Familie Bundschuh im Weihnachtschaos
© ZDF/Volker Roloff

Familie Bundschuh im Weihnachtschaos

Kritik

„Familie Bundschuh im Weihnachtschaos“ // Deutschland-Start: 21. Dezember 2020 (ZDF) // 19. November 2021 (DVD)

Eigentlich freute sich Gundula Bundschuh (Andrea Sawatzki) schon auf Weihnachten, auf das Schmücken des Hauses, das Plätzchenbacken, das gemütliche Zusammensein mit der Familie. Wenn Letztere nur nicht dauernd Ärger machen würde. Als wäre es nicht schon anstrengend genug, dass es zwischen ihrem Bruder Hadi (Stephan Grossmann) und dessen Frau (Eva Löbau) nach ihrem Seitensprung mit Kinderfolge kriselt und diese jetzt bei ihnen wohnt. Auch ihre Schwiegermutter Susanne (Judy Winter) hat sich bei ihnen nach einem Unfall eingenistet, da Gundulas Mann Gerald (Axel Milberg) einfach nicht Nein sagen kann. Das wiederum gelingt Ilse (Thekla Carola Wied), Mutter von Gundula und Hadi, sehr gut, was die Lage nicht gerade vereinfacht. Da bleibt nur zu hoffen, dass es wenigstens mit ihren eigenen Kindern Ricarda (Amber Marie Bongard) und Matz (Mathis Wernecke) keine Probleme gibt …

Die Show muss weitergehen!

Bei erfolgreichen Buchreihen ist es natürlich naheliegend, sie in irgendeiner Form als Bewegtbild zu adaptieren, sei es in Form einer Serie oder einer Filmreihe. Eine bekannte Vorlage, die gleich Stoff für längere Geschichten liefert, das bedeutet schließlich erst einmal ausgesorgt zu haben. Dumm ist nur wenn die Adaption so erfolgreich ist, dass die Maschinerie des lieben Geldes wegen unentwegt weiterlaufen muss, das Original aber bereits aufgebraucht ist. Das zeigte sich besonders bei Serienadaptionen wie Fullmetal Alchemist oder Game of Thrones, die eigene Enden fabrizieren mussten, da es noch kein offizielles gab – was ziemlich daneben gehen kann.

Bei Familie Bundschuh im Weihnachtschaos gibt es in der Hinsicht jedoch Entwarnung. Nachdem die vier zugrundeliegenden Bücher von Andrea Sawatzki bereits in entsprechend viele Filme umgesetzt wurden, ein fünftes aber noch nicht in Sicht ist, erhielt dieses Mal die Drehbuchautorin Kerstin Cantz (Die Hebamme) den Auftrag, neuen Stoff im Stil der Vorgänger anzulegen. Wobei das in ihrem Fall natürlich einfacher war, da Sawatzki nicht nur als Hauptdarstellerin weiterhin mit an Bord war, sondern auch hinter den Kulissen genug Input liefern konnte. Auf diese Weise stellte sie sicher, dass man sich nicht zu weit vom Geist der Reihe entfernte, das alles wie aus einem Guss wirkt.

Auch sonst blieb vieles beim Alten. So kehrte nahezu das komplette Ensemble zurück, lediglich Sohn Matz wurde jetzt wieder von Mathis Wernecke gespielt, der diese Rolle auch schon im dritten Teil Ihr seid natürlich eingeladen verkörperte. Inhaltlich geht es sowieso wie immer darum, dass die Familie zu irgendeinem Event zusammenkommt, sich dabei in die Haare kriegt und irgendwie einen Weg finden muss, das Chaos wieder zu richten. Dieses Mal ist es eben wieder Weihnachten, was bei Familie Bundschuh Tradition hat. Schon der erste Film Tief durchatmen, die Familie kommt spielte vor fünf Jahren zum Fest der Liebe und brachte nicht immer liebevolle Seiten der Truppe zum Vorschein.

Die Komik des Kampfes

Familie Bundschuh im Weihnachtschaos richtet sich dann auch tendenziell eher an ein Publikum, das die letzten Jahre dabei gewesen ist. Der Rest wird erst einmal ein wenig brauchen, um die diversen Zugehörigkeiten zu verinnerlichen, wenn zwar alle irgendwie auf einem Haufen leben, dabei aber mit großen Distanzen zu kämpfen haben. Gegenseitiges Verständnis ist nicht unbedingt eine Stärke der Familienmitglieder. Soll es aber auch nicht, der Film lebt von den zahlreichen Reibungen, die sich aus den unterschiedlichen Charakteren, teils auch aus den gemeinsamen Erfahrungen ergeben. Richtig kompatibel sind hier nur die wenigsten. Bei der Zuneigung darf man auch das eine oder andere Fragezeichen setzen, man sieht relativ selten Szenen, in denen Figuren glücklich über die Anwesenheit der anderen sind.

Im Vergleich zu anderen, meist sehr kitschigen Weihnachtsproduktionen ist das schon eine gewisse Wohltat. Wenn sich Figuren hier annähern, dann hat das noch mit Anstrengung oder Arbeit zu tun, mit mühsam ausgehandelten Kompromissen oder zumindest Allianzen gegenüber Dritten. Das ist dann nicht unbedingt realistischer als bei der Heile-Welt-Berieselungsfraktion, aber doch unterhaltsamer, auch weil das Ensemble sich hier bewusst ist, dass die Figuren überzeichnet sind, und kräftig mitmachen. Vor allem der Gegensatz von Judy Winter und Thekla Carola Wied – die eine Großmutter ist verantwortungslos und lasziv, die andere verbittert und knallhart – funktioniert sehr gut. Und in der Mitte steht wie immer die wandelbare Sawatzki (Matze, Kebab und Sauerkraut, Schneewittchen am See), die verzweifelt versucht, das Kartenhaus um sich herum festzuhalten, während die anderen es rücksichtslos in die Luft sprengen.

Credits

OT: „Familie Bundschuh im Weihnachtschaos“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Thomas Nennstiel
Drehbuch: Kerstin Cantz
Musik: Jacki Engelken
Kamera: Nicolay Gutscher
Besetzung: Andrea Sawatzki, Axel Milberg, Amber Marie Bongard, Mathis Wernecke, Judy Winter, Thekla Carola Wied, Stephan Grossmann, Eva Löbau, Uwe Ochsenknecht

Bilder

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„Familie Bundschuh im Weihnachtschaos“ führt die Tradition der vorangegangenen Teile fort und zeigt den Chaostrupp bei einem Event, bei dem alles schief geht. Das ist alles überzeichnet, aber doch unterhaltsam, auch weil das Ensemble schön mitgeht und die diversen Reibungen und Kontraste auf die Spitze treibt.
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von 10