Zardoz
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Zardoz

Inhalt / Kritik

Zardoz
„Zardoz“ // Deutschland-Start: 31. Oktober 1974 (Kino) // 8. Februar 2018 (DVD/Blu-ray)

Im Jahr 2293 ist nach einer Katastrophe von der Menschheit nicht mehr viel übrig geblieben. Während die einen unsterblich geworden sind und im Schutz des utopischen Vortex ein Leben im Luxus führen, bleibt für den Rest nicht viel übrig. Das als Barbaren geschmähte einfache Volk fristen in den kargen Außengebieten ein jämmerliches Dasein. Das wenige, das sie erwirtschaften, wird von den Unsterblichen eingesammelt, mithilfe der fiktiven steinernen Gottheit Zardoz. Doch eines Tages will Zed (Sean Connery), einer der brutalen Handlanger von Zardoz, sich nicht länger mit dieser Rolle zufriedengeben. Heimlich schleicht er sich an Bord des Kopfes und gelangt so nach Vortex. Dort trifft er auf Consuella (Charlotte Rampling) und ihre Assistentin May (Sara Kestelman). Während Consuella den Fremden am liebsten sofort vernichten würde, drängt May darauf, ihn am Leben zu lassen – verfolgt sie doch ganz eigene Pläne …

Ein Film wie kein anderer

Zardoz ist einer dieser Filme, die man gesehen haben muss, um sie glauben zu können. Und selbst wenn man ihn gesehen hat, bleibt die Unsicherheit, ob das jetzt alles gerade wirklich geschehen ist, zu eigenartig war das alles. Die Reaktionen waren und sind seit der Premiere 1974 deshalb auch gemischt. Während die einen das Werk als visionäre Allegorie feiern und den Mut hervorheben, etwas derart Bizarres auf die Beine gestellt zu haben, sehen andere darin höchstens prätentiösen Müll. Etwas, das von vorne bis hinten nicht funktioniert. An den Kinokassen floppte das Werk sowieso gnadenlos, und das obwohl mit Sean Connery ein echter Weltstar die Hauptrolle übernommen hatte.

Wobei ein Grund für das schlechte Abschneiden auch der gewesen sein könnte, dass Connery so gar nicht dem Bild entsprach, das man von ihm kannte. Seitdem er zehn Jahre zuvor in James Bond 007: James Bond jagt Dr. No seinen Einstand als britischer Geheimagent gegeben hatte, war er der Inbegriff des übercoolen Machos. Ein eleganter Alleskönner, vor dem die Männer zittern und dem die Frauen zu Füßen liegen. In Zardoz trägt er hingegen einen roten Slip, lange schwarze Lederstiefel und einen ewig langen Pferdezopf, was alles nicht unbedingt vorteilhaft ist. Man muss es dem schottischen Schauspieler auch durchaus anrechnen, dass er bereit war, für diesen Film mit seinem Image zu brechen und eine derart lächerliche Erscheinung freiwillig auf sich zu nehmen.

Zwischen Anspruch und Trash

Und Connerys inzwischen legendäres Erscheinungsbild ist nicht das einzig Groteske in dem Film. Bei vielem hier darf man sich fragen, ob es das erklärte Ziel von Regisseur und Drehbuchautor John Boorman war, das Publikum zum Lachen zu bringen. Gleichzeitig verfolgte der Filmemacher aber durchaus inhaltliche Ambitionen. In der Tradition literarischer Dystopien wie Schöne neue Welt nutzte er ein Science-Fiction-Umfeld, um ganz grundsätzlich Gesellschaftskritik zu äußern. Wenn hier eine kleine Elite ein Leben im Luxus führt, indem sie andere ausbeutet oder gegeneinander ausspielt, dann ist das kein sonderlich subtiler Kommentar zu den Auswüchsen des Kapitalismus. Trotz des gewöhnungsbedürftigen Drumherums gibt sich Zardoz da ganz klassisch.

Interessanter ist, wie der Film mit dem Thema Religion umgeht. Dass die Unsterblichen einen primitiven Kult um die Steingottheit Zardoz – abgeleitet von The Wizard of Oz – erfinden und nutzen, um die einfache Bevölkerung unterdrücken zu können, ist eigentlich schon ziemlicher Sprengstoff. Eine reine Religionskritik ist der Film deshalb aber noch nicht, dafür verfolgt Boorman das Ziel nicht konsequent genug. Stattdessen geht es dann später um die Frage, ob Unsterblichkeit erstrebenswert ist und der Luxus, den sich die wenigen erschaffen haben, tatsächlich glücklich macht. Was er offensichtlich nicht tut, sonst gäbe es nicht die Revolution in den eigenen Reihen.

Faszinierend, aber nicht wirklich gut

Einen Mangel an Themen kann man Boorman also sicherlich nicht zum Vorwurf machen. Wohl aber, dass er keinen Weg fand, das alles auch irgendwie zusammenzubringen. Zardoz ist weniger ein Film als vielmehr ein Zufallsgenerator, der die unterschiedlichsten Themen, Bilder und Stimmungen ausspuckt. Hier ist alles möglich oder auch nicht möglich, Trash und Arthouse liegen näher beieinander, als man es erwarten durfte oder konnte. Dieser willkürliche Mischmasch ist zweifelsfrei auf seine Weise faszinierend. Man darf sogar ein bisschen nostalgisch werden, wie seinerzeit noch wild drauflosexperimentiert werden konnte, ohne mit festen Schablonen nach Erfolgsmuster zu arbeiten. Etwas Vergleichbares würde heutzutage kaum mehr gedreht werden, zumindest nicht mit solchen Stars. Trotz der vielen interessanten Ansätze ist diese Science-Fiction-Vision letztendlich aber „nur“ eine Kuriosität, die kaum wegen ihrer Gesamtqualität in Erinnerung bleibt. Da war der thematisch verwandte Animationsfilm Der phantastische Planet doch deutlich stimmiger.

Credits

OT: „Zardoz“
Land: USA
Jahr: 1974
Regie: John Boorman
Drehbuch: John Boorman
Musik: David Munrow, Ludwig van Beethoven
Kamera: Geoffrey Unsworth
Besetzung: Sean Connery, Sara Kestelman, Charlotte Rampling, John Alderton, Niall Buggy, Sally Anne Newton, Bosco Hogan

Bilder

Trailer

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Hohe Kunst oder übler Trash? Wenn in „Zardoz“ ein brutaler Kämpfer gegen Unsterbliche, falsche Götter und später einen Supercomputer rebelliert, dann ist das vollgestopft mit gesellschaftlichen und philosophischen Themen. Nur findet das alles nicht sinnvoll zusammen, die bizarre Optik macht den Science-Fiction-Film endgültig zu einer legendären Kuriosität.
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von 10