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Oliver Masucci als Kapitän Alban In "Der Schwarm" (© ZDF/Schwarm TV Production GmbH & Co. KG/Fabio Lovino/Stefano Delia)

Oliver Masucci [Interview 2023]

Oliver Masucci ist ein deutscher Schauspieler, der spätestens durch eine Titelrollen in David Wnendts Er ist wieder da und Oskar Roehlers Enfant Terrible einem großen Publikum bekannt sein dürfte. Für die Rolle als Rainer Werner Fassbinder in letzterem Projekt erhielt er 2021 den Deutschen Filmpreis. Neben seiner Mitarbeit an Kinofilmen spielte er zudem in zahlreichen TV-Filmen und Serien mit, unter anderem bei Tatort: Zahltag, SK Kölsch, Polizeiruf 110: Sumpfgebiete und SOKO Köln. Darüber hinaus spielte er in Serien wie Dark oder 4 Blocks mit. Auch in internationalen Produktionen wie Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse spielte Masucci mit, in diesem Falle an der Seite von Darstellern wie Mads Mikkelsen und Eddie Redmayne.

In der lang erwarteten Verfilmung des Romans Der Schwarm von Frank Schätzing spielt er die Rolle des Kapitän Alban, dem Befehlshaber eines Forschungsschiffes. Die groß angelegte Produktion startete bereits am 22. Februar 2023 in der ZDF Mediathek und wird mit der Ausstrahlung der letzten beiden Folgen am 8. März 2023 abgeschlossen.

Anlässlich der Premiere der Serie auf ZDF sprechen wir mit Oliver Masucci über seine Rolle, die Dreharbeiten in Italien und die Relevanz einer Geschichte wie Der Schwarm für das Jahr 2023.

In der Serie Der Schwarm spielst du die Rolle des Kapitän Alban. Was kannst du uns über diese Figur erzählen?

Alban hat die Verantwortung für das Forschungsschiff, auf dem sich die Meeresbiologen befinden und spielt vor allem in den letzten Folgen der Serie eine wichtige Rolle. Während die Wissenschaftler das Neue erforschen wollen, würde er eher den Knopf drücken, um dieses Neue zu vernichten, erst recht, wenn es die Sicherheit der Leute an Bord gefährdet. Unter anderem durch eine Figur wie Kapitän Alban kommt es zu der Entscheidung, ob man dieses Neue erforscht und sich eventuell mit diesem arrangiert, oder es als Feind betrachtet und vernichtet.

Der erste Satz, den er in der Serie sagt, ist, dass er Hitze eigentlich nicht mag und das Meer dem Festland vorziehe. Fasst diese Aussage Alban nicht eigentlich ganz gut zusammen?

Eigentlich ganz gut. Alban ist ein einsamer Wolf, der das Meer und das Schiff braucht. Dort fühlt er sich am wohlsten.

Als Frank Schätzings Roman vor einigen Jahren veröffentlicht wurde, wurde die Geschichte oft mit dem Label „Öko-Thriller“ versehen, was in der Berichterstattung um die Serie ebenfalls wieder auftaucht. Findest du dieses Etikett zutreffend?

Ich finde das Wort nicht sonderlich passend und habe Der Schwarm, den Roman und die Serie, immer als einen philosophischen Thriller gesehen. „Öko-Thriller“ ist das falsche Wort, denn es geht darum, dass es neben der menschlichen Intelligenz noch eine andere auf dem Planeten Erde gibt. Das Interessante dabei ist, dass diese neue Intelligenz von Lebewesen kommt, denen wir lange jegliche Form des Bewusstseins abgesprochen haben.

In Der Schwarm geht es um eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema Intelligenz. Die Geschichte erzählt von der Begegnung mit einer neuen Intelligenz, ob wir Menschen diese erkennen oder ob in der Folge diese uns als minderwertig betrachtet und für nicht würdig, auf diesem Planeten zu leben.

Der Roman und die Serie stehen für mich in derselben Tradition wie Star Trek: Der Film. Das ist zwar auf der einen Seite ein Science-fiction-Film, dann aber auch ein sehr philosophischer Film, wenn Kirk und seine Crew auf Lebewesen treffen, die auf der Suche nach einer weiteren Intelligenz im Weltall sind.

Was in Der Schwarm natürlich im Vordergrund steht, sind die ökologischen Probleme, die unser Leben bestimmen. Forschung ist hierbei das Gebot der Stunde, vor allem in die Richtung, wie wir nun leben können, ohne diesen Planeten noch weiter zu zerstören.

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In der Roman-Adaption „Der Schwarm“ spielt auf einmal das ganze Meer verrückt. (© ZDF/Schwarm TV Production GmbH & Co. KG/Fabio Lovino/Stefano Delia)

Bei den Dreharbeiten zu Phantastische Tierwesen: Dumbledores Gehemimnisse war es nach deiner Aussage die Arbeit vor einem Green Screen, die dich besonders faszinierte. Was war für dich beim Drehen in einem nachgebauten Forschungsschiff am interessantesten?

Für mich, wie auch die anderen Darsteller, war es wichtig, dieses Set lebendig zu machen. Es ist ein Ort, an dem Forschung betrieben wird, wo Wissenschaftler auf einen Monitor starren, der ihnen Bilder vom Meeresgrund überträgt, und diese Daten auswerten. Das muss man mit Emotionen füllen.

