sich dem Zuschauer die Frage auf: „Verdammt, in was für einem Film bin ich hier? In einem Horrorfilm oder einer schlecht gefilmten Doku über das hässliche und brutale Leben in HLMs?“ Und genau an dieser Stelle hat der Regisseur versagt, denn er hat dem Publikum doch einen tollen Genrefilm versprochen, mit jeder Menge Gore … Nein, nein, am Ende haben wir es mit einem Film zu tun, der Sozialstudie, -kritik und -doku zugleich sein möchte und sich dadurch gründlich verrennt.

Dieses strenge (und forcierte) Festhalten an „übergroßen“ sozial- und gesellschaftskritischen Themen ist ein ganz eigenes Problem des französischen Kinos. Und Lockdown Tower ist hier keine Ausnahme. Er hämmert dem Zuschauer in der ersten halben Stunde visuell so gut wie alles rein, was möglich ist: verdreckte und graffitibesprühte Treppenhäuser, brutale Rivalitäten zwischen Schwarzen und Arabern, enge, heruntergekommene Sozialwohnungen, Gewalt durch Halbstarke usw.

Ein weiterer Lockdown-Film, nur ohne erkennbares Szenario

Neben Host (2020) und The Pink Cloud – Zusammen. Allein. Für immer. (2021) kann Lockdown Tower auch zu den „Covid-19-Lockdown“-Filmen gezählt werden. Während Host von Rob Savage (The Boogeyman) es als Genrefilm (Horror!) versteht, den Lockdown effektiv für sich zu nutzen – die Handlung findet dort auf einem Screencast eines Videoanrufs über Zoom statt und soziale Ängste werden klug angegangen –, so war The Pink Cloud – giftige rosafarbene Wolken tauchen plötzlich in den Großstädten der Welt auf, niemand kann mehr vor die Tür, der Film verfolgt dabei ein Paar – schon weitaus weniger Horror, sondern mehr um Sozialstudie bemüht. Lockdown Tower ist irgendwo dazwischen angesiedelt. Einerseits möchte er Horrorfilm sein, andererseits aber eine gesellschaftskritische Sozialstudie.

Ein bisschen mehr [REC] (2007) hätte dem Film gutgetan. In diesem spanischen Film steht ebenfalls ein Mehrfamilienhaus in Barcelona unter Quarantäne, auch da verlässt die Kamera nie das Haus. Im Gegensatz zu Lockdown Tower wusste der Film aber ganz genau, was er sein wollte: ein effektvoller und rasant inszenierter Horrorfilm! Die am Fernseh-Infotainment mitschwebende Kritik gelingt dabei ebenso gut und ist dezent und für das eigentliche Genre nicht störend. Ganz anders bei Guillaume Nicloux’ Film, wo der „Message“-Teil die Überhand gewinnt und das Horror-Szenario auffrisst …

Spannung verzweifelt gesucht

In der Tat kommt Lockdown Tower quasi ohne Geschichte daher. Das heißt es fehlt ein erkennbarer Spannungsbogen, es fehlen interessante Figuren, es fehlen grundlegende narrative Entwicklungen – und es fehlt vor allem ein zufriedenstellendes Ende! Auch wenn der Anfang sehr sozialkritisch ist, so möchte man doch eine Art Story erkennen, die sich langsam aus der vielversprechenden Prämisse heraus entwickelt. Man wartet auf spannende Überraschungen, die immerhin angedeutet werden, wartet auf Figuren, die über sich hinaus wachsen, wartet auch auf das irgendwann eintreffende Unheil. Denn jeder Zuschauer weiß, dass bei hunderten eingesperrten Menschen auf engstem Raum nach einiger Zeit einfach Chaos und Unheil ausbrechen müssen. Doch was man dann serviert bekommt, wird den Erwartungen (und vor allem dem Genre) nie gerecht.

Das haarsträubende Szenario führt zu quälenden Szenen: Es wird dem Zuschauer vorgegaukelt, dass die Bewohner über Jahre im Wohnblock leben können, indem sie sich von Hundewelpen und unter Lampenlicht heranwachsenden Kartoffeln ernähren. Frauen werden als Gebärmaschinen (also bitte, ernährt von Hundewelpen und Kartoffeln!?) und Männerbegierde-Stillmaschinen inszeniert. Urplötzlich werden übernatürliche Voodoo-Nadel-Spiele eingeführt, die auch Auswirkungen in der Realität haben (genügt der schwarze Schleier als „übernatürliches“ Element denn nicht?), usw. Gegen Ende hin wird der Film zu einem eher esoterischen Schwachsinn, so viel sei noch verraten …

Credits

OT: „La Tour“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Guillaume Nicloux
Drehbuch: Guillaume Nicloux
Musik: Tim Hecker
Kamera: Christophe Offenstein
Besetzung: Angèle Mac, Hatik, Ahmed Abdel-Laoui, Merveille Nsombi, Nicolas Pignon, Igor Kovalsky, Marie Rémond, Judith Williquet, Coline Béal, Lina-Camélia Lumbroso, Laurent Poignot, Jean-Baptiste Seckler

Bilder

Trailer

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Lockdown Tower
fazit
„Lockdown Tower“ hält ein paar gelungene Einstiegsmomente am Anfang des Films parat, verkommt dann aber durch ein liebloses Szenario zu einer filmischen Zumutung. Daran ist auch der gescheiterte Spagat zwischen Horrorfilm und Sozialdrama schuld.
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