Blutholz TV Fernsehen ZDF arte Mediathek
© Hannes Hubach/Schiwago Film/ZDF/arte

Blutholz

Blutholz TV Fernsehen ZDF arte Mediathek
„Blutholz“ // Deutschland-Start: 13. Januar 2023 (arte)

Inhalt / Kritik

Als in Siebenbürgen, Rumänien der Manager einer deutschen Holzfirma spurlos verschwindet, wird der Ex-Soldat Hans Schüssler (Joachim Król) hinzugezogen. Nicht nur dass er darauf spezialisiert war, Menschen ausfindig zu sparen. Er selbst kommt aus der Gegend, auch wenn seine Erinnerungen an damals alles andere als gut sind. Noch immer wird er von seinen Erinnerungen an seine Gefangenschaft heimgesucht, zumal vieles von damals ungeklärt geblieben ist. Hinzu kommt, dass die Menschen vor Ort nur wenig kooperativ sind, darunter Katja Schöne (Alina Levshin), die Anwältin der Holzfirma. Aber da ist auch Silvia Dancu (Désirée Nosbusch), seine Jugendliebe, die sich für das Amt der Bürgermeisterin beworben hat und in ihm alte Wunden wieder aufreißt …

Die Wunden der Vergangenheit

Es gehört zum Krimigenre oft zwingend dazu, dass er sich mit der Vergangenheit beschäftigt. Schließlich gilt es in den Filmen meist, ein Verbrechen aufzuklären und damit die Vergangenheit zu rekonstruieren. Dann und wann geht es aber noch deutlich darüber hinaus, wenn das Verbrechen nur ein Symptom einer weit zurückliegenden Vergangenheit ist. Besonders beliebt in dem Zusammenhang sind bei hiesigen Krimiproduktionen Geschichten aus der DDR. Tatort: Totes Herz war kürzlich so ein Beispiel. Allein deshalb schon ist das auf arte und im ZDF ausgestrahlte Blutholz einen Blick wert, wenn wir uns hier in Siebenbürgen herumtreiben, ein rumänisches Gebiet mit langer und doch hierzulande wenig beachteter deutscher Vorgeschichte.

Wobei der Film durchaus in der Gegenwart angesiedelt ist und etwas zu dieser zu sagen hat. Genauer bezieht sich der Titel darauf, wie die Holzfirma mit fragwürdigen Mitteln arbeitet, worunter gerade auch die lokale Bevölkerung zu leiden hat. Profit wird hier groß geschrieben, während der ökologische Aspekt nicht interessiert. Die Minderheit der Roma sowieso nicht, da geht man im Zweifel über Leichen. All das sind Punkte, die Blutholz im Laufe der gut anderthalb Stunden anspricht und miteinander verwebt. Und wem das noch nicht reicht, für den gibt es eine tragische Vorgeschichte, ohne die man heutzutage offensichtlich nicht mehr auskommt. Schüssler wird als Wrack beschrieben, der sich seinen Schmerz mit Alkohol wegsäuft. Wenn die Anwältin Schöne wenig von dem älteren Herren hält, dann ist das durchaus nachvollziehbar.

Nicht subtil, aber atmosphärisch

Klingt nach viel Stoff? Ist es. Und doch gelingt es Regisseur und Co-Autor Torsten C. Fischer, der zuvor unter anderem an den Tatort-Folgen Liebe mich! und Vier Jahre gearbeitet hat, das alles so zusammenzuführen, dass es noch einigermaßen hält. Nicht alles davon überzeugt gleichermaßen. So setzt er in Blutholz auf diverse Klischees und Stereotype, was nicht unbedingt Ausdruck größter Kreativität ist und an manchen Stellen etwas langweilt. Subtilität sollte man sich ohnehin nicht erhoffen, weder beim Inhalt noch der Inszenierung. Da ging es ganz offensichtlich in erster Linie darum, eine erwünschte Wirkung zu erzielen, weswegen man nicht vor den dicksten Brettern zurückschreckte, die der Siebenbürgener Wald so hergibt.

Aber es ist eben auch recht atmosphärisch, was Fischer da gemeinsam mit seinem Team zusammengezittert hat. Es gibt stimmungsvolle Aufnahmen des Hinterlandes, bei denen man selbst ohne viel Worte spürt, dass hier eine reiche Vorgeschichte begraben liegt. Außerdem ist Joachim Król eine Idealbesetzung für die Rolle des hartnäckigen, kaputten Schnüfflers, der gleichzeitig Jäger und Gejagter ist. Er verleiht seiner Figur so viel Tiefe und Tragik, dass es dann fast schon egal ist, wenn in Blutholz nicht sehr viel passiert. Man sieht ihm trotzdem gerne zu. Und man sieht gern darüber hinweg, wenn die eigentliche Auflösung nicht so interessant ist wie die besagten Themen, die zusammengeworfen wurden. Denn bei der Reise in die Welt der Schatten, der vergrabenen Leichen und weggesperrten Traumata spielt das Ende schon fast keine Rolle mehr.

Credits

OT: „Blutholz“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Torsten C. Fischer
Drehbuch: Torsten C. Fischer, Alexander Buresch
Musik: Fabian Römer
Kamera: Hannes Hubach
Besetzung: Joachim Król, Désirée Nosbusch, Alina Levshin, Geo Dobre, Anja Schneider, Peter Franke, Alexander Beyer, Orodel Olaru, Bogdan Ciubuciu

Bilder

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Blutholz
fazit
„Blutholz“ begleitet einen kaputten Ex-Soldaten, der das Verschwinden eines Managers aufklären soll. Der Kriminalfall wird dabei schnell zur Nebensache, wenn es um deutlich mehr Themen geht – und um die Aufarbeitung der Vergangenheit. Das lässt manchmal Originalität und Subtilität vermissen, ist aber atmosphärisch und toll gespielt.
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