Dann müssen wir Darsteller uns natürlich gewisse Dinge vorstellen, denn diese neue Lebensform, die Frank Schätzing in seinem Roman beschriebt und die wir auf dem Monitor sehen sollen, wird erst in der Post-Production eingefügt. Wir müssen sie uns vorstellen können, wenn wir die Szene spielen. Bei Phantastische Tierwesen mussten sehr viele Menschen, manchmal über hundert Schauspieler und Statisten, dasselbe Ereignis sehen, sodass man einer Choreografie folgte, wie man reagierte und wohin die Blicke gehen würden. Es hat lange gedauert, bis das endlich im Kasten war.

Am Set von Der Schwarm gab es noch eine andere Besonderheit, denn dieses befand sich in Rom. Wir haben im August, also im Sommer, gedreht und mussten glaubhaft zeigen, dass unsere Szene am Nordpolarmeer spielt. Unter unseren Kostümen haben wir unglaublich geschwitzt, auch wenn sich die Crew redlich Mühe gab, das Set etwas herunterzukühlen. Das war wie ein Saunagang. (lacht)

Auf der anderen Seite ist es natürlich immer toll in einer so schönen Umgebung wie Rom zu drehen. Für mich besonders, weil es die Heimat meines Vaters ist und für die Besetzung und die Crew war es wegen des tollen Essens sehr interessant. Ich glaube, wenn man genau hinsieht in Der Schwarm, merkt man, wie unsere Bäuche beginnen, etwas anzuschwellen, weil wir alle so gut gegessen haben.

In einem Interview fürs ZDF erklärst du, dass, wenn du eine Rolle für den Film oder das Theater beginnst, es dir gar nicht so sehr darum geht, die Figur zu konstruieren, sondern viel eher ein Gefühl für diese zu entwickeln, auf dessen Basis du dann agierst. Welches Gefühl war das bei Kapitän Alban?

Bei Kapitän Alban geht es darum, ein Geheimnis zu behalten. Er ist jemand, der eher für den Erhalt des Menschen steht und weniger für die Erforschung des Neuen. Alban ist eine Nebenfigur, die nicht sonderlich tiefgründig war und eher auf eine bestimmte Funktion im Kontext der Handlung ausgelegt war.

Wenn Alban, zusammen mit einigen Wissenschaftlern, sieht, was die Kamera auf dem Meeresgrund aufnimmt, merkt man als Zuschauer, dass hier ein besonderer Moment erreicht ist, für die Geschichte wie auch den Charakter. Warst du dir dessen bewusst, als du die Szene das erste Mal gelesen hast oder hast du beim Spiel auf die Situation reagiert?

Eher Letzteres. In dem Interview, das du zitierst, geht es ja darum, dass man auf eine Situation reagiert und eine Spannung aufbaut, was wiederum für den Zuschauer die Situation begreifbar macht. Bei einer Geschichte, die in acht Folgen erzählt wird, ist es wichtig, dass es solche Moment gibt und der Zuschauer die Anspannung der Figuren bemerkt.

Da du in beiden Welten, dem Theater wie auch dem Film, zuhause bist, wollte ich fragen, ob du was mit der Aussage der Schauspielerin Lilith Stangenberg anfangen kannst, dass auf de Bühne zu agieren sei, als ob man eine Rüstung anziehe und vor der Kamera sich nackt fühle?

Meine Erfahrung geht eher in die Richtung, dass man, am Theater und beim Film, eher die Rüstung ablegt. Es geht darum, sich angreifbar zu machen und Emotionen zuzulassen, sodass der Zuschauer die Gefühlslage oder die Entwicklung einer Figur nachvollziehen kann. Nur wenn ich eine Form der Verletzbarkeit zulasse, können emotional berührende Momente entstehen.

Beim Theater spielt man eine Figur chronologisch durch und kann sich darüber in diese hineinversetzen, wohingegen man beim Film meist bei jeder Szene neue Entscheidung als Darsteller treffen muss.

In einem aktuellen Interview zu Der Schwarm erklärt Frank Schätzing, dass, obwohl Prozesse wie der Klimawandel weiter fortgeschritten sind als noch vor ein paar Jahren, er noch immer so etwas wie Hoffnung für die Menschheit sehe, das sprichwörtliche Ruder noch herumzureißen. Wie siehst du das?

Ich glaube, wenn man das Nötige tut, kann man das in der Tat noch schaffen. Ein Wissenschaftler würde diese Frage vielleicht etwas defätistischer beantworten, aber ich denke, dass, wen die richtigen Entscheidungen getroffen werden, eine Umkehr noch möglich sein kann. Man muss die korrekten Schlüsse ziehen, nicht die populistischen oder die zu kurz gedachten, wie es leider in der Politik immer wieder der Fall ist. Es geht leider viel zu oft darum, was gerade im Trend ist oder bei den Menschen gut ankommt, aber das ist nicht immer das, was uns in der Zukunft weiterbringt. Diese Blauäugigkeit der Politik und der Gesellschaft nervt derzeit ein bisschen.

Vielen Dank für das nette Gespräch.



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