The Resident – Ich sehe dich
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The Resident – Ich sehe dich

Inhalt / Kritik

The Resident – Ich sehe dich
„The Resident“ // Deutschland-Start: 10. Februar 2011 (DVD/Blu-ray)

Für die junge Ärztin Dr. Juliet Devereau (Hilary Swank) steht fest: Sie braucht einen Neustart. Sie will weg von Jack (Lee Pace), von dem sie sich getrennt hat. Weg von der gemeinsamen Wohnung, wo er sie mit einer anderen betrogen hat. Zu ihrem Glück findet sie recht schnell eine neue Bleibe, ein geräumiges Loft-Apartment zum absoluten Schnäppchenpreis. Und auch der Hausherr Max (Jeffrey Dean Morgan), der sie zusammen mit seinem Großvater August (Christopher Lee) willkommen heißt, sorgt dafür, dass sie sich schnell wie zu Hause fühlt. Und doch, irgendetwas stimmt nicht so recht. So leidet sie plötzlich unter Schlafstörungen, fühlt sich beobachtet. Und auch Max verhält sich zunehmend eigenartig, nachdem sie ihn hat abblitzen lassen …

Wiedersehen zweier Legenden

Die Erwartungen an The Resident – Ich sehe dich waren im Vorfeld schon ein wenig höher, zumindest bei Genrefans. Schließlich handelte es sich um die erste Zusammenarbeit zwischen Dracula-Meister Christopher Lee und den legendären Horrorstudios von Hammer seit 45 Jahren. Eine Konstellation, der wir so manchen kleinen Klassiker zu verdanken haben. Nur  ist Hammer eben nicht gleich Hammer. Die Wiederbelebung des einst so glanzvollen Namens versteht sich zwar im Geiste der alten Gruselgeschichten. Bei Titeln wie Die Frau in Schwarz und The Lodge gelang es den Briten auch, an früher zu erinnern. Die Geschichte um eine Ärztin, die in eine neue Wohnung zieht, ist hingegen ganz schnell wieder vergessen, bleibt allenfalls als Enttäuschung im Gedächtnis hängen.

Eine davon ist, dass Lee in dem Film kaum zu sehen ist. Die wenigen Minuten verdienen allenfalls die Bezeichnung Gastauftritt und reichen kaum, um sein unheimliches Talent auszuspielen. Viel schlimmer ist aber, dass The Resident auch das Talent von Swank und Morgan kaum nutzt, obwohl die beiden die meiste Zeit über vor der Kamera standen. Die Schwächen sind dabei vorrangig durch das Drehbuch bestimmt, welches den beiden Figuren kaum etwas zu tun gibt. Juliet blickt entweder verwirrt oder erschrocken, wird größtenteils hilflos durch die Gegend gescheucht. Die Figur des Max ist im Vergleich zwar schon etwas interessanter, letztendlich aber ebenfalls recht eindimensional.

Das Warten auf den Knall

Dass er mehr ist als nur der freundliche und zuvorkommende Hausherr, geht dabei kaum als Spoiler durch. Das verrät schließlich schon der Blick aufs Cover. Bei Juliet dauert es naturgemäß länger, bis sie dahinter kommt. Schließlich spielt The Resident mit dem Wissen bzw. Nichtwissen, macht dem Publikum gegenüber Andeutungen, ohne dass die Protagonistin etwas davon mitbekommt. Ein solcher Wissensvorsprung kann ganz spannend sein. Hier führt es nur dazu, dass Regisseur und Co-Autor Antti Jokinen umständlich um den heißen Brei herumredet und mittels Flashbacks etwas zu erzählen versucht, indem er mehrfach dieselben Szenen zeigt. Sonderlich geschickt ist das nicht. Es führt letztendlich nur dazu, dass der Film in die Länge gezogen wird.

Wohl um die lange Wartezeit auszugleichen, eskalieren die Ereignisse gegen Ende hin. Schließlich darf auch ein psychopathischer Schwächling über sich hinauswachsen, wenn es darum geht, die Frau seiner Träume zu gewinnen. Das Ziel, die Spannung dadurch auf ein ganz neues Level zu bringen, scheitert jedoch. Vielmehr wird The Resident – Ich sehe dich so grotesk, dass lautstarkes Lachen eine sehr viel wahrscheinlichere Reaktion ist als das Knabbern von Fingernägeln. Jokinen, der hiermit sein Langfilmdebüt gab, hat sichtlich Schwierigkeiten mit der Balance und dem Aufbau einer kontinuierlichen Spannungskurve. Es ist nicht einmal so, dass er der ohnehin schon nicht besonders interessanten Geschichte um einen Stalker visuell neue Facetten abgewinnen würde. Das hat man dann doch alles schon woanders gesehen.

Verschwendetes Potenzial

Wie eine solche Geschichte sehr viel besser umgesetzt werden kann, das beweist der spanische Genrevertreter Sleep Tight. Auch dort zeigte ein Mann ein etwas zu großes Interesse an dem Leben der anderen sowie einen eklatanten Mangel an Respekt vor der Privatsphäre. Die Darstellung war jedoch deutlich intensiver, mit einer stärkeren Emotionalität und auch perfideren Ideen. Wenn The Resident – Ich sehe dich nichts Vergleichbares gelingt, ist das schade um das stimmungsvolle Setting. Es ist vor allem schade um das namhafte und profilierte Ensemble, das in dieser Mischung aus Horror und Thriller wie auf verlorenem Posten wirkt. Dieses hätte – ebenso wie das Publikum – mehr verdient als diese fade Schlaftablette.

Credits

OT: „The Resident“
Land: UK
Jahr: 2011
Regie: Antti Jokinen
Drehbuch: Antti Jokinen, Robert Orr, Erin Cressida Wilson
Musik: John Ottman
Kamera: Guillermo Navarro
Besetzung: Hilary Swank, Jeffrey Dean Morgan, Lee Pace, Aunjanue Ellis, Christopher Lee

Bilder

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In „The Resident – Ich sehe dich“ zieht eine junge Ärztin in eine neue Wohnung, die schön scheint, um wahr zu sein – es am Ende auch ist. Der Film scheitert an der Aufgabe, daraus Spannung erzeugen zu wollen, ist über weite Strecken langweilig, dann wieder überzogen. Schade um das schöne Setting und das namhafte Ensemble.
3
von 10