Demon Pond Yashagaike
© Shochiku Co. Ltd.

Demon Pond

„Demon Pond“ // Deutschland-Start: 15. Juni 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Viele Legenden ranken sich um den Dämonenteich. So soll in diesem ein Drache hausen, der nur durch das tägliche Läuten einer großen Glocke besänftigt werden kann. Kommen die Menschen dieser Pflicht nicht nach, so die Legende, droht die komplette Gegend überflutet zu werden. Seit vielen Generationen wird diese Tradition geachtet, aktuell ist es das Ehepaar Akira (Gô Katô) und Yuri Hagiwara (Tamasaburô Bandô), das pflichtbewusst dreimal am Tag die Glocke läutet. Doch dieses von alten Überzeugungen geprägte Leben wird zuletzt gleich mehrfach in Frage gestellt. Da ist der Gelehrte Gaukuen Yamazaki (Tsutomu Yamazaki), der eines Tages auftaucht, um den Teich zu erforschen. Die restliche Dorfbevölkerung sucht vielmehr nach einem Ausweg aus der andauernden Trockenheit. Gleichzeitig verfolgt Prinzessin Shirayuki (ebenfalls Tamasaburô Bandô), die über ein magisches Reich herrscht, ein ganz eigenes Ziel …

Ein etwas anderes altes Japan

Obwohl es eigentlich nicht an neuen Filmen mangelt, es im Moment sogar ein deutliches Überangebot gibt, ist doch zuletzt der Trend zu beobachten, dass ältere Werke wieder in die Kinos gebracht werden. Neben Einzeltiteln, die aus den verschiedensten Gründen zurückkehren – zum Beispiel ein Jubiläum –, locken ganze Reihen mit vergangenen Schätzen. Richtig etabliert ist inzwischen Best of Cinema, das sich auf Hits wie zuletzt Im Rausch der Tiefe konzentriert. Einen anderen Ansatz verfolgt man bei Zeitlos, das tendenziell obskurere Titel auf die große Leinwand bringt und von vornherein auf ein Nischenpublikum setzt. Zuletzt war dort das Thrillerdrama Pale Flower von Masahiro Shinoda zu sehen. Nun kommt ein weiteres Werk des japanischen Regisseurs, dieses Mal steht Demon Pond auf dem Programm.

Dieses bricht gleich auf mehrere Weise mit den Sehgewohnheiten eines heutigen Publikums und richtet sich an Zuschauer und Zuschauerinnen, die sich für das alte Japan interessieren. Nicht nur dass der Film dieses als Setting hat, von Jahrhunderte alten Ritualen und Legenden spricht. Er basiert zudem auf einem bereits 1913 veröffentlichten Theaterstück, geschrieben von Kyoka Izumi. Vor allem aber die Machart von Demon Pond greift alte Traditionen auf, wenn es im Stil des Kabuki-Theaters inszeniert wird. Dazu gehört auch, dass die weibliche Hauptrolle von einem Mann gespielt wird. Genauer schlüpft der auf Frauenfiguren spezialisierte Tamasaburô Bandô sogar in zwei, wenn er gleichzeitig die Priestertochter Yuri und die Prinzessin aus der Fabelwelt spielt. Dass dort jeweils ein Kerl sich als Frau ausgibt, ist nicht wirklich schwer zu erkennen. Aber es trägt zu der unwirklichen Atmosphäre bei, die zudem Grenzen kontinuierlich aufhebt.

Ein Rausch der Sinne

Dazu gehört auch, dass Shinoda eine eigenwillige Mischung aus Traditionellem und Neuartigen zusammengebaut hat. Da gibt es betont altmodisch gehaltene Kostümwesen, aber auch eine elektronische Musik, die nichts in dieser Welt zu suchen hat. Dann verleugnet der Film seine Theaterwurzeln nicht, wenn das alles sehr nach Bühne aussieht. Die dynamischen Kameraeinstellungen gehen aber einen anderen Weg. Zum Ende hin wird bei Demon Pond zudem einiges in Spezialeffekte investiert, wenn alles in einem großen Rausch endet. Klar darf man hier nicht die visuellen Wunderwerke eines heutigen CGI-Kinos erwarten. Aber für einen Film, der lange Zeit sehr ruhig ist, fast völlig auf Handlung verzichtet, kommt das tosende Finale schon überraschend.

All das macht die Adaption gewöhnungsbedürftig, aber eben auch spannend. Shinoda, der in den 1960ern zu den prominenten Vertretern der Japanese New Wave gehörte, hat einen Film vorgelegt, der gleichermaßen bekannt und anders ist. Gerade die audiovisuelle Komponente, wenn die Settings überquellen mit Details, macht das Ergebnis sehenswert. Aber auch inhaltlich hat Demon Pond einiges zu bieten. So herrscht hier von Anfang an eine schön mysteriöse Stimmung, wenn die Zuschauer und Zuschauerinnen gar nicht wissen, worum es eigentlich geht. An diesen Stellen wäre sogar ein Horrorfilm denkbar gewesen. Später geht es hingegen um Themen wie Pflichtbewusstsein, Glauben, den Streit zwischen Mensch und Natur, aber auch die Liebe. Dabei spart der Film nicht mit Kritik an der Gesellschaft. Antagonist wird hier ein verlogener, selbstsüchtiger Abgeordneter. Aber auch die restliche Dorfbevölkerung macht nicht gerade Werbung für das Überleben der menschlichen Rasse.

Credits

OT: „Yashagaike“
Land: Japan
Jahr: 1979
Regie: Masahiro Shinoda
Drehbuch: Tsutomu Tamura, Haruhiko Mimura
Vorlage: Kyoka Izumi
Musik: Isao Tomita
Kamera: Masao Kosugi
Besetzung: Tamasaburô Bandô, Gô Katô, Tsutomu Yamazaki

Bilder

Trailer

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Demon Pond
fazit
„Demon Pond“ basiert auf einem alten Theaterstück, hält sich zum Teil an die damit verbundenen Traditionen, geht aber auch eigene Wege. Da treffen Kostümwesen auf Elektromusik, statische Settings auf Kamerafahrten und ein rauschartiges Ende. Und auch inhaltlich ist das interessant, beginnt mysteriös, bevor es zu einer deutlichen Gesellschaftskritik wechselt.
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