The Knocking
© Pierrot le Fou

The Knocking

„The Knocking“ // Deutschland-Start: 22. Juni 2023 (Kino) // 28. Juli 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Groß ist die Freude nicht gerade, als die drei Geschwister Maria (Inka Kallén), Mikko (Pekka Strang) und Matilda (Saana Koivisto) in ihre alte Heimat zurückkehren. Zu schrecklich sind die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Hinzu kommt, dass die drei keinen großen Kontakt mehr zueinander haben. Sie wissen nicht einmal, was im Leben der anderen so los ist. Und doch müssen sie sich noch einmal zusammenraufen, des lieben Erbes willen. Was wollen sie mit dem riesigen Wald anfangen, das zum Familienhaus gehört? Während sie noch über diese und andere Fragen diskutieren, beginnen sie, sich stärker mit der aktuellen Situation auseinanderzusetzen. Gleichzeitig werden sie von den Erinnerungen an jene Nacht verfolgt, die alles für sie verändert hat …

Der Schrecken des Waldes

Kaum ein Setting ist im Horrorgenre so beliebt wie das des abgelegenen Waldes. Aus gutem Grund: Sie sind weitläufig, aber unübersichtlich, hinter jedem Baum kann sich irgendetwas verstecken. Auch die Dunkelheit trägt dazu bei, dass man immer das Gefühl hat, da wäre etwas verborgen, lauernd, wartend. Und sobald die Gefahr auftritt, haben die armen Menschlein keine Chance, die rettende Zivilisation zu erreichen. Gerade bei fantastischen oder okkulten Genrevertretern ist das daher ein dankbarer Schauplatz, siehe etwa die US-Klassiker The Blair Witch Project oder Tanz der Teufel. Zuletzt versuchten sich die irischen Werke Mandrake – Wurzel des Bösen und Bring Out the Fear daran, das Publikum das Fürchten zu lernen und setzten dabei massiv auf die Atmosphäre des Ortes. Und auch in Finnland schätzt man die Möglichkeiten der grünen Hölle, wie The Knocking vormacht.

Wobei der Film doch in eine andere Richtung geht als die obigen Kollegen. Denn während dort meist sehr früh eine Bedrohung deutlich gemacht wird, da hält man sich hier ziemlich zurück. Tatsächlich dauert es so lange, bis es mal wirklich zur Sache geht, dass ein beträchtlicher Teil der Zielgruppe bis dahin das Handtuch geworfen haben dürfte. Anstatt irgendwelche Monster, Hexen oder andere unangenehme Wesen auf die drei Hauptfiguren zu hetzen, begnügt sich das Regie- und Drehbuchduo Max Seeck und Joonas Pajunen damit, die Verhältnisse zwischen den Geschwistern zu thematisieren. The Knocking ist über weite Strecken dann auch eher ein Drama über eine dysfunktionale Familie als ein tatsächlicher Horrorfilm. Um die Probleme herauszuarbeiten, wird immer wieder die Zeitebene gewechselt. Genauer springt der Film beständig zwischen der Wiederannäherung in der Gegenwart und Szenen in der Vergangenheit hin und her.

Mehr Stimmung als Geschichte

Das Ziel ist klar: Das Publikum soll neugierig gemacht werden, was genau denn damals vorgefallen ist, ein bisschen wie in einem Krimi. Andeutungen, dass eine Tragödie geschehen ist, gibt es zwar ohne Ende. So wie Seeck und Pajunen eine offenkundige Vorliebe für ominöse, unheilvolle Stimmungen haben. Es wird nur nie konkret. Das heißt nicht, dass man gar nichts erfährt. So verrät The Knocking später durchaus, was es mit der einen Alptraumnacht auf sich hatte, welche die Familie für immer gespalten hat. Andere Punkte werden aber kaum ausformuliert. Irritierend ist beispielsweise, dass Mikkos Beruf darin besteht, anhand von Jahresringen bei Bäumen die Vergangenheit zu bestimmen, er sich für den Wald der Familie aber überhaupt nicht interessiert. Ohnehin ist diese spannende Arbeit seltsamerweise völlig unwichtig für die Geschichte.

Insgesamt ist der Film inhaltlich dann auch wenig bemerkenswert. Atmosphärisch ist die finnische Produktion da schon deutlich besser. Auch wenn das am Ende ein bisschen dick aufgetragen ist mit der rotgetränkten surrealen Stimmung, das Unheilvolle beherrschen die beiden schon. Und wenn The Knocking dann auch mal verrät, was es eigentlich mit dem Titel auf sich hat, wird es sogar richtig perfide. Ansätze für einen packenden Horrorfilm hätte es also schon gegeben. Und natürlich ist es erfreulich, wenn mit diesem Titel, The Boogeyman und Bed Rest gleich drei Genrevertreter in kurzer Zeit in die Kinos kommen. Aber da wäre doch noch einiges mehr drin gewesen, von wünschenswert ganz zu schweigen.

Credits

OT: „Koputus“
Land: Finnland
Jahr: 2022
Regie: Max Seeck, Joonas Pajunen
Drehbuch: Max Seeck, Joonas Pajunen
Musik: Tuomas Kantelinen
Kamera: Matti Eerikäinen
Besetzung: Inka Kallén, Saana Koivisto, Pekka Strang, Linnea Skog, Kristian Stierncreutz, Hilma Temonen, Olga Temonen, Niko Saarela

Bilder

Trailer

Filmfeste

Sitges 2022

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

The Knocking
fazit
„The Knocking“ ist ein durchaus stimmungsvoller Horrorfilm, der das Setting eines abgelegenen Waldes für sich zu nutzen weiß. Inhaltlich ist das Werk über drei entfremdete Geschwister und ein schreckliches Geheimnis jedoch weniger erwähnenswert. Da geht es über lange Zeit mehr um die dysfunktionale Familie als eine wirkliche Bedrohung.
Leserwertung45 Bewertungen
4.4
5
von 10