Ushiku

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Inhalt / Kritik

Ushiku
„Ushiku“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Als vor ein paar Jahren ein ganzer Strom Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern nach Europa kam, stieß die Willkommenskultur nicht nur hierzulande bisweilen an ihre Grenzen. Dem Konzept von „Wir schaffen das“ wurden alsbald andere Slogans entgegengesetzt, die nicht nur auf vernünftige wirtschaftliche wie kommunale Faktoren pochten, was alleine schon bei der Logistik bei der Aufnahme vieler Menschen begann, sondern die Menschen, die vor Kriegen und Hunger flohen, mit Hass und Aggression begegneten. Hierbei taten sich nicht nur innerhalb eines Landes starke Diskrepanzen auf, was die Sichtweise auf dieses Thema angeht, denn auch in Europa an sich zeigten sich gewaltige Unterschiede, wenn es um die Aufnahme von Flüchtlingen geht. Bisweilen mochte man denken, viele Kulturen hätten gänzlich vergessen, dass auch in ihr wichtige Einflüsse keinesfalls „heimisch“ sind, sondern einem anderen Zusammenhang entspringen.

Dennoch sahen viele Politiker ein, dass es Zeit war zu handeln, sodass auf einem G7 Gipfel im Jahre 2017 Richtlinien beschlossen wurden, welche sich mit der Aufnahme und der Behandlung von Flüchtlingen befassen und welche aller Teilnehmerländer unterzeichneten. Auch Japan war darunter und verschrieb sich einem humanen Standard, wenn es um das Thema Flüchtlinge geht. Doch was sich in der Theorie gut anhört, sieht in der Praxis ganz anders aus. Von jeher ist die japanische Kultur eine auf Traditionen und Konformismus aufbauende Kultur, die nur wenig fremde Einflüsse zulässt oder diese direkt im Keim erstickt. In keiner Institution zeigt sich dies so deutlich wie dem Einwanderungszentrum Ushiku in der Nähe Tokios, welches eines von vielen Zentren ist, in denen Flüchtlinge oder Asylsuchende interniert werden. Der renommierte Dokumentarfilmer Thomas Ash nimmt sich in seinem neuen Film Ushiku, der auf der diesjährigen Nippon Connection zu sehen ist, dem Thema Einwanderungspolitik an, wobei er mit versteckter Kamera Insassen des Zentrums über mehrere Wochen lang besuchte. Das Ergebnis ist ein Film, der wütend und nachdenklich macht, der aber vor allem versucht, die Diskussion um das Thema von einem neuen Blickwinkel aus zu betrachten.

Gespräche durch die Glasscheibe

Im Kern konzentriert sich Ash in Ushiku vor allem auf die zahlreichen Interviews und Telefonate, die er mit den Insassen über einen Zeitraum von mehreren Wochen geführt hat. Die Männer aus unterschiedlichen Kulturen sprechen über ihre Biografie, was sie dazu bewogen hat, auszuwandern und schließlich in Japan versuchen, um Asyl zu bitten. Doch es geht nicht zuletzt um ihre jetzige Lage, die in jedem Fall ein bedrückendes Licht auf die Praxis der Einwanderungspolitik Japans wirft, die nach wie vor eher auf Abschreckung und Bestrafung setzt. Die Geschichten der Männer zeugen von Gewalt, Repression und einer generell unmenschlichen Behandlung, der sie schon seit langer Zeit unterzogen werden, bei der ihre Grundrechte systematisch verletzt werden und es ihnen noch nicht einmal gestattet ist, mit ihren Verwandten, geschweige denn mit ihren Anwälten über ihren Prozess zu reden.

Einige Bilder eines Insassen namens Claudio sowie die brutale Behandlung eines Mannes namens Peter zeigen erschreckende Einsichten in einer Wirklichkeit, von der weder die japanischen Mitbürger noch der Rest der Welt etwas wissen und die von den Behörden geflissentlich unter den Teppich gekehrt wird. Die teils heuchlerische politische Rhetorik der Verantwortlichen, welche vor allem im letzten Teil von Ushiku eine Rolle spielt, lässt tief blicken in eine Politik der harten Positionen gegen Einwanderung und die sich um den Menschen eher wenig kümmert. Doch letztlich sind es vor allem die Gesichter von Menschen wie Deniz, Nicholas oder Naomi, welche die eine Wahrheit aussprechen über Folter und Gewalt, die hinter verschlossenen Türen stattfindet.

Credits

OT: „Ushiku“
Land: Japan
Jahr: 2021
Regie: Thomas Ash
Musik: JACK, Komitetsu
Kamera: Thomas Ash

Bilder

Trailer

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„Ushiku“ ist eine Dokumentation über die erschreckende Realität der Einwanderungspolitik Japans. Thomas Ash greift mit seinem Film ein kontroverses Thema innerhalb der japanischen Kultur an und zeigt mutig auf, wo man anstatt mehr Härte und Angst auf Menschlichkeit und Diskurs setzten sollte.