Cruel Intentions Eiskalte Engel
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Eiskalte Engel

Cruel Intentions Eiskalte Engel
„Eiskalte Engel“ // Deutschland-Start: 26. August 1999 (Kino) // 4. Juli 2023 (Kino / Best of Cinema)

Inhalt / Kritik

Die ruchlose Kathryn Merteuil (Sarah Michelle Gellar) und ihr nicht minder verkommener Stiefbruder Sebastian Valmont (Ryan Phillippe) wissen, wie sie andere Menschen manipulieren und für sich einnehmen können. Während Kathryn sich nach außen hin als Musterschülerin verkauft, immer darauf bedacht, den besten Ruf zu haben, verführt Sebastian Frauen am laufenden Band. Wie es den anderen dabei geht, ist den zweien ziemlich egal. Und so hat Kathryn dann auch keine Scheu, die naive und unschuldige Cecile Caldwell (Selma Blair) völlig zu verderben, nur um es deren neuen Freund Court Reynolds (Charlie O’Connell) heimzuzahlen – Kathryns Exfreund. Sebastian hat in der Zwischenzeit sein Auge auf die überzeugte Jungfrau Annette Hargrove (Reese Witherspoon) geworfen und geht mit Kathryn die Wette ein, dass er sie verführen kann. Doch die Geschichte läuft schon bald aus dem Ruder …

Zeitgenössische Neufassung eines Skandalklassikers

Nicht wenige dürften mit der Nase gerümpft haben, als Ende der 1990er bekannt wurde, dass Gefährliche Liebschaften neu verfilmt würde. Nicht nur dass der 1872 veröffentlichte Skandalroman von Pierre Choderlos de Laclos schon mehrere Male adaptiert wurde, darunter in dem starbesetzten mit mehreren Oscars ausgezeichneten Drama von 1988, was jede weitere Verfilmung zumindest ein wenig erklärungsbedürftig macht. Der Film sollte zudem in die Gegenwart verlegt werden und sich um Jugendliche drehen. Eliteschule statt eines adligen Hofs? Würden die Leute das wirklich sehen wollen? Ja, wollten sie. Das anfänglich als Indiefilm konzipierte Eiskalte Engel wurde trotz durchwachsener Kritiken zu einem riesigen Erfolg. Inzwischen genießt er auch Kultstatus.

Tatsächlich funktioniert dieser Wechsel sogar ziemlich gut. Zwar ist das intrigante Doppel nur noch halb so alt. Außerdem wurde aus den beiden, die im Original selbst eine Affäre haben, Stiefgeschwister gemacht – wohl um noch eine weitere verbotene Note hinzuzufügen. Aber Kathryn und Sebastian gefallen auch in dieser ungewohnten Fassung. Gerade zu Beginn ist der Spaß hoch, wenn die beiden ganz unverfroren andere Leute vorführen, sie ausnutzen und dann wieder wegwerfen. Dabei sind es nicht nur die unverschämten Intrigen, die zum Unterhaltungsfaktor beitragen. Auch die bissigen Dialoge sind vergnüglich, zumal sich Eiskalte Engel da auf sein Ensemble verlassen kann. Sarah Michelle Gellar und Ryan Phillippe, die zwei Jahre zuvor schon in dem Slasher-Horror Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast gemeinsam vor der Kamera standen, spielen sich perfekt die Bälle zu.

Nostalgischer Genregrenzgänger

Das ist anfangs mit so viel Humor und Spielfreude verbunden, dass der Film auch als Komödie durchginge. Später wird der Ton deutlich ernster, es kommen tatsächliche romantische Gefühle hinzu. Es gibt auch Thriller-Anleihen, wobei man sich darüber streiten kann, ob Eiskalte Engel wirklich in diese Genreschublade gehört. Insgesamt ist es gar nicht so leicht zu sagen, was dieser Film nun genau ist, zu groß sind die tonalen Schwankungen. Daran könnte man sich ebenso stören wie an dem deutlich abgeänderten Ende. Andererseits macht Regisseur und Drehbuchautor Roger Kumble (Beautiful Disaster) auf diese Weise sein Werk zu einer Art Crowdpleaser, während das Original durch die Bank sehr düster und bitter ist.

Inzwischen kommt bei dem Film noch ein gehöriger Nostalgiefaktor hinzu. Ausgelöst wird dieser durch die Bilder, vor allem aber auch durch die Musik. Mit Verve, Placebo, Aimee Mann, Skunk Anansie und vielen weiteren setzte man hier massiv auf einen hippen Alternative-Soundtrack, anstatt auf Glamour zu gehen. Sich Eiskalte Engel anzuschauen, ist dadurch auch eine Zeitreise. Einiges ist natürlich ein bisschen in die Jahre gekommen, während die originalgetreuen Adaptionen zeitloser sind. Wen das aber nicht stört, erwartet einen nach wie vor sehenswerten Genremix, der nicht grundlos im Rahmen der Best of Cinema Reihe noch einmal in die Kinos zurückkommt.

Credits

OT: „Cruel Intentions“
Land: USA
Jahr: 1999
Regie: Roger Kumble
Drehbuch: Roger Kumble
Vorlage: Pierre Choderlos de Laclos
Musik: Edward Shearmur
Kamera: Theo van de Sande
Besetzung: Sarah Michelle Gellar, Ryan Phillippe, Reese Witherspoon, Selma Blair, Christine Baranski, Eric Mabius, Sean Patrick Thomas

Bilder

Trailer

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fazit
„Eiskalte Engel“ bewegte sich ganz schön weit weg von der literarischen Vorlage „Gefährliche Liebschaften“. Doch die Neuinterpretation funktioniert: Zunächst bissig-humorvoll, später dramatisch bis spannend ist die Geschichte um zwei durchtriebene Stiefgeschwister noch immer ein großer Spaß – auch wegen des Ensembles und des 90er-Jahre-Soundtracks.
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