Eine harte Tour TV Fernsehen Das Erste ARD
© WDR/RoxyFilm/Oliver Oppitz/Marco Nagel

Eine harte Tour

Eine harte Tour TV Fernsehen Das Erste ARD
„Eine harte Tour“ // Deutschland-Start: 26. Februar 2020 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Der Schock ist groß, als Clemens (Benjamin Sadler) plötzlich stirbt, die Folge einer Herzattacke. Dennoch beschließen drei befreundete Paare – Martina (Elena Uhlig) und Ronny (Roeland Wiesnekker), Daniela (Victoria Mayer) und Dominik (Moritz Führmann), Ulrike (Anna Schudt) und Jonas (Thomas Loibl) –, eine bereits geplante Wanderung in den Pragser Dolomiten durchzuführen. Dort wollen sie am Ende in einer Gipfelkapelle zum Gedenken ein Foto von Clemens aufhängen. Auch Alexa (Anna Unterberger) ist mit am Start, die deutlich jüngere zweite Frau des Verstorbenen. Das stößt jedoch nicht unbedingt bei allen auf Begeisterung, zumal da ja auch noch Ex-Frau Corinna (Juliane Köhler) ist, die er Alexa wegen verlassen hat …

Eine streitbare Zusammenkunft

Wann immer Menschen gezwungen sind, aus dem einen oder anderen Grund näher zusammenzurücken, kann sie das zusammenschweißen. Genauso kann es aber auch passieren, dass diese Nähe zu großen Konflikten führt. Weihnachten oder andere Familienfeste sind dafür berüchtigt, dass Besinnlichkeit und Streit eng beieinander liegen. Eine harte Tour erzählt von einer ungewöhnlichen Form dieses Szenarios. Hier ist es weniger ein konkreter Ort, in dem die Protagonisten und Protagonistinnen zusammen eingesperrt sind. Stattdessen wird die Schicksalsgemeinschaft dadurch definiert, dass die Figuren zusammen in den Bergen unterwegs sind. Grundsätzlich sind sie damit schon frei. Und doch können sie einander nicht entkommen, weder physisch noch psychisch.

Entsprechend konfliktreich gestaltet sich der gemeinsame Ausflug. Von Anfang an ist klar, dass diese Zusammenkunft nicht lange glücklich sein wird. Die Spannungen sind zu spüren, werden teilweise auch offen angesprochen. Über kurz oder lang muss es da irgendwie knallen. Zunächst meint man noch, dass dies ausschließlich Alexa betrifft, die vor dem Tod Clemens’ von den anderen noch geduldet wird, jetzt aber offen zur Zielscheibe von Feindseligkeit wird. Aber es geht eben nicht nur um sie. Je weiter der Film voranschreitet, umso mehr eskaliert die Situation. Ganz genüsslich treibt Eine harte Tour die Figuren auf einen Abgrund zu, unterscheidet dabei auch nicht mehr zwischen den Einzelnen. Das ist dann doch mehr der kollektive Wahnsinn, der die Gruppe befällt.

Aus Freude an der Eskalation

Das ist natürlich völlig überzogen, soll es auch sein. Drehbuchautorin Dominique Lorenz (Eine Liebe später) nutzt die Gelegenheit, um alles ins Absurde zu drehen und dabei die Figuren bloßzustellen. Das kann Spaß machen, sofern man selbst eine voyeuristische Ader hat oder auch sich daran erfreut, wenn Leute die hässlichen Seiten von sich zeigen. Denn von denen gibt es hier einige. Tatsächlich sympathische Menschen sind in Eine harte Tour kaum zu finden. Es geht höchstens darum, inmitten diesen individuellen wie kollektiven Morasts das kleinste Übel zu finden. Wer das ist, darüber darf nach Lust und Laune gestritten werden. Vermutlich ändert sich das auch im Laufe des Films, wenn die Allianzen innerhalb der Gruppe im Sekundentakt wechseln.

So richtig lustig ist das Ergebnis dennoch nicht. Immer wieder sind da Szenen dabei, bei denen man höchstens erahnen kann, dass es sich um eine Komödie handeln soll. Da waren die verbalen Kleinkriege in Eingeschlossene Gesellschaft unterhaltsamer. Tiefgang darf man ohnehin nicht erwarten. Weder hat Lorenz etwas Interessantes über die menschliche Natur zu sagen, noch überzeugt die obligatorische Annäherung, wenn man sich plötzlich dann doch wieder gut findet. Daran kann auch das talentierte Ensemble nichts ändern. Dafür gibt es schöne Aufnahmen, mit denen Eine harte Tour Lust macht, selbst einmal eine Wandertour zu starten. Vorzugsweise jedoch mit einer Begleitung, die einen nicht ständig mit ihrer nörgeligen bis aggressiven Art zur Weißglut treibt.

Credits

OT: „Eine harte Tour“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Isabel Kleefeld
Drehbuch: Dominique Lorenz
Musik: Kall Kollektiv
Kamera: Martin Langer
Besetzung: Anna Schudt, Juliane Köhler, Anna Unterberger, Benjamin Sadler, Thomas Loibl, Moritz Führmann, Victoria Mayer, Roeland Wiesnekker, Elena Uhlig

Bilder

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Eine harte Tour
Fazit
Eine Freundesclique startet eine Wanderung in die Berge, um sich auf diese Weise von einem Verstorbenen zu verabschieden. Das klang eigentlich besinnlich. Stattdessen soll „Eine harte Tour“ eine Komödie sein, was dem Film aber nicht so oft gelingt, wie es wünschenswert gewesen wäre. Da der Inhalt zudem Tiefgang vermissen lässt, bleibt ein zwar schön bebilderter, aber nicht wirklich überzeugender Film.
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