Assassins Brudermord in Kuala Lumpur
© Ascot Elite

Assassins – Brudermord in Kuala Lumpur

Inhalt / Kritik

Assassins Brudermord in Kuala Lumpur
„Assassins – Brudermord in Kuala Lumpur“ // Deutschland-Start: 26. Februar 2021 (DVD/Blu-ray)

In der Kriminalliteratur sowie in diversen Filmen ist die Theorie vom perfekten Verbrechen nach wie vor eine recht populäre These. Trotz der Fortschritte innerhalb der Kriminalistik, die es erlaubt, anhand weniger Spuren eine Nachverfolgung des Täters oder der Täter zu ermöglichen, bleiben dennoch viele Taten, egal ob Diebstähle, Erpressungen oder gar Morde, aus einer Vielzahl von Gründen unaufgeklärt. Manchmal sind die technischen Möglichkeiten einfach nicht ausreichend oder gar nicht gegeben, vielleicht ist es ein Versagen oder Unvermögen der Ermittler, die wichtige Details übersehen oder falsch interpretieren, sodass sich bestimmte, zielführende Zusammenhänge erst sehr viel später zeigen. Manchmal jedoch sind diese Verbindungen recht deutlich zu sehen und die eigentlichen Täter zeichnen sich schon ab, aber gerade in dieser Deutlichkeit des Verbrechens liegt vielleicht der Kern dessen, was man als perfektes Verbrechen bezeichnet, denn eine Tat in der Öffentlichkeit vermag doch viele Menschen zu täuschen.

In der Geschichte gibt es vieler solcher „perfekter Verbrechen“ oder solche, bei denen offenkundig höhere Mächte am Werk waren, welche durch ihr Zutun die eigentlichen Zusammenhänge verwischen konnten. So gehört wohl auch das Attentat auf Kim Jong-nam, den Halbbruder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un, in diese Kategorie und ist wohl einer der faszinierendsten und nach wie vor brisantesten Morde in der jüngeren Geschichte, welcher die eigentliche Macht sowie den Einfluss des nordkoreanischen Despoten demonstriert. Auch der US-amerikanischen Dokumentarfilmer Ryan White (Fragen Sie Dr. Ruth) war gebannt von der Geschichte um die jungen Frauen Siti Aisyah und Doan Thi Huong, welche eine zentrale Rolle in dem Attentat spielten und letztlich von den eigentlichen Drahtziehern als Sündenböcke missbraucht wurden. Noch während den beiden Frauen der Prozess gemacht wurde, reiste White mit seinem Team nach Malaysia, recherchierte, traf Angehörige, Journalisten und die Anwälte, und setzte alles daran, den Film vor Urteilsverkündung herauszubringen, glaubten doch alle Beteiligten seines Teams nach Sichtung der Beweise an die Unschuld Siti Aishyahs und Doan Thi Huongs.

Schachfiguren bei einem Streich

Bei der Sichtung der mutigen und engagierten Dokumentation Assassins wundert es wohl kaum einen Zuschauer, dass es Whites Film nicht leicht hatte, als es darum ging, einen Verleih für das fertige Projekt zu finden, ist die Angst vor dem repressiven Regime Nordkorea doch international sehr groß. Über Interviews mit vielen Beteiligten und einer ganzen Reihe von Archivmaterial rekonstruiert White den Fall, die Vorbereitung und die internationalen Verstrickungen, welche während des Prozesses und auch vorher schon eine gewichtige Rolle gespielt haben. Auf der einen Seite ist dies spannend, teils sogar sehr erschreckend, doch andererseits zeigt sich das Bild eines noch viel größeren Verbrechens, eines aus Neid und Missgunst, welches man eigentlich in einem Mafia-Film wie Der Pate erwarten würde. In diesem Kontext kommen einem die beiden jungen Frauen weniger wie Angeklagte, sondern eher wie Schachfiguren in einem Spiel vor, oder vielmehr Sündenböcke, denen man ein Verbrechen in die Schuhe schieben wollte.

Auch wenn man die Geschichte um den Prozess und dessen Ausgang kennt, zeigt sich das ganze explosive Potenzial einer Dokumentation wie Assassins in der unverblümten Positionierung für ein Narrativ sowie in der Aufdeckung einer Geschichte zweier Brüder, die sich mehr und mehr entfremdet hatten über die Jahre. Gerade vor dem Hintergrund, dass man als Außenstehender wenig Einblick in das wahre Nordkorea erhält, deutet sich in vielen Segmenten wie auch im Verlauf der Ermittlungen das wahre Ausmaß der Bedrohung an, die von einem Regime ausgeht, das selbst außerhalb seines eigentlichen Machtbereichs seine Fühler ausstrecken kann und Menschen für seine Belange einspannen kann.

Credits

OT: „Assassins“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Ryan White
Musik: Blake Neely
Kamera: John Benam

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„Assassins – Brudermord in Kuala Lumpur“ ist eine spannende und teils erschreckende Dokumentation über eines der wohl berüchtigtsten in der jüngeren Geschichte. Zwecks einer Vielzahl von Interviews und Beweisen informiert Ryan White seine Zuschauer über das Verbrechen, dessen Hintergründe und die Verbindungen in die Welt internationaler Politik, was nicht zuletzt ein düsteres Bild eines Regimes zeigt, dem jedes Mittel recht ist, wenn es darum geht, potenzielle Gefahren mundtot zu machen.