Not Okay Disney+
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Not Okay

Not Okay Disney+
„Not Okay“ // Deutschland-Start: 12. August 2022 (Disney+)

Inhalt / Kritik

Eigentlich wollte die angehende Autorin Danni Sanders (Zoey Deutch) ja nur ein bisschen Aufmerksamkeit von ihren Mitmenschen. Vor allem von ihrem Kollegen Colin (Dylan O’Brien), der als Influencer für dasselbe Online-Magazin wie sie arbeitet, würde sie sich da mehr wünschen. Um ihn zu beeindrucken, beschließt sie, eine Woche lang nach Paris zu reisen und Geschichten von ihrem Aufenthalt zu erzählen. Es muss ja niemand wissen, dass sie nicht wirklich gefahren ist und die ganzen Bilder mit Photoshop erstellt wurden. Als Paris ausgerechnet in dieser Woche zur Zielscheibe eines schweren terroristischen Anschlags wird, rückt sie ungewollt in die Rolle des Opfers, das diesen Anschlag überlebt hat. Damit wird sie schnell zur Sensation und freundet sich mit Menschen an, die ähnliches durchgemacht haben. Darunter ist auch Rowan Aldren (Mia Isaac), die einen Amoklauf an der Schule überlebt hat. Doch je berühmter Danni wird, umso stärker nagen an ihr die Lügen. Und umso schwieriger wird es, die Täuschung aufrechtzuerhalten …

Die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit

In Zeiten sozialer Medien war es noch nie so einfach berühmt zu werden. War man früher zumindest noch gezwungen, irgendwo hinzugehen und etwas zu tun, um auf sich aufmerksam zu machen, müssen viele nicht mehr ihre eigenen vier Wände verlassen. Man braucht nicht einmal ein besonderes Talent. Das geht im Internet oft auch ohne. Gleichzeitig ist es diese vermeintliche Leichtigkeit, mit der alle es zu etwas bringen, die Unzählige dazu verleitet, ebenfalls ihr Glück zu versuchen. Die Folge: Es gibt einen mörderischen Wettkampf, da es naturgemäß nur einige schaffen können. Das Glitzerbild des Influencers bzw. der Influencerin hat gleich in mehrfacher Hinsicht nichts mit der Realität zu tun. Das wiederum ist für spöttische Filme eine Steilvorlage, wie der neue Disney+ Titel Not Okay beweist.

In ihrem zweiten Film als Regisseurin und Drehbuchautorin weiß die eigentlich als Schauspielerin bekannt gewordene Quinn Shephard (The Miseducation of Cameron Post, Midnight Sun – Alles für dich) diese Steilvorlage auch zu nutzen. Dabei erzählt sie in Not Okay nicht von einer dieser üblichen versnobten Influencerinnen, die sich selbst ständig in Szene setzen und ansonsten alle mit Verachtung strafen. Stattdessen sehnt sich die Protagonistin nur nach Aufmerksamkeit. Das ist erst einmal nicht verwerflich, es dürfte praktisch niemanden geben, der sich das nicht hin und wieder wünscht. Und sei es von dem Menschen, für den das eigene Herz schlägt. Eine Parisreise vorzutäuschen ist da schon deutlich kniffliger. Andererseits sind Auftritte in den sozialen Medien oft dermaßen geschönt und erlogen, dass die Grenzen fließend sind, welche Lügen gehen und welche nicht.

Ein Opfer, das keins ist

Interessant wird es ab dem Zeitpunkt, wenn Danni definitiv eine Grenze überschritten hat, indem sie sich als Opfer eines Anschlags ausgibt. Dies war so nicht geplant, ganz so tief sinkt sie dann doch nicht. Sie genießt aber die Aufmerksamkeit so sehr, dass sie die Wahrheit nicht über die Lippen bringt. Das erinnert an die norwegische Komödie Sick of Myself, bei dem eine junge Frau alles Mögliche auf sich nimmt, um eben als Opfer Aufmerksamkeit zu bekommen. Ganz so weit wie dort geht es in Not Okay dann aber doch nicht. Auch wenn der Film immer wieder als Satire und schwarze Komödie verkauft wird: Im Vergleich zu dem eben genannten Titel ist das hier dann doch eher harmlos. Da liegt der Film den üblichen romantischen Komödien näher, bei denen eine Lüge zu jeder Menge Chaos führt, bevor sie am Ende obligatorisch in Wohlgefallen aufgelöst wird.

Not Okay unterscheidet sich von diesen Filmen dadurch, dass hier nicht ganz so viel Zuckerguss draufgespachtelt wird. Selbst wenn Shephard nie so weit geht, wie es das Szenario erlauben würde, so lässt sie ihre Protagonistin nicht so leicht vom Haken. Außerdem ist das Thema um Anschläge, Amokläufe oder auch Verluste im Allgemeinen natürlich um einiges schwerer, weshalb es einige starke Schlenker hin zum Drama gibt. Die sind sehenswert, gerade auch wegen der Leistung von Mia Isaac (Lass mich nicht gehen) als traumatisiertem Opfer, das schwer unter dem Verlust zu leiden hat. Allgemein sind die schauspielerischen Darstellungen auf einem guten Niveau. Besonderen Spaß macht ein kaum wiederzuerkennender Dylan O’Brien (Love and Monsters) als Karikatur eines Influencers, der nicht das ist, was er nach außen hin zu sein scheint – wie das meiste in dem Film.

Credits

OT: „Not Okay“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Quinn Shephard
Drehbuch: Quinn Shephard
Musik: Pierre-Philippe Côté
Kamera: Robby Baumgartner
Besetzung: Zoey Deutch, Mia Isaac, Nadia Alexander, Embeth Davidtz, Karan Soni, Dylan O’Brien

Bilder

Trailer

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Not Okay
Fazit
„Not Okay“ macht sich zunächst über Influencer und Influencerinnen lustig, wenn diese für mehr Aufmerksamkeit alles tun und behaupten würden. Interessant wird es, als eine Grenzüberschreitung die Komödie stärker in Richtung Drama wandern lässt – was dank des guten Ensembles problemlos funktioniert.
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