Paper Tiger Papiertiger
© Pidax Film

Papiertiger

Inhalt / Kritik

Paper Tiger Papiertiger
„Papiertiger“ // Deutschland-Start: 12. September 1975 (Kino) // 25. Juni 2021 (DVD)

In Kulagong, einem Staat in Südostasien, wird der Brite Walter Bradbury (David Niven) ins Büro des japanischen Botschafters Kagoyama (Toshiro Mifune) bestellt. Der mit seinem Militäreinsatz und seinen zahlreichen Heldentaten prahlenden Bradbury soll den Sohn des Botschafters, Koichi (Kazuhito Ando), unterrichten, da die Familie in den nächsten Jahren gedenkt nach Großbritannien umzusiedeln. Bis dahin soll nicht nur Koichis Kenntnisse in Englisch aufpoliert und erweitert werden, sondern er soll auch in der britischen Kultur unterrichtet werden, wofür Bradbury mehr als geeignet zu sein scheint. Während eines Empfangs in der Botschaft lernt er zudem den deutschen Reporter Günther Müller (Hardy Krüger) kennen, dem er vergeblich mit seinen Militärgeschichten zu imponieren versucht. Auch Kagoyama hat derweil Zweifel an den Geschichten Bradburys, doch da Koichi ihn als Lehrer akzeptiert hat, mischt er sich nicht ein, gerade weil die Zustände im Land ihm gerade andere Sorgen machen.

Bereits beim Empfang bekommt Bradbury einen ersten Eindruck von der angespannten politischen Lage, als Kagoyama beinahe Opfer eines Anschlags wird. Dennoch ignoriert er bei den Ausflügen mit Koichi die Sicherheitsregeln der Botschaft, sodass er und der Junge bei einer Tour in den Park entführt und als Geisel genommen werden. Während die Terroristen den Kontakt mit Kagoyama herstellen, der ihren Forderungen, politische Gefangene zu entlassen, Nachdruck verleihen soll, muss sich Bradbury seiner Vergangenheit und damit der Wahrheit über seine Person stellen.

Heldenbilder

Der englische Regisseur Ken Annakin ist in erster Linie für seine zahlreichen Abenteuerfilme sowie seine Arbeiten für Walt Disney bekannt. Mit Papiertiger, basierend auf einer Romanvorlage von Jack Davies, der auch das Drehbuch zum Film schrieb, inszenierte Annakin eine Geschichte, die viele Elemente seines Schaffens verbinden sollte und darüber hinaus von der Begegnung westlicher mit östlicher Kultur spricht. International besetzt mit David Niven, Toshiro Mifune und Hardy Krüger überzeugt Papiertiger in erster Linie schauspielerisch, wobei thematisch vor allem das Spiel mit westlichen Heldenbildern interessant ist.

Um sich und Koichi von der Gefahr ihrer momentanen Lage abzulenken, lenkt Bradbury das Gespräch auf verschiedene andere Themen, so auch auf die Karriere des umstrittenen Sängers Al Jolson, dessen Talent zwar unbestritten war, doch dessen Auftritte mit schwarzem Make-up als wohl prominentestes Beispiel für Blackfacing zählen. Für Bradbury ist es ein Moment, in dem sich eine Selbsterkenntnis anbahnt, über die zahlreichen Geschichten, die er dem Jungen wie auch vielen anderen erzählt hat. Das Heldenbild ist Teil des Papiertigers, den David Niven spielt, eines Menschen also, der vorgibt etwas zu sein, was er eigentlich gar nicht ist und somit andere zu täuschen versucht. Niven spielt sehr beeindruckend einen Mann, der sich in seinem eigenen Netz aus Narrativen verheddert und nicht mehr die Kraft hat, sich herauszuwinden, wäre die Selbsterkenntnis anscheinend doch zu schmerzlich und beschämend.

Verwestlichung

In der Beziehung zu dem von Kinderdarsteller Kazuhito Ando gespielten Koichi entwickelt sich noch ein anderes, ebenfalls interessantes Thema, nämlich die Auseinandersetzung mit der Verwestlichung östlicher Kultur. Auch wenn manche der Lektionen und Scherze schlecht gealtert sind, stimmt die Chemie zwischen Niven und Ando, was ihren Szenen eine besondere Dynamik gibt, bei der nicht immer klar ist, wer nun der Mentor und wer der Schüler ist. Jack Davies Skript erzählt eine Entwicklungsgeschichte, die in der Auseinandersetzung mit jenem Heldenbild und der eigenen Kultur mündet, welche scheinbar vermischt werden, ohne dass der Konflikt zwischen den beiden gelöst wäre.

Generell mag man behaupten, dass der Begriff Papiertiger in mehr als nur einer Hinsicht zu Annakins Film passt. Während die Abenteuergeschichte, nach einer etwas zähen ersten Hälfte, vor sich hin plätschert, werden die Bezüge zur politischen Lage in den Hintergrund gedrängt, was in einem mehr als zweifelhaften Finale gipfelt, was die positive Note, die das Ende haben soll, doch arg verdüstert.

Credits

OT: „Paper Tiger“
Land: UK
Jahr: 1975
Regie: Ken Annakin
Drehbuch: Jack Davies
Vorlage: Jack Davies
Musik: Roy Budd
Kamera: John Cabrera
Besetzung: David Niven, Toshiro Mifune, Hardy Krüger, Kazuhito Ando, Irene Tsu, Ivan Desny, Miiko Taka

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„Papiertiger“ ist eine Mischung aus Drama und Abenteuerfilm. Während die Darsteller, insbesondere Niven, sehr sehenswert sind, ist es der mutlose, teils etwas problematische Umgang mit Themen wie Terrorismus und Politik, die Ken Annakins Film daran hindert, etwas mehr zu sein als guter Durchschnitt.
6
von 10