L’ultima notte di Amore The Last Night of Amore
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Die letzte Nacht in Mailand

„Die letzte Nacht in Mailand“ // Deutschland-Start: 3. November 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Nach 35 Jahren im Polizeidienst steht Franco Amore (Pierfrancesco Favino) die Pensionierung bevor. Der gewissenhafte Polizist, der in seiner Dienstzeit kein einziges Mal von seiner Waffe Gebrauch machen musste, wird in einen Vorfall verwickelt, der ihn zu einer folgenschweren und schicksalhaften Entscheidung zwingt. Die letzte Nacht im Dienst wird für den Mann auf den dunklen Straßen einer korrupten Metropole nicht nur als Polizist, sondern auch als Ehemann und Freund zu einer der schwersten und längsten seines Lebens …

Unheilvoller Einstieg

Langsam nähert sich die Kamera der fahl erleuchteten Silhouette Mailands. Gelb strahlen die Straßen als letzte Lebensadern einer sonst schon schlafenden Stadt. Die Kamera fliegt über die Dächer, erst ziellos, dann scheinbar einem Auto folgend, dringt sie aber in eine der letzten erleuchteten Wohnungen eines Hochhauses ein. Dort laufen hektisch die Vorbereitungen für eine Überraschungsparty auf Hochtouren. Ein kleiner Junge, der sich zunächst noch einen Spaß daraus macht, die sichtlich gestressten Erwachsenen mit seiner Plastikpistole zu ärgern, wird dazu verdonnert, am Fenster Wachdienst zu schieben. Soll Bescheid geben, wenn er Franco unten auf der Straße von seiner Joggingrunde wiederkommen sieht. Der erscheint auch wenig später an der spärlich erleuchteten Kreuzung, hält allerdings an einem schwarzen Wagen an und führt ein Gespräch. Das Gesicht des alternden Polizisten ist dabei verhärtet, sein Körper angespannt. Irgendetwas stimmt nicht. Die Tränen, die er wenig später unter seinen Gästen vergießen wird, sind jedoch keine Tränen der Rührung.

Der Traum vom besseren Leben

Dass der Polizist sich in einer scheinbar aussichtslosen Situation befindet, macht der Regisseur relativ schnell klar und löst mit einem verheißungsvollen Anruf auch sofort auf, mit welchem Ausgang dieser letzten Nacht zu rechnen ist. Dass nun der befreundete Kollege tot ist und Franco am Tatort nicht sonderlich überrascht, sondern vielmehr angsterfüllt und unruhig wirkt, legt nahe, dass er selbst in die Angelegenheit verstrickt ist. 10 Tage in der Zeit zurück, sehen wir ihn noch in seinem Auto sitzen und seine Abschiedsrede fürs Präsidium schreiben, während sein schmieriger Cousin Cosimo (Antonio Gerardi) im Restaurant teure Golduhren an Prominente verkauft. Auch wenn er nur der Chauffeur für die dubiosen Machenschaften seines Verwandten ist, lässt die Szenerie keinen Zweifel daran, dass die sonst so ehrliche Haut sich neben dem Job noch anderweitig was dazu verdient. Schauspieler und Regisseur Andrea Di Stefano (The Informer, Escobar: Paradise Lost) sagt über seinen mittlerweile dritten Langfilm Die letzte Nacht in Mailand, er sei eine Warnung an diejenigen, die ihre wahre Natur betrügen und einem besseren Leben nachjagen.

Zwar ist es der Protagonist, der sich selbst betrügt, dem besseren Leben scheinen allerdings vielmehr alle anderen hinterherzujagen. Damit treiben sie den gewissenhaften Mann in die moralische Enge und lassen ihm kaum eine andere Wahl, als den Weg in die Dunkelheit zu beschreiten. Da sind es nämlich die Familienangehörigen, allen voran seine Ehefrau Viviana (Linda Caridi), und am Ende natürlich auch der schlecht bezahlte Job, der dafür sorgt, dass er und sein Kollege sich auf die riskanten Aufträge einlassen. Anfänglich kreiert der Regisseur dadurch noch eine spannende und bedrohliche Situation, die sich allerdings ziemlich schnell in Wohlgefallen auflöst, sich sogar nahezu auserzählt anfühlt. Nicht zuletzt eben auch, weil das Drehbuch schon im ersten Akt den schicksalhaften Moment vorwegnimmt. Dort, wo nämlich klar wird, dass Franco den Tatort und die Opfer bereits gesehen haben muss, gibt der Regisseur dem Szenario somit nicht mehr viel Spielraum.

Nicht viel Spannung

Als die Auftraggeber, der Diamantentransport und der Hinterhalt ins Spiel kommen, sind die beteiligten Figuren derart eindeutig und eindimensional gezeichnet, dass man kaum mehr eine Überraschung zu erwarten hat. Bis also der Film nach seinem Rückblick wieder am aktuellen Zeitgeschehen der letzten Nacht angekommen ist, mäandert die Geschichte durch die Modemetropole, die sich im Kontrast von noblen Hochhäusern und den eingezwängten Randgebieten zumindest atmosphärisch passend gar nicht so glanzvoll zeigt. Hauptdarsteller Pierfrancesco Favino (World War Z, Illuminati) versucht derweil, die Zerrissenheit, die Verzweiflung und die Angst seines Charakters spürbar zu machen, was ihm aufgrund des Drehbuchs jedoch nur bedingt gelingt.

Lediglich einen einzigen Augenblick weiß der Regisseur mit unerträglicher Spannung und einer bedrohlichen Ahnungslosigkeit auszustatten. Da ist es nämlich die Vorahnung von Franco, dass der Hinterhalt geplant aus den eigenen Reihen stammen könnte und er daraufhin eine Telefonnummer wählt, die er zuvor bei einem anderen Opfer am Tatort gefunden hat. In Zeitlupe folgt die Kamera seinem Blick, die Anspannung und die Schweißperlen vermag man hier regelrecht selbst zu spüren, wenn die versammelten Kollegen (die Korruption auch schon mal mit einem resignierten Schulterzucken begegnen) in die Taschen greifen. Aber nicht wegen des Anrufs, sondern um sich dann eine Zigarette anzuzünden. Ein seltener Moment, in dem Di Stefano die Dramatik, das Unbehagen und die Aussichtslosigkeit seines in die persönliche Hölle absteigenden fatalistischen Helden ganz im Sinne des Genres zu zeigen versteht. Sonst präsentiert sich dessen Noir -Thriller doch deutlich zu spannungsarm und wirkt am Ende vielmehr wie ein besserer TV Krimi.

Credits

OT: „L’ultima notte di Amore“
Land: Italien
Jahr: 2022
Regie: Andrea Di Stefano
Drehbuch: Andrea Di Stefano
Musik: Santi Pulvirenti
Kamera: Guido Michelotti
Besetzung: Pierfrancesco Favino, Linda Caridi, Antonia Gerardi, Francesco Di Leva, Camilla Semino Favro, Marin Montero Baez, Wang Fei, Pang Bo, Shi Yang Shi, Xu Ruichi

Bilder

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Die letzte Nacht in Mailand
fazit
„Die letzte Nacht in Mailand“ überzeugt zumindest auf technischer Ebene. Bilder eines wenig glamourösen Mailands verhelfen dem Krimi-Thriller immerhin zu einem Hauch konfliktgeladener, bisweilen dramatisch hilfloser Atmosphäre. Schlussendlich ein solider Krimithriller, der mit ausdrucksstärkeren Charakteren und einer subtileren Erzählweise noch deutlich überzeugender gewesen wäre.
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