Meine erfundene Frau Just Go for It
© Sony Pictures

Meine erfundene Frau

Meine erfundene Frau Just Go for It
„Meine erfundene Frau“ // Deutschland-Start: 24. Februar 2011 (Kino) // 12. Juli 2011 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Die geplante Hochzeit des jungen Arztes Danny Maccabee (Adam Sandler) platzt aufgrund der Untreue seiner scheinbar bald Angetrauten (Jackie Sandler). Durch Zufall findet er jedoch heraus, dass der bereits gekaufte Ehering ihm dabei behilflich ist, andere Frauen aufzureißen. Viele sind bereit, mit dem vermeintlich verheirateten Mann, der von seiner angeblichen Frau misshandelt wird, die Nacht zu verbringen. Genauer gesagt: Jeweils eine Nacht. Länger will Danny sich auf niemanden einlassen, um nicht wieder enttäuscht werden zu können. Über zwanzig Jahre lang hat er mit dieser Masche Erfolg. Dann trifft er eines Tages die junge Palmer (Brooklyn Decker) – ohne dabei seinen Ring zu tragen. Sie scheint anders zu sein und es funkt zwischen den beiden. Nach einer gemeinsamen Nacht entdeckt sie jedoch das Schmuckstück und ist entsetzt.

Da Danny Gefühle für sie entwickelt hat, will er die Sache aufklären, bekommt aber von ihr zunächst keine Gelegenheit dafür. Deshalb besucht er sie später mit einer zurechtgelegten Geschichte: Die Scheidung von seiner Frau sei bereits eingereicht, da sie ihn betrogen hatte. Palmer verzeiht ihm, möchte die zukünftige Ex jedoch kennen lernen. Panisch rekrutiert Danny seine Praxismanagerin Katherine (Jennifer Aniston), die ihre Rolle bei einem Dinner zu dritt glaubwürdig verkörpert – bis sie dann am Schluss einen Anruf von ihren Kindern (Bailee Madison, Griffin Gluck) erhält. Da Palmer davon ausgeht, es handele sich um die gemeinsamen Nachkommen, muss Danny sein Netz aus Lügen weiter spinnen, was letztendlich dazu führt, dass alle zusammen nach Hawai reisen …

Lügen wir einfach weiter

„Kill your darlings“ ist ein Ratschlag, der vor allem Regisseuren und subsequent Editoren gegeben wird. Damit ist gemeint, bestimmte gedrehte Szenen nicht mit in den fertigen Film aufzunehmen. Szenen, in die sich der Regisseur sozusagen verliebt hat. Die Gründe dafür können vielfältig sein, meistens werden solche Entscheidungen mit Hinblick auf die Gesamtlaufzeit getroffen. Es könnte aber auch sein, dass eine für sich großartige Szene schlicht nicht zum restlichen Film passen will. Die Phrase wäre aber auch in einem anderen Department gut aufgehoben. Ist etwas erst einmal gedreht und damit (paradoxerweise immer noch nur im metaphysischen Sinne) greifbar, fällt es tatsächlich schwierig, sich davon zu trennen. Bei bloßen Worten auf dem Papier lässt sich das Nachtrauern wesentlich einfacher verkraften. Wenn Drehbuchautoren bestimmte Momente nicht in ihren Skripten verewigten, würden sie dem Publikum nicht zugänglich gemacht werden können, selbst wenn der Schnittmeister es nicht übers Herz brächte, sich ihrer zu entledigen. Ironischerweise geht die Aussage auf den William Faulkner zurück, der sie auf das Schreiben von Geschichten bezog.

In Meine erfundene Frau gibt es eine Szene, die sowohl von Autoren als auch sonstigen Verantwortlichen wohl so sehr geliebt wurde, dass sie es durch alle Instanzen bis auf die große Leinwand geschafft hat. An der Szene als solcher gibt es nichts auszusetzen: Während sich Palmer und Danny kennen lernen, erwischt sie ihn bei einer kleinen Lüge. Sie belehrt ihre neue Bekanntschaft daraufhin, dass sie so etwas leicht durchschauen kann und rät zur Ehrlichkeit. Das wiederum bringt den Schwerenöter dazu, sich ihr zu öffnen, mehr in ihr zu sehen. Die beiden kommen sich näher als anfangs gedacht. Der Mann, der über zwei Dekaden lang nur gelogen hat, sieht hier eine Chance, sein schändliches Leben hinter sich zu lassen. Eine Frau, die merkt wenn er nicht er selbst ist, die merkt wenn er sich verstellt, war anscheinend genau das, was er brauchte. Das ist eine grundsolide Ausgangssituation für eine romantische Komödie mit etwas ernsterem Ton. Die nächsten anderthalb Stunden werden wir dann Zeuge davon, wie er und sein Umfeld ihr mit den absurdesten Geschichten die Hucke volllügen, ohne dass sie auch nur den leisesten Zweifel daran anmeldet. Tja nun.

Insgesamt unterhaltsam

Der englische Originaltitel Just Go with It wirkt nicht nur daher eher wie eine augenzwinkernde Aufforderung an den Zuschauer. Hier muss vieles tatsächlich einfach hingenommen werden. Es hätte zwar schon geholfen, Palmer nicht als menschlichen Lügendetektor einzuführen, aber auch so verlangt der Film dem Publikum einiges an Kulanz ab. Wem das an die Hand gegebene Motto nicht ausreicht, der kann in der Erklärung Genugtuung finden, dass beinahe sämtliche Charaktere hier einfach keine sehr intelligenten Menschen sind.

Jennifer Aniston überzeugt, Nicole Kidman überzeugt. Während Bailee Madison in der Rolle der aspirierenden Jungschauspielerin mit aufgesetztem britischen Akzent manche Leute zu nerven scheint, ist sie doch eines der komödiantischen Highlights des Films. Wer da nicht lachen kann, hat vermutlich keine Seele. Ansonsten ist der Humor in Meine erfundene Frau nicht übermäßig witzig, aber insgesamt doch recht unterhaltsam. Der Streifen ist allerdings etwas zu lange geraten, gerade im letzten Drittel finden sich überflüssige Szenen. Im Grunde ist es eine der „Adam Sandler und Freunde machen Urlaub in … und ihr dürft dabei zuschauen“-Produktionen. In Urlaubsreif ging es nach Südafrika, hier eben nach Maui.

Credits

OT: „Just Go with It“
Land: USA
Jahr: 2011
Regie: Dennis Dugan
Drehbuch: Allan Loeb, Timothy Dowling
Musik: Rupert Gregson-Williams
Kamera: Theo van de Sande
Besetzung: Adam Sandler, Jennifer Aniston, Nicole Kidman, Nick Swardson, Brooklyn Decker, Bailee Madison, Griffin Gluck, Dave Matthews, Kevin Nealon, Jackie Sandler, Keegan-Michael Key

Bilder

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Meine erfundene Frau
fazit
Wer bei einer Komödie eine logiklückenfreie Geschichte erwartet, ist vielleicht generell im falschen Genre, bei „Meine erfundene Frau“ aber definitiv beim falschen Film. Wer sich trotz einiger Schwächen auf ihn einlassen kann, wird sich hier jedoch für ein ganzes Weilchen gut unterhalten fühlen.
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