Der ewige GAU? 10 Jahre Fukushima
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Der ewige GAU? 10 Jahre Fukushima

Inhalt / Kritik

Der ewige GAU? 10 Jahre Fukushima
„Der ewige GAU? 10 Jahre Fukushima“ // Deutschland-Start: 9. März 2021 (ZDF)

Am 11. März erinnert sich die immer noch unter dem Eindruck der Corona-Pandemie stehende Welt an ein Ereignis, welches in vielen Köpfen vielleicht längst vergangen ist, dessen Folgen uns aber bis heute begleiten. Vor zehn Jahren wurde die Welt Zeuge einer Naturkatastrophe ungeheuren Ausmaßes, als Japan von einem Erdbeben der Stärke 9,1 auf der Richter-Skala heimgesucht wurde, gefolgt von einem mächtigen Tsunami, der viele Opfer forderte, Landstriche verwüstete und Menschen ihrer Existenz wie auch ihrer Heimat beraubte. Als wäre dies nicht schon schlimm genug, ereignete sich im Atomkraftwerk Fukushima-Daichi, maßgeblich betrieben von der Firma Tepco, ein weiteres Unglück, denn durch die Verwüstungen der beiden Naturkatastrophen war die Stromzufuhr blockiert und die Brennstäbe der vier Kammern des Werkes standen kurz vor der Schmelze. Zwar versuchte man seitens der japanischen Regierung wie auch vom Konzern aus, mithilfe internationaler Kooperationen das Schlimmste zu verhindern, doch der Super-GAU trat letztlich ein, sodass die Tragödie um Fukushima in die Geschichtsbücher eingeht als die schlimmste Atomkatastrophe seit dem Unglück von Tschernobyl.

Bereits vor zehn Jahren hatte der deutsche Dokumentarfilmer Michael Mueller zusammen mit seinem Kollegen Peter F. Müller eine Dokumentation für das deutsche Fernsehen über das Unglück von Fukushima gedreht. Nun kehrt er in Der ewige GAU? 10 Jahre Fukushima zurück zu dem Thema, wobei er neben einer Rekapitulation der Ereignisse auch den Langzeitfolgen der Katastrophe nachgeht, angefangen beim Leben der Japaner in den wenigen mittlerweile wieder besiedelten Gebieten um die Unglücksstätte bis hin zu Aspekten wie den deutschen Atomausstieg als eine internationale Reaktion auf die Ereignisse. Neben Aufnahmen aus seiner ersten Arbeit zu dem Thema Fukushima – Die Wahrheit hinter dem Super-GAU, welche nochmals die Chronologie der Ereignisse von 2011 nachverfolgen, kommen in Der ewige GAU? eine ganze Reihe von Experten, Repräsentanten der japanischen Regierung wie der ehemalige Premierminister Yukio Edano zu Wort, aber auch Repräsentanten von GREENPEACE, wie Heinz Smital oder Mitsuhisa Kawase, welche über die Folgen der Katastrophe für Mensch und Natur Auskunft geben.

Ein schweres Erbe

Neben den informativen Anteilen von Mueller Dokumentation sind vor allem die Daten, Erfahrungen und Erkenntnisse über die Langzeitschäden ein wesentlicher und hochinteressanter Aspekt für den Zuschauer. Vor allem durch die Vielfalt seiner Gesprächspartner und der Beachtung beider Seiten ergibt sich ein zwar noch immer lückenhaftes, aber dennoch aufschlussreiches Bild, welches gerade den heutigen Zuschauer daran erinnern soll, dass selbst ein industriell und wirtschaftlich weit entwickeltes Land wie Japan ein hohes Risiko eingeht, wenn es auf Atomkraft setzt, insbesondere, wenn es schon Bedenken seitens der Konstruktion von Werken wie dem in Fukushima gegeben hat. Dabei versteht sich Mullers Film keinesfalls als eine Art Mahnmal, sondern eher als ein Denkansatz, warum beispielsweise ein Land wie Deutschland den Ausstieg aus der Atomkraft gewagt hat, trotz aller Widerstände bis heute.

Besonders erschütternd sind vor allem die Bilder vom heutigen Japan, genauer gesagt von jenen Gegenden, welche seit ein paar Jahren wieder besiedelt sind. Während auf der einen Seite die Sicherheit der Bewohner propagiert wird, zeichnen auf der anderen Seite Menschen wie Kaori Suzuki, die zusammen mit vielen anderen besorgten Müttern und mithilfe von Wissenschaftlern, die Strahlenwerte in der Natur untersucht, ein anderes Bild. Solche Beiträge, kombiniert mit den Impressionen aus diesen Siedlungen, stellen in der Tat die Frage nach dem Umgang mit einer solchen Katastrophe, mit einem solchen schweren Erbe, welches, wie man vermutet, auf dem Rücken eben jener Kinder ausgetragen wird, die nun auf den Spielplätzen toben, die noch bis vor ein paar Jahren nicht betretbar waren.

Credits

OT: „Der ewige GAU? 10 Jahre Fukushima“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Michael Mueller
Drehbuch: Michael Mueller
Kamera: Robin Probyn, Andi Pattke, Paul Kraneis, Dennis Wienecke, Hamish Campbell

Bilder



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„Der ewige GAU? 10 Jahre Fukushima“ ist eine sehr informative und gedankenreiche Dokumentation, die nicht nur die Ereignisse rund um die Katastrophe von Fukushima rekapituliert und beleuchtet, sondern auch die teils noch unbekannten Langzeitfolgen untersucht. Pünktlich zum Jahrestag der Tragödie gibt Michael Mueller in seiner Dokumentation einen nachdenklichen wie auch ernüchternden Einblick auf den Umgang mit der Katastrophe wie auch dem Thema Atomkraft generell.