Spell
© Paramount Pictures

Spell (2020)

Inhalt / Kritik

„Spell“ // Deutschland-Start: 22. Juli 2021 (Kino) // 23. September 2021 (DVD/Blu-ray)

Eigentlich war Marquis (Omari Hardwick) zusammen mit seiner Frau Veora (Lorraine Burroughs) und den beiden jugendlichen Kindern Samsara (Hannah Gonera) und Tydon (Kalifa Burton) auf dem Weg zum Begräbnis seines Vaters. Groß ist die Lust nicht, zumal sein Verhältnis zu ihm immer schwierig gewesen ist und er seine Vergangenheit eigentlich hinter sich lassen wollte. Doch dann kommt es anders: Das von ihm selbst gesteuerte Kleinflugzeug gerät in einen Sturm und stürzt ab. Als Marquis wieder zu sich kommt, findet er sich auf dem Dachboden von Ms. Eloise (Loretta Devine) und Earl (John Beasley) wieder, von seiner Familie keine Spur. Und das ist nicht das einzige, was ihn beunruhigt, hantiert Eloise doch mit eigenartigen Puppen herum, die magische Kräfte haben sollen …

Der Horror des ländlichen Amerikas

Eigentlich sollte man meinen, inzwischen hätte es sich herumgesprochen, dass ein Ausflug in ländliche Regionen der USA mit einer Todesgefahr einhergehen. Das betrifft jedoch weniger wilde Tiere als vielmehr wilde Menschen. Die sogenannten Backwoods-Filme, in denen die Protagonisten und Protagonistinnen auf ihrer Reise durchs Hinterland finsteren bis degenerierten Leuten in die Hände fallen, gehören fest zum Horrorgenre dazu. Werke wie The Texas Chain Saw Massacre oder Wrong Turn – dort waren es heruntergekommene Kannibalen, die über ahnungslose Reisende herfallen – verbreiteten erfolgreich Angst und Schrecken, zogen diverse Fortsetzungen und Remakes nach sich.

Bei Spell ist das eher weniger zu erwarten, der ebenfalls diesem Subgenre zugerechnet werden kann. Dafür ist das Ergebnis nicht überzeugend genug. Erneut geht es um Stadtmenschen, die eigentlich nur kurz durch das abgeschiedene Land wollten, dann aber in diesem gefangen werden. Ein paar Punkte sind es, die diesen Film von obigen oder ähnlich gelagerten Beispielen unterscheiden. Zum einen stammt Marquis selbst aus einer ländlichen Gegend. Wenn er auf dem Weg zur Beerdigung seines Vaters Horrorqualen durchstehen muss, dann geht das bei ihm mit einer Konfrontation seiner eigenen Vergangenheit einher. Das hätte prinzipiell interessant sein können, um zu untersuchen, wie sehr wir von unseren Wurzeln geprägt sind. Hier läuft es aber nur auf diverse Flashbacks hinaus, welche die Geschichte nicht nennenswert vorantreiben.

Willkommen in einer freundlichen Hölle

Das andere bedeutende Unterscheidungsmerkmal ist hier, dass es eben nicht gegen Kannibalen oder andere messerwetzende Brutalos geht. Stattdessen ist Eloise eigentlich recht freundlich und hilfsbereit, scheint alles dafür zu tun, dass Marquis wieder auf die Beine kommt. Das ist nett. Weniger nett ist, dass mit der Frau ganz offensichtlich etwas nicht stimmt. Was da nicht stimmt und worum es geht, wird zwar durch den Titel Spell angekündigt. Aber man ließ sich bei dem Film doch noch Zeit mit allem, bis der zweite offensichtliche Vergleich sich ankündigt – der mit Misery. In beiden Fällen kümmert sich eine Frau um einen verunglückten, ans Bett gefesselten Mann. In beiden Fällen wird mit der Zeit klar, dass hinter der freundlichen Fassade Abgründe lauern, dazu noch die Bereitschaft zu weniger gesundheitsförderlichen Maßnahmen, wenn es die Umstände erfordern.

Mit der oscarprämierten Darstellung von Kathy Bates kann es Loretta Devine zwar nicht aufnehmen. Ihr Auftritt als schrulliger, irgendwie unangenehmer Engel kann sich aber schon sehen lassen. Tatsächlich ist sie eines der besten Argumente, weshalb man sich Spell anschauen kann. Das Setting des Speichers, welchen wir im weiteren Verlauf kaum noch verlassen, ist ebenfalls brauchbar. Regisseur Mark Tonderai (House at the End of the Street) setzt auf viel Dunkelheit und Schmutz, zeigt zudem eine Vorliebe für eine erdrückende orange-bräunliche Farbgebung. Abwechslungsreich ist das natürlich nicht, trägt aber doch zum allgemeinen, etwas unwirklichen Gefühl des Unwohlseins bei.

Zu wenig Ideen

Dennoch: So richtig spannend ist Spell nicht. Das liegt zum einen daran, dass Drehbuchautor Kurt Wimmer nicht wirklich viel eingefallen ist. Zwar ist das Mittel von Eloise mal etwas anderes, wenn sich heidnische Elemente in den provinziellen Wahnsinn mischen. Tatsächlich genutzt wird das aber kaum. Es gibt die übliche Abfolge von Spurensuche und Fluchtversuch, wenn Marquis sein Schicksal wieder in die eigenen Hände nehmen möchte. Für ihn selbst mögen die Ereignisse ganz unvorstellbar sein. Als Zuschauer und Zuschauerin weiß man aber immer ziemlich genau, was als nächstes geschieht. Und auch bei der Inszenierung fehlen die Ideen, wie man sich vielleicht auch mal etwas anders der Geschichte annähern kann. Zu mehr als Durchschnitt reicht das deshalb am Ende nicht, trotz einiger stylisch-fürchterlicher Momente.

Credits

OT: „Spell“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Mark Tonderai
Drehbuch: Kurt Wimmer
Musik: Ben Onono
Kamera: Jacques Jouffret
Besetzung: Omari Hardwick, Loretta Devine, John Beasley, Lorraine Burroughs, Hannah Gonera, Kalifa Burton

Bilder

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In „Spell“ verunglückt eine Familie in einer ländlichen Gegend der USA, der Vater wird von einem freundlichen, zugleich unheimlichen Paar bei sich aufgenommen und gepflegt. Die Genre-Vorbilder sind nicht zu übersehen, eigene Ideen größtenteils Mangelware. Dank einer gut gespielten Antagonistin kann man sich das dann zwar anschauen. Richtig viel verpassen würde man aber nicht.
5
von 10