It Is In Us All
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It Is In Us All

It Is In Us All
„It Is In Us All“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Als der Londoner Hamish Considine (Cosmo Jarvis) nach Irland fährt, bedeutet das für ihn eine Begegnung mit seiner Vergangenheit. Nicht nur dass seine verstorbene Tante ihm dort ein Haus hinterlassen hat, welches er sich genauer ansehen möchte. Auch seine Mutter stammte aus dem Ort. Was als schöne kleine Reise angedacht war, stellt sich jedoch bald als ziemlicher Alptraum heraus, als er in einen Autounfall verwickelt wird. Während er selbst mit einem gebrochenen Arm davonkommt, stirbt der Fahrer des zweiten Wagens – ein Jugendlicher. Während Hamish versucht, das Erlebte zu verarbeiten und auch mehr über seine Mutter zu erfahren, macht er die Bekanntschaft von Evan (Rhys Mannion). Denn auch er war bei diesem Unfall dabei …

Wahrheitssuche hinter der Fassade

Man kann Antonia Campbell-Hughes sicherlich nicht vorwerfen, dass sie jedes Mal dasselbe macht. So fing die gebürtige Nordirin bereits in jungen Jahren damit an, Kleidung zu entwerfen. Später erlangte sie als Schauspielerin Bekanntheit, war etwa als Entführungsopfer Natascha Kampusch in 3096 Tage zu sehen, trat auch in dem Horrorfilm The Canal auf. Offensichtlich reichte ihr das aber noch nicht, weswegen sie sich nun auch daran versucht, eigene Geschichten zu erzählen. Bei It Is In Us All schrieb sie das Drehbuch und führte Regie. Sie spielt auch selbst in dem Film mit. Wobei sie sich dabei mit einer kleineren Rolle begnügt, es hier also mal nicht darum geht, dass Schauspieltalente sich selbst irgendwelche Traumrollen auf den Leib schreiben.

Stattdessen lässt sie dem britischen Musiker und Schauspieler Cosmo Jarvis (Lady Macbeth, Funny Face) den Vortritt. Tatsächlich ist dieser Dreh- und Angelpunkt ihres Langfilmdebüts: kaum eine Szene in It Is In Us All, in der er nicht zu sehen ist. Oft ist Campbell-Hughes ganz nah an ihm dran, so als wollte sie Schicht für Schicht von ihm abtragen und zum Kern kommen. Das passt natürlich zu einem Film, bei dem es maßgeblich auch darum geht, das Unausgesprochene und Unterdrückte ans Tageslicht zu befördern. Das betrifft nicht nur Hamisch selbst, bei dem schon recht früh klar wird, dass das mit dem Sprechen nicht so sein Ding ist. Auch andere halten zurück. Dessen Vater weigert sich zum Beispiel, über die Mutter des Protagonisten zu sprechen. Evan wiederum tut auf geradezu befremdliche Weise so, als würde ihn das mit dem Autounfall gar nicht betreffen.

Verloren im Vagen

Das alles gibt dem Film Anleihen eines Mystery-Thrillers, bei dem es darum geht, vergangene Geheimnisse aufzudecken. Irgendetwas ganz Schlimmes wird noch geschehen, daran lässt die Atmosphäre keinen Zweifel. Und doch ist It Is In Us All, das auf dem South by Southwest Festival 2022 Weltpremiere feierte, nicht diese Art Film. Was sicherlich größere Teile des Publikums irritieren wird: Es gibt kaum Antworten auf die Fragen, die sich mit der Zeit notgedrungen auftürmen. Und auch im Hinblick auf die Handlung ist der Film recht sparsam. Ein Großteil dieser besteht darin, dass Hamish und der deutlich jüngere Evan durch die Gegend streifen, sich über alles Mögliche unterhalten und dabei doch oft davor zurückschrecken wirklich konkret zu werden.

Die etwas fragmentarische Erzählweise, die vieles in Andeutungen packt und darin belässt, wird durch sagenhafte Aufnahmen ergänzt. Kameramann Piers McGrail (We Have Always Lived in the Castle, Son) verwandelt die irische Gegend in ein mystisches Land voll rauer Natur und Geschichten, die zu Erde und Stein geworden sind. Und selbst wenn wir uns innerhalb der Gebäude aufhalten, bekommt It Is In Us All zuweilen eine surreale Anmutung. Wer Filme gern allein der Atmosphäre und des visuellen Erzählens wegen schaut, für den ist das Drama mit Thrillerelementen daher ein Traum. Die selbstzerstörerische Art des Protagonisten und die unheilvolle Stimmung, die er auf seiner Reise immer wieder demonstriert, sorgen für die Art Spannung, welche einem die Handlung vorenthält. Auch wenn es zwischendurch regelmäßig Lichtblicke gibt, die andeuten, es könnte ein Leben danach geben, schwingt immer ein Fatalismus mit, das Gefühl einer Unausweichlichkeit, so sehr die Figuren auch versuchen davonzulaufen. Das stark Physische von Jarvis trifft auf kaum greifbare Nebenschwaden, in denen sich die Hauptfigur zunehmend verliert.

Credits

OT: „It Is In Us All“
Land: Irland
Jahr: 2022
Regie: Antonia Campbell-Hughes
Drehbuch: Antonia Campbell-Hughes
Musik: Tom Furse
Kamera: Piers McGrail
Besetzung: Cosmo Jarvis, Rhys Mannion, Claes Bang, Antonia Campbell-Hughes, Isaac Heslip

Bilder

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It Is In Us All
Fazit
„It Is In Us All“ begleitet einen Mann, der in die Heimat seiner Mutter fährt und dort einen Alptraum erlebt. Der Film wirkt dabei wie ein Mysterythriller, ist aber doch mehr ein Drama um Trauma und unterdrückte Gefühle. Für ein Publikum, das Handlung und klare Antworten braucht, ist das nichts. Die unheilvoll-mystische Stimmung in Verbindung mit sagenhaften Bildern machen das Regiedebüt aber unbedingt sehenswert.
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