Versteckt im hohen Gras Les Hautes Herbes arte TV Fernsehen
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Versteckt im hohen Gras

Inhalt / Kritik

Versteckt im hohen Gras Les Hautes Herbes arte TV Fernsehen
„Versteckt im hohen Gras“ // Deutschland-Start: 6. Januar 2022 (arte)

Als seine Mutter verunglückt und ins Koma fällt, beschließen Lucille (Louise Chevillotte) und Glenn (Jonathan Couzinié) den zehnjährigen Jules (Antonin Chaussoy) erst einmal bei sich aufzunehmen und sich um ihn zu kümmern. Schließlich weiß keiner, ob seine Mutter wieder aus dem Koma erwacht – und wann. Währenddessen hat Lucilles eigene Mutter Eve (Emmanuelle Devos) ganz andere Sorgen. So ist sie zufällig dem jungen Landarbeiter Mounir (Raphaël Acloque) begegnet, der ihr zur Hilfe eilte, als sie von einer Leiter fiel. Kurze Zeit später ist er aber schon wieder aus ihrem Leben verschwunden. Keiner weiß, wo er ist. Und so sehr sie sich bemüht, den Vermissten wieder zu finden, so schwierig gestaltet sich die Suche, da sie bei der Polizei niemand ernst nehmen will …

Dramatisch und düster

Für Fans düsterer Serien ist der als oft als elitärer verkannte Sender arte eine der derzeit besten Adressen. Dabei verknüpfen die Titel oft dramatische Geschichten mit Genreanleihen. Ob das italienische Endzeitporträt Anna, die finnische Familiendekonstruktion Zimmer 301 oder die Anschlagsbewältigung in der dänischen Produktion Wenn die Stille einkehrt: Das ist oft emotional härterer Stoff, den das Team dort organisiert. Das gilt dann auch für Versteckt im hohen Gras. Dieses Mal steht wieder Frankreich auf dem Reiseplan, wenn wir einer Familie folgen, die sich mit gleich zwei größeren Ereignissen befassen muss. Das eine betrifft den Unfall der Mutter, die seither im Koma liegt. Das andere hat mit dem verschwundenen jungen Mann zu tun.

Der zweite Strang lässt auf einen klassischen Krimi schließen, bei dem es darum geht, nach Hinweisen zu suchen und dabei der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Diese Aufgabe fällt dabei Eve zu, da sie – wie das manchmal so ist – bei der Polizei ignoriert wird. Es grenzt schon an Spott, wie der überhebliche junge Mann den Sorgen der Frau begegnet. Lediglich Maud Lefort (India Hair) hört ihr zu und nimmt sie ernst. Sie ist zwar lediglich Feldhüterin bei der Gemeindepolizei und damit nicht so wirklich die passende für einen derartigen Fall. Aber sie ist freundlich und hilfsbereit, was schon mal einiges zählt. Selbstverständlich ist eine solche Behandlung nicht, wie sich im Laufe der drei Folgen herausstellt. Nicht bei der Polizei, nicht anderswo. Tatsächlich ist Versteckt im hohen Gras geprägt von Figuren und Verhalten, die einen manchmal an das Gute im Menschen zweifeln lassen.

Ruhig erzählter Blick hinter die Kulisse

Dabei sollte man jedoch keine großen Actionszenen erwarten. Hier gibt es keine Verfolgungsjagden oder Schusswechsel, die Gewalt fällt subtiler aus. Auch wenn Versteckt im hohen Gras an manchen Stellen als Thriller bezeichnet wird, so ist das hier einem Drama doch noch näher. Die Erzählweise bleibt ruhig, das Tempo ist eher gemächlich. Vieles davon ist aus der Perspektive von Jules erzählt, der selbst zum Mobbingopfer wird und kein Mittel findet, sich gegen die Aggressoren zu wehren. Er ist aber auch Zeuge des Geschehens in der Welt der Erwachsenen. Er wird damit zur Identifikationsfigur des Publikums, das durch ihn erfährt, was hinter der hübschen Idylle steckt. Schön ist das naturgemäß nicht, sonst gäbe es keine Geschichte zu erzählen.

Regisseur und Drehbuchautor Jérôme Bonnell, der zuvor ausschließlich Lang- und Kurzfilme gedreht hat, vermeidet es bei seinem Seriendebüt, größere Experimente einzugehen. Weder inhaltlich noch inszenatorisch bewegt er sich zu weit weg oder probiert bei seinem ersten Serienausflug etwas Neues. Tatsächlich kann man sich bei einer Laufzeit von 150 Minuten darüber streiten, ob das überhaupt noch in die Kategorie Serie gehört. Da sind im Kino regelmäßig längere Sachen zu sehen. Ein Nachteil muss das aber nicht sein: Aufgrund der Kürze können bei Versteckt im hohen Gras auch Zuschauer und Zuschauerinnen mit weniger Geduld bis zum Ende dranbleiben und darauf warten, was bei der Spurensuche herauskommt. Den ganz großen Nervenkitzel sollten aber auch sie nicht erwarten. Die Serie zeichnet sich mehr durch ihre Atmosphäre und die schauspielerische Arbeit aus als durch eine gewaltige Spannungskurve.

Credits

OT: „Les Hautes Herbes“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Jérôme Bonnell
Drehbuch: Jérôme Bonnell
Musik: David Sztanke
Kamera: Pascal Lagriffoul
Besetzung: Emmanuelle Devos, Louise Chevillotte, Jonathan Couzinié, India Hair, Lazare Gousseau, Antonin Chaussoy, Coline Béal, Clément Bertani, Quentin Bardou, Raphaël Acloque

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„Versteckt im hohen Gras“ erzählt von einer Frau, die einen verschwundenen Mann sucht, und einem Jungen, dessen Mutter im Koma liegt. Das ist mit Geheimnissen und Wahrheitssuche verbunden, ist letztendlich aber doch mehr gut gespieltes und atmosphärisches Drama als wirklich Thriller.
